
Wo steht die Energiewende?
Windräder wohin wir schauen: Die Energiewende verändert Landschaft und Gesellschaft. Sie soll eine nachhaltige Versorgung mit Energie garantieren. Aber wie weit sind wir bisher gekommen? Diskutieren Sie mit dem Vorsitzenden der Expertenkommission der Bundesregierung Andreas Löschel, dem Thüga-Vorstandsvorsitzenden Ewald Woste und dem Direktor der “Agora Energiewende” Rainer Baake.

Zwischen Oberziel und Unterziel
Die Ziele der Energiewende sind langfristig angelegt, über Jahrzehnte. In den letzten zwei Jahren wurden vielfältige Maßnahmen auf den Weg gebracht, deren Wirkungen aber wegen des kurzen Zeithorizonts teilweise noch nicht ablesbar sind. Trotzdem werden die relevanten Handlungsfelder deutlich: Der Ausbau der erneuerbaren Energien verläuft bislang in allen Sparten – Strom, Wärme und Verkehr – erfolgreich. Insbesondere bei der Stromerzeugung liegt Deutschland deutlich über dem Zielpfad. Allerdings bedarf es einer besseren Systemintegration und Koordination mit dem Netzausbau. Auch die Energieeffizienz hat sich verbessert, es ist aber unklar, ob Deutschland sich bereits auf dem Zielpfad befindet. Dies gilt in besonderem Maße für den Gebäude- und Verkehrsbereich. Die Versorgungssicherheit im Bereich der Elektrizitätswirtschaft ist kritisch zu beurteilen, vor allem bei regionaler Betrachtung für Süddeutschland. Hier erscheinen die geplanten Kraftwerksinvestitionen mittelfristig nicht ausreichend. Ein beschleunigter Ausbau von Übertragungsnetzen kann diese Situation entschärfen. Obwohl hier wichtige Weichen gestellt wurden, sind derzeit Verzögerungen beim Netzausbau festzustellen. Der Stand der Energiewende ist also gemischt. Wichtig ist daher, die verschiedenen Ziele zu hierarchisieren: Was sind Oberziele der Energiewende, die unverrückbar zu erreichen sind, was sind flankierende, flexible Unterziele, die gegebenenfalls angepasst werden müssen.

Mehr Akteure als Antrieb
Die Energiewende ist zwischen zwei Welten gefangen: dem alten Energiemarkt-Design und dem noch nicht existierenden Markt-Design, das die Basis für eine langfristige Ausgestaltung der Energiewende wäre. Bis zum Jahr 2050 muss ein Volumen von jährlich fast 500 Milliarden Kilowattstunden aus regenerativen Quellen zur Verfügung stehen. Auf Dauer wird es einen Kraftwerkspark aus zwei Erzeugungskomponenten geben. Vor allem Wind- und Sonnenkraftwerke sollen rund 80 Prozent der Energie liefern. Auf der anderen Seite müssen konventionelle Bereitschaftskraftwerke dann einspringen, wenn die Erneuerbaren Energien in den jährlich rund 1.000 Stunden einer „dunklen Flaute“ nicht liefern können. Zwei Handlungsfelder stehen im Mittelpunkt: Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) hat seinen Auftrag zum Aufbau eines EE-Erzeugungsportfolios erfüllt. Aber für den weiteren großvolumigen Ausbau der EE braucht es ein EEG 2.0, das diesen steuerbarer und effizienter macht. Und bei der Frage, wie viele Bereitschaftskraftwerke nötig sind, müssen wir die Kunden einbeziehen. Sobald der Kunde über diese Leistungsvorhaltung nach dem Motto „Wer bestellt, bezahlt!“ entscheidet, entsteht unmittelbar ein höchst effizienter Markt für Handlungsalternativen. Und darum geht es: Wir brauchen eine Vielzahl von Akteuren unterschiedlichster Herkunft, um den Markt „Energiewende“ mit Lösungen zu füllen.

