
Was kostet Wärme?
Die Heizkosten liegen bei etwa 0,07 Euro pro Kilowattstunde. Aber welche Kosten kommen noch hinzu? Und welchen Wert hat Wärme im menschlichen Miteinander?

Wer arm ist, kann sich keine Modernisierung leisten und zahlt mehr: „Reich versus Arm – die Schere öffnet sich auch beim Heizen.“
Raumwärme verschlingt 31% unseres Energieverbrauchs. Sie ist der größte Posten unserer Energiebilanz. Und der Teuerste: Für die meisten Haushalte war 2013 das teuerste Heizjahr der Geschichte. Allerdings nicht für alle: Hier die gut isolierten, mit modernen Heizanlagen ausgestatteten Neubauten und vollsanierten Altbauten, dort die kaum gedämmten, von alten Ölbrennern versorgten Bestandsbauten. Reich versus Arm – die Schere öffnet sich auch hier. Heute werden 49% der Wohnungen mit Erdgas geheizt, 29% mit Öl, der Rest mit Fernwärme (13%), Strom (5%), Wärmepumpen, Kohle oder Holz. Das größte Problem sind die alten Ölheizungen. Noch immer leisten wir uns den Luxus, fürs Heizen jährlich 13 Millionen Tonnen Öl zu verbrennen. Das entspricht einer Kette von Tanklastzügen von Hamburg bis Afghanistan. Kein Bauherr ist noch so waghalsig, eine Ölheizung einzubauen oder bei der Isolierung zu sparen. Überspitzt gesagt besteht das Problem ja nicht darin, Wärme zu erzeugen, sondern sie daran zu hindern, die Wohnung wieder zu verlassen. Schafft man das, reicht eine kleine Heizanlage aus. Öl und Gas werden im langjährigen Trend immer teurer werden, das bestreitet kein Experte. In den letzten zehn Jahren waren es +150% bei Öl, +50% bei Erdgas. Aber auch Holzpellets ziehen kräftig an. In schlecht gedämmten Häusern sind die Heizkosten zwei- bis fünfmal höher als im Neubau. Der Königsweg liegt auf der Hand: Energetische Sanierung ist allemal vernünftiger, als noch einmal 50 Jahre Öl und Gas durch den Schornstein zu jagen.

Meine Heizung kostet gar nichts: „Unsere Küchenabfälle und Grünzeug landen in einer Kleinst-Biogasanlage.“
Energie benötigt eine Produktionsfläche, eine Infrastruktur zur großflächigen Verteilung, ein Netzwerk in der Stadt, ein Netzwerk im Haus und eine Verteilung in der Wohnung. Es sind also nicht nur die 26 Cent, die durch den Zähler rauschen. In der Rechnung fehlen Infrastrukturkosten inklusive deren Wartung und Erneuerung. Vor diesem Hintergrund ist die dezentrale Erzeugung von Wärme eine der letzten Bastionen für mehr Verantwortung in Bürgerhand. Den Grundstein legte in den 1970er Jahren das französische Forstwirts-Ehepaar Ida und Jean Pain. Ihrer Zeit gut 40 Jahre voraus erdachten und benutzen sie Biomeiler.Diese Technik nutzen wir bei uns zuhause, angepasst an den Stand der Technik, seit meine Tante das Haus in den 1970er Jahren gekauft hat. Der Garten übernimmt die komplette Energieversorgung von vier Personen. Unsere Küchenabfälle und Grünzeug landen in einer Kleinst-Biogasanlage. Hinterm Haus tuckert ein kleiner Generator und erzeugt drei bis sechs Kilowatt Strom, die Heizung und Warmwasser laufen über den Biomeiler. Oder vereinfacht ausgedrückt: In unserem Komposthaufen steckt ein Wärmetauscher! Der so entstandene Strom und die Wärme lassen sich von der Entstehung bis zum erneuten Einsatz genau ermitteln. Für die Ökobilanz besonders vorteilhaft ist die Mehrfachnutzung der holzigen Grünabfälle. Sie werden nicht verbrannt, sondern stehen nach der energetischen Nutzung noch als hochwerti- ger Kompost zur Verfügung.

Fernwärme treibt unsere Wärmewende: „Fernwärme ist ein Schlüsselelement für den Umstieg auf Erneuerbare Energien.“
In Dänemark wird die Wärmeerzeugung zu großen Teilen durch Fernwärme gedeckt. Ungefähr 60 Prozent aller dänischen Haushalte beziehen Fernwärme. Sie ist ein Schlüsselelement für den Umstieg auf Erneuerbare Energien. Gleich mehrere Initiativen sind diesbezüglich in der dänischen Energiestrategie von 2012 vorgesehen. Durch die Nutzung Erneuerbarer Energien sowie der Weiterverwertung von Wärme bei der Müllverbrennung und in der Industrie sind die Heizkraftwerke eine treibende Kraft der grünen Transformation. In Kombination mit intelligenten Energiesystemen wird zudem eine sinnvolle Einbindung des unregelmäßig erzeugten Windstroms ermöglicht, der Wärme direkt oder mittels Wärmepumpen erzeugt. Die Fernwärme in unserem Land wird entweder in Fernwärmewerken oder in kombinierten Strom- und Wärmewerken produziert. Letztere verbrennen 30 Prozent weniger fossile Energieträger im Vergleich zur separaten Erzeugung von Strom und Wärme. Weil Fernwärme oft billiger ist als individuelle Wärmeerzeugung, zahlten im letzte Jahr weniger als ein Prozent der dänischen Fernwärmeabnehmer mehr, als sie die private Erzeugung mit Ölbrennern gekostet hätte. Im Vergleich zu den Kosten einer Gasheizung zahlten nur fünf Prozent mehr. Deshalb wird Fernwärme weiterhin eine wichtige Rolle im Energiesystem Dänemarks spielen. Sie sichert dessen Transformation zu einem intelligenten System, das einzig und allein durch Erneuerbare Energieträger gespeist wird.

Achtung, Fehlerquelle
Je nachdem, an welchem Punkt in der Wärmeversorgung die Kosten gemessen werden, unterscheidet sich das Ergebnis. Ich möchte das an einer Wärmeversorgung mit Erdgas verdeutlichen. Die reinen Energieträgerkosten liegen beispielsweise bei 0,07 €/kWh. Es fallen aber auch Zählergebühr, Anschlusskosten usw. an – wenn man diese Kosten auf die Kilowattstunde umlegt, liegt der Vollkostengaspreis bei 0,08 €/kWh. Dann wird der Wärmeerzeuger betrachtet. Ein Gaskessel hat Verluste, so dass die Energie insgesamt teurer wird. Bei einem Nutzungsgrad von 89 Prozent steigt der Wärmepreis auf 0,09 €/kWh. Die gleiche Überlegung kann man auch für das gesamte Netz im Gebäude anstellen, so dass die Wärme, wenn sie am Heizkörper ankommt, noch etwas teurer ist. Andere Aufschläge ergeben sich, wenn Anschaffungs-, Wartungs- und Instandhaltungskosten auf den Wärmepreis aufgeschlagen werden. Dann kann die Wärme aus diesem Kessel einen Vollkostenwärmepreis von 0,12 bis 0,15 €/kWh aufweisen. Diese Rechnung lässt sich für jede Art der Wärmeerzeugung aufstellen. Es ergeben sich jeweils vergleichbare Preise – bei immer anderer Preiszusammensetzung. Und auch Wärme, die man zum Beispiel nach einer Wärmedämmmaßnahme nicht mehr verbraucht, kostet. Wenn die Investition auf die gesparten Kilowattstunden umgelegt wird, ergeben sich „äquivalente Energiepreise“. Größenordnung der Ersparnisse bei wirtschaftlichen Maßnahmen: maximal 0,12 bis 0,15 €/kWh.

Der Verbrauch muss optimiert werden. Die größten Verbraucher der Heizwärme sind der Lüftungswärmebedarf, der schlechte U-Wert der Fenster und die automatische Anpassung an den Bedarf. Isolierorgien, wie es die EnEV 2014 vorschreibt, rechnen sich nur für die Unternehmen. Bei Neubauten muss er Einbau von Flächenheizungen gefördert werden. Die niedrigen Temperaturen bei z.B. Brennwertheizungen, Wärmepumpen und oder Solarunterstützung lassen die Erzeugungskosten sinken. Des weiteren müssen \"mini\"-Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gefördert werden. \"mini\" bedeutet ca. 80 - 100 m³/h

Die Investitionskosten einer neuen Heizung verhalten sich recht proportional zu den Energiesparpotenzialen. Je mehr die Heizung kostet, umso effizienter heizt sie also. Ähnlich dem Vorgehen eines profesionellem Anleger sollten die Überlegung nicht sein, wie die vorhandenen Mittel einzusetzen sind, sondern welcher Einsatz die beste Verzinsung erbringt. Als Faustregel gebe ich meinen Kunden stets zur Hand, dass je älter das Haus ist, umso mehr Renditemöglichkeiten gibt es, umso mehr lohnt es sich zu investieren. Die Kredite für energetische Sanierungen werden gefördert, idealerweise zahlen die Einsparungen bei den Heizkosten gleich die Raten ab.

Wenn ich mancherorts sehe wie in der Wohnung alle Türen offenstehen, die Heizung beim nach Hause kommen voll hochgedreht wird und wenns dann zu heiß wird mit dem Fenster wieder runtergekühlt: zu wenig.

Eine neue Heizung ist teuer, der umweltfreundlichste ist am teuersten. Das ist schade, denn nicht alle haben soviel Geld. Aber dann spart es auch viel Heizkosten. Ich muss noch sparen um zu sparen!

Im Winter ohne Mütze rausgehen

Bei was kostet Wärme finde ich schön, dass die Erzeugung oder Verlust gemeint sein können. Je nachdem wo man Subjekt und Objekt in der Frage sieht. Was die Wärme zu machen kostet, kann ich nicht genau beziffern. Welche Sachen allerdings Wärme kosten, weiß ich ganz genau wenn ich an der Balkontür vorbeilaufe!

Bei der Entscheidung für die richtige Heizungsart gibt es mittlerweile ja einige Alternativen. Hier sollte jeder für sich abwägen, ob Ökologie oder Ökonomie für ihn wichtiger ist. Angesichts der jüngste Entwicklung bei unserem Gaszulieferer Nr.1 wird deutlich, dass die kurzfristig ökonomische Entscheidung langfristig nicht doch die falsche war. Die Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe wie Gas oder Öl beängstigt mich. Alternativen sollten daher schnell gefunden werden und auch wenn diese anfangs subventioniert werden müssen, würde ich als Hausbesitzer ein Umrüsten gerne in Erwägung ziehen. Einige Jahre soll das Eigenheim ja noch stehen und meine Kinder freuen sich sicherlich auch noch über eine warme eigene Wohnung.

Um sowohl die Kosten für Wärme als auch den durch Wärmeproduktion verursachten CO2-Ausstoß zu senken, muss m.E. neben Einsparmaßnahmen wie der energetischen Gebäudesanierung vor allem das individuelle Verbrauchsverhalten hinterfragt und angepasst werden. Dies bedeutet bewusst, kontrolliert und sparsam zu heizen sowie warmes Wasser zu verbrauchen. Hier liegt denke ich, dass wahrscheinlich größte Einsparpotenzial.

Reibung erzeugt ja bekanntlich Wärme. Als Eigenheimbauherr und Familienvater verfüge ich über genug Erfahrung über reibende Kräfte bei der Realisierung unseres Eigenheimprojekts. Positiver wie negativer Natur, denn ein derartiges Vorhaben bringt Spaß und Herausforderungen zugleich. Um mir Beschwerden über fröstelnde Füße meiner Familie während des bekanntlich langen Berliner Winters zu erparen, setzte ich von vornherein auf das effektivste Energiekonzept. Eine Kombination aus effizienter Wärmedämmung und intelligentem Heizungseinbau- sowie verhalten sorgt nun dafür, dass meine Liebsten auch während strenger Temperaturen im wohlich warmen Wohnzimmer die Vorzüge unseres Eigenheims genießen können. Ich rate allen Häuslebauern sich frühzeitig mit verschiedenen Beheizungsmöglichkeiten vertraut zu machen, denn vom klassischen und durchaus romantischen Holzkamin bis zur Kraft-Wärme-Kooplung hat das German Engineering diverse interessante und zielführende Lösungen hervorgebracht. Wärme erzeugt Wohlsein. In diesem Sinne wünsche ich viel Vergnügen mit Ihrem Eigenheim.
Dr. Steffen Bukold, Gründer des Forschungs- und Beratungsbüros Energy Comment