Im Netz der Energiewende: „Wir brauchen leistungsfähige Netze, die große Regionen verbinden“
Der Ausstieg aus der Atomkraft und der Umstieg der Stromversorgung auf Erneuerbare Energien ist beschlossene Sache. Jetzt geht es darum, wie die Energiewende umgesetzt wird. Die Energiewende wird hauptsächlich auf Wind- und Sonnenenergie basieren. Nur diese beiden Energieträger stehen in ausreichendem Maße zur Verfügung. Eine von uns veranlasste wissenschaftliche Untersuchung hat ergeben, dass es unter Kostengesichtspunkten egal ist, ob man Wind- und Solarkraftwerke vorzugsweise in den besonders wind- und sonnenreichen Bundesländern errichtet oder aber nah bei den Stromverbrauchern. Allerdings sollten die Ausbauziele der Bundesregierung für die Offshore-Windenergie reduziert werden. Dadurch ließen sich zwei Milliarden Euro pro Jahr sparen. Bei Wind- und Sonnenenergie richtet sich die Stromproduktion nach dem Wetter, sie ändert sich schnell und hat so gut wie keine Betriebskosten. Die Energiewende wird nur gelingen, wenn das restliche Stromsystem so umgebaut wird, dass es mit diesen Eigenschaften umgehen kann. Flexibilität heißt das Schlüsselwort. Wir brauchen vor allem flexible Back- up-Kraftwerke, leistungsfähige Netze, die große Regionen verbinden und damit fluktuierende Erzeugung ausgleichen und marktwirtschaftliche Anreize, um industrielle Stromnachfrage dem Angebot anzupassen. Langzeitspeicher brauchen wir erst, wenn der Anteil der Erneuerbaren bei etwa 70 Prozent liegt. Bis dahin gibt es kostengünstigere Lösungen.

Warum nichtsteuerbare Stromproduktion aus Wind und Sonne keine Alternative zur steuerbaren Stromerzeugung ist und auch nicht werden kann, fasse ich wie folgt zusammen: 1. Die Stromproduktion aus Sonne und Wind ist zeitlich nicht steuerbar und nur in 25% willkürlich verteilter Zeit möglich. Für den Strombedarf in ca.75% der Zeit wird eine Alternative gebraucht, entweder Strom aus Stromspeichern oder aus konservativer Stromproduktion. 2. Solange es keine praktikablen Stromspeicher gibt, müssen auch während der Stromproduktion aus Wind und Sonne, wegen deren Fluktuation konservative Stromproduktionsanlagen im Stand-by-Modus mitlaufen, um bei Wind- und Sonnenausfall oder -schwäche kurzfristig und manchmal auch sofort lieferfähig zu sein. 3. Speicher, wenn es sie einst geben sollte, werden genauso wie im Stand-by-Modus betriebene konservative Kraftwerke jeweils zu den normalen Produktionskosten immer zusätzliche Kosten verursachen. Deshalb wird Strom aus Wind und Sonne immer erheblich teurer sein als konservativ erzeugter Strom, auch wenn es irgendwann gelänge, die Wind- und Sonnenstromproduktionskosten den Kosten konservativer Stromproduktion anzugleichen. 4. Dies zeigt, dass aus systemimmanenten Gründen auch für die Zukunft Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit bei Wind- und Sonnenstrom ausgeschlossen sind, egal wie viel Photovoltaik- und Windkraftanlagen noch installiert werden. Es zeigt, dass die deutsche Volkswirtschaft im Verhältnis zu anderen Volkswirtschaften eine von der Politik implantierte Sonderlast zu tragen hat, die auf Dauer ihre Wettbewerbsfähigkeit zerstört. 2012 betrug die Sonderlast bereits ca. 17 Milliarden Euro, dieses Jahr werden es schon wesentlich mehr. www.olitikbetrachtung.de

Es mag ja das Los der Politiker sein, mit den \"Folgen\" von Entscheidungen leben zu müssen. Aber im Fall der Energiewende ärgert es mich maßlos, dass zwar die Grünen jahrzehntelang den totalen Ausstieg aus der Atom-Energie forderten, gleichzeitig die Entsorgung z.T. gewaltsam zu behindern suchten (Herr Trittin bekommt dafür keine Pluspunkte als ehemaliger Minister), aber nun, da eine \"feindliche\" Regierung diese Forderungen zu realisieren trachtet, so tut als hätten sie mit den unvermeidlich entstehenden Problemen nichts zu tun. Ein völliger, sofortiger Ausstieg hätte für Deutschland in einer Katastrophe geendet. Ein so einschneidender Umbruch sollte m.E. im Konsens aller Parteien realisiert werden. Stattdessen kochen die Länder ihre eigenen Suppen und die Parteien und Ineressengruppen ebenfalls. Ein gemeinsames Interesse scheint es nicht zu geben.

Hallo, auf Seite 4 zitieren Sie das Bundeswirtschaftsministerium mit der Aussage \" Die Energiewende könnte Deutschland bis zu einer Milliarde Euro kosten \". Entweder Sie oder das Ministerium oder beide sind mit dieser Zahl so weit weg von der Wirklichkeit, daß es einem nur schlecht werden kann. Hätten Sie 100 Milliarden, oder besser 1000 Milliarden Euro geschrieben, hätte das etwas mit der Realität zu tun. Solange die meisten Politiker und Journalisten in Führungspositionen den Unterschied zwischen KW und KWh, also zwischen Leistung und Arbeit, nicht kennen, wird Strom aus Wind und Sonne stets als grundlastfähig und damit als brauchbarer Ersatz für die bisherigen Grundlastkraftwerke aus Kernenergie und Kohle \"verkauft\". Das panikartige Abschalten der Kernkraftwerke, der ungezügelte und unkontrollierte Ausbau von Wind- und Sonnenkraft ist der größte wirtschaftlich Schwachsinn, den sich Deutschland nach dem Krieg geleistet hat, denn die notwendigen Alternativen sind nicht da. Man ist den 2. Schritt vor dem ersten gegangen. Die Folgen werden wir Alle erleben, siehe oben. Ich bin mir bewußt, das meine Aussagen nicht dem \"Mainstream\" entsprechen, aber ich muß nicht mehr damit rechnen, von Frau Merkel oder Herrn Trittin existenzbedrohend abgestraft zu werden.

Die Energiewende darf nicht nur eine Frage der Finanzierung sein. Klar ist, dass die ganze Welt auf Deutschland schaut. Bekommen wir es hin? Oder scheitern wir? Die Nuklearkatastrophe um das Atomkraftwerk Fukushima hat gezeigt, dass die vermeintlich saubere Energie lebensbedrohlich für den Menschen sein kann. Es muss ein Umdenken in der Bevölkerung stattfinden. Wollen wir günstigen Strom und damit abhängig sein von einer bedrohlichen Technologie oder nehmen wir die höheren Preise der Energiekonzerne in Kauf für eine bedenkenlosere Energieversorgung. Die \"German Energiewende\" wird richtungsweisend sein für nachkommende Generationen. Politik und Wirtschaft haben die Zügel in der Hand, daraus etwas Zukunftweisendes für die ganze Welt zu erreichen. Die Hoffnung stirbt zu letzt

Die Energiewende steckt in der Sackgasse, weil es kein Gesamtkonzept gibt: jeder wurstelt für sich herum: Stromkonzerne, Netzbetreiber, Politik, Gemeindewerke, private Anbieter. Was fehlt ist eine klare Zielsetzung durch die Bundesregierung und konsequente Koordination und Abstimmung miteinander sinnvoll vernetzter Maßnahmen

Die Energiewende steht noch ganz am Anfang. Die Politik will Zeit gewinnen um den Status Quo zu sichern, was die Energiekonzerne natürlich freut. Die Bürger haben nur Angst um die Preise.

Die Energiewende steckt in den Kinderschuhen. Leider ist das Thema in unserem Land zu stark ideologiebehaftet, deshalb wird es sehr schwer werden, die Wende vernünftig, für den Bürger einsichtig und finanzierbar herbeizuführen. Es ist z.B nicht nachvollziehbar, daß der sogen. Kleinverbraucher trotz gesunkener Strompreise mehr zahlen muß. Solange es derartige Ungereimtheiten gibt, ist mit einem Erfolg kaum zu rechnen. Warum wird die Atomernergie in Deutschland so verteufelt ?

Das EEG war so erfolgreich, dass die alten Monopolisten und ihre schwarz-gelbe Regierung (Laufzeitverlängerung!) jetzt die Panik bekommen und einen Deckel für Erneuerbare wollen. Nach 100 Jahren Planwirtschaft in der Energieversorgung mit Gebietsaufteilung beginnt jetzt der Markt mit dezentralen Anbietern, zum Teil in Bürgerhand. Der erste Schritt ist getan, aber Energieeeffizienz und Vermeidung gehören an die erste Stelle, dann intelligente Netze und dann die Ausdehnung auf Wärme, Mobilität et. Wir brauchen nicht 100% Erneuerbare, sondern mehr.

Der eingeschlagene Weg ist richtig, jedoch braucht alles seine Zeit!

Ganz am Anfang und vor riesigen Problemen! Das Verbot von Atomkraft und Subventionierung von alternativen Energien ist keine Energiewende, sondern verantwortungsloses, weil planloses Handeln des Staates zu Lasten von Bürgern und Unternehmen. Die Energiewende ist damit primär eine Auseinandersetzung mit den und Abmilderung der Folgen staatlicher Fehlentscheidungen denn ein großer Plan, die umweltverträgliche Energieversorgung im Industrieland Deutschland nachhaltig zu sichern.
Andreas Löschel, Ökonom und Vorsitzender der Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung