
Warum fasziniert Geschwindigkeit?
Ob im Beruf, beim surfen im Internet oder auf der Straße: Geschwindigkeit fasziniert jung und alt. Woher rührt unsere Begeisterung für enorme Beschleunigung und Temporekorde?

Alles verschwimmt
Geschwindigkeit hat unser Leben geprägt: Sie verringert die Zeit zum Erreichen unserer Reiseziele. Kontinente, Länder und Städte rücken näher zusammen. Allerdings nimmt man die Geschwindigkeit nicht wahr, wenn man in einem Verkehrsflugzeug in zehn Kilometern Höhe unterwegs ist oder in 90 Minuten die Erde an Bord der internationalen Raumstation ISS umkreist. Wer dagegen mit 200 km/h über die Autobahn rast, für den ist nur das vor einem liegende Terrain scharf zu erkennen, während im peripheren Sichtfeld die Landschaft verschwimmt. Der Mensch kann gleichförmige Bewegungen, wenn überhaupt, nur mit seinen Augen wahrnehmen. Natürlich ist Geschwindigkeit auch immer mit Beschleunigung verbunden. Die wiederum können wir sehr wohl mit unseren Sensoren wahrnehmen. Beschleunigung vermittelt uns das Gefühl von Dynamik: In Kurven werden wir im Autositz nach außen gedrückt, unser Körper wird beim Looping mit einem Kunstflugzeug mit einem Vielfachen seines Gewichtes in den Sitz gepresst, ähnlich wie beim Start einer Rakete, wo man steigenden Beschleunigungskräften ausgesetzt ist. In weniger als neun Minuten beschleunigt man von 0 auf 7,6 Kilometer pro Sekunde und befindet sich im Weltraum, wo man die Kontinente gemächlich unter sich hinwegziehen sieht. Im vorletzten Jahrhundert war man davon überzeugt, dass Menschen Geschwindigkeiten über 50 km/h nicht aushalten. Heute ist Geschwindigkeit beherrschbar, und sie prägt unsere Zivilisation.

Irrationaler Geschwindigkeitsrausch
Bei unserem Streben nach höheren Geschwindigkeiten überschätzen wir oft eklatant den Zeitgewinn, der dadurch erreicht wird. Dies gilt vor allem dann, wenn wir uns ohnehin schon im relativ hohen Bereich befinden. So scheinen viele ansonsten intelligente Leute zu glauben, dass eine Erhöhung von 130 auf 140 km/h den gleichen Zeitgewinn bringt wie eine Erhöhung von 30 auf 40 km/h. Das ist natürlich nicht der Fall – wir haben hier einen Irrtum mit einem Faktor von größer als 15! So gesehen hat unser Streben nach höheren Geschwindigkeiten etwas Irrationales an sich. Es gibt eine allgemeinere psychologische Erklärung dafür: Auch hier, wie in so vielen anderen Bereichen, fallen wir oft auf additive Denkschemata zurück, wenn objektiv multiplikative Gesetze gelten – wie es in der Zeit-Weg-GeschwindigkeitsTriade von Natur aus der Fall ist. Interessanterweise äußert sich dieser Fehler eher in unserem „Kopf“-Wissen als in jenem, welches in unserem Körper zu stecken scheint. Auf dieser Ebene agieren wir meistens so, als ob wir die multiplikativen physikalischen Gesetze kennen würden. Und dies gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch schon für Kinder. Neuerdings gibt es sogar Anhaltspunkte dafür, dass Kinder früher Geschwindigkeitskonzepte als Zeitkonzepte entwickeln – im Gegensatz zu älteren Ideen, die davon ausgingen, dass ein Verständnis für Geschwindigkeit „natürlich“ erst nach dem Verständnis für Zeit entstehen könne.

Schneller sein
Die Geschwindigkeiten, die ich nur durch viele Stunden Training erreiche, sind in der heutigen Zeit geradezu lächerlich gering. Wenn ich zu einem Wettkampf anreise, bin ich bei der Anreise um ein vielfaches schneller als im Rennen selber. Zwei Faktoren bestimmen im Wesentlichen, wie schnell ich bin: meine körperliche Leistungsfähigkeit und die Widerstände, die mir entgegenstehen. So ist längst nicht mehr nur das Training allein entscheidend. Gerade auf dem Rad wird nichts unversucht gelassen, Widerstände weiter zu reduzieren. Gerade weil die körperliche Leistungsfähigkeit Grenzen hat, ist die Geschwindigkeit etwas Besonderes. Ein Hobbyathlet kann sehr gut einschätzen, was die Geschwindigkeiten wert sind, die im Profibereich erreicht werden. Somit kann er auch den Rausch nachempfinden, den ich erlebe, wenn ich mich mit über 45 km/h dauerhaft auf dem Rad bewege. Die ständige Messbarkeit von Geschwindigkeit hat den Sport sehr verändert. Heute misst man sich über Strava oder Runtasik. Der Vergleich findet nicht mehr nur im Wettkampf statt, sondern, wenn man will, immer und überall. Das kann sehr motivieren, aber ist manchmal auch zu viel des Guten. Wie schnell ich beim Schwimmtraining war, entscheidet oft über den Gemütszustand mehrerer Tage. Ich probiere daher, nicht immer Zeiten oder Geschwindigkeiten zu messen. Manchmal ist es für mich regelrecht eine Wohltat, nichts über meine Geschwindigkeit zu wissen.

Technische Superkraft
Geschwindigkeit fasziniert, da es etwas ist, wozu Menschen nicht in der Lage sind. Ja, wir können Laufen, gar Sprinten, aber dies nur mit großer Anstrengung und auch nicht für lange. Wenn man in einem Auto sitzt und über die Autobahn rast, hat man ein Gefühl der Macht und Freiheit, wenn auch nur unterbewusst. Dazu kommt, dass man seinem Ziel immer schneller immer näher kommt und man die Möglichkeit hat, diese Geschwindigkeit selbst zu steuern. Wenn man sich nun Fiktionen ansieht, findet man dort auch immer wieder Personen, die unglaublich schnell sind, sogar ohne Hilfsmittel. Sie repräsentieren grundlegende Wünsche der Menschheit, z.B. die Macht über Dinge oder Fähigkeiten, die man im realen Leben nicht besitzen kann. Somit ist ein Auto, ein Flugzeug, eine Achterbahn und noch vieles mehr für den Menschen nur eine Erweiterung, ein Mittel, um sich einer Macht näher zu fühlen, die sie selbst nie beherrschen werden.

Bei uns gibt es Geschwindigkeit
Geschwindigkeit und Emotionen sind in vielerlei Bereichen untrennbar miteinander verbunden. Mich fasziniert beispielsweise das Tempo beim Skifahren oder auch auf dem Fahrrad in der Natur. Für viele Menschen sind auch schnelle Autos überaus reizvoll. Das sehen wir beim Suchverhalten auf mobile.de: Die Motorleistung spielt eine große Rolle. Kein Wunder also, dass aktuell 130.000 Autos mit mehr als 220 PS auf unserer Seite zu finden sind. Faszinierend finde ich Geschwindigkeit zudem im Geschäftskontext. Das gilt insbesondere für ein Onlineunternehmen wie mobile.de. Schließlich beruht unser Geschäftsmodell auf dem Prinzip, Käufer und Verkäufer schnell, jederzeit – und dank mobiler Endgeräte mittlerweile auch an jedem Ort – zusammenzuführen. So gesehen ist Geschwindigkeit Teil unserer DNA. Für unsere Nutzer bedeutet das Zeitersparnis, mehr Komfort und einen kürzeren Weg zum Ziel. Ganz gleich, ob sie nach Neuwagen, Gebrauchtwagen oder zum Beispiel auch Motorrädern suchen. Und genau darauf kommt es in einer sich immer schneller drehenden Welt an.

Die unterschätzte Gefahr
Kaum eine Gefahr wird so unterschätzt, kaum ein Fehler wiegt so schwer wie unangepasste Geschwindigkeit im Straßenverkehr. Nach wie vor ist sie weltweit eine der häufigsten Gründe für tödliche Unfälle: 2013 starben allein in Deutschland 971 Menschen aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit. Zeitdruck, Selbstüberschätzung, der Irrglaube, ein Recht auf schnelles Fahren zu haben: Die Gründe für zu schnelles Fahren sind vielfältig. Aber es sind nicht nur notorische Raser – auch verantwortungsbewusste Verkehrsteilnehmer fahren häufig nicht angepasst. Man ist in Gedanken beim Job oder abgelenkt vom mitfahrenden Kind – und schon passiert man viel zu schnell eine Ortseinfahrt. Ein Zahlenbeispiel: Ein Fußgänger hat bei einer Kollision mit einem Fahrzeug, das 30 km/h fährt, statistisch noch Chancen zu überleben. Bei über 30 km/h sinken diese Chancen rapide. Scheinbar kleine Unachtsamkeiten können also über Leben und Tod entscheiden. Angepasste Geschwindigkeit bedeutet übrigens mehr, als sich an das vorgegebene Tempolimit zu halten. Bei ungünstiger Witterung, schlechten Straßenverhältnissen oder wenn zum Beispiel mit Kindern zu rechnen ist, sind die erlaubten Geschwindigkeiten meist viel zu hoch. Der einfachste Weg, sich und andere zu schützen, ist daher: Runter vom Gas!

Offen, aber präsent
Am Strand im vollen Galopp dahinfliegen, schaukeln bis in den Himmel, die Turborutsche runter sausen, sich mit dem Motorrad in die Kurve legen: Das ist Hingabe an den Augenblick, volle Präsenz, Erlösung. Da bin ich völlig konzentriert, Körper, Geist und Umwelt sind eins. Beim Wandern oder Abhängen komm ich ins Nachdenken oder Erzählen, so viele Sinneseindrücke sind wahrnehmbar und verleiten mich zu Meinungen, rufen Gefühle hervor, die Gedanken schweifen in die Vergangenheit oder Zukunft. Aber dann: Das Gegenteil von rasanter Geschwindigkeit bringt mich zum gleichen Ergebnis: Meditation, die Hingabe an den Augenblick, volle geistige Präsenz – wahrnehmen. Ich bleibe konzentriert und Körper, Geist und Umwelt sind eins.

Sich vergleichen?
Nervenkitzel, Macht, zeigen, wer man(n) ist und was man kann. Ein schnelles, oft teures Auto oder Motorrad und damit angeben. Dabei finde ich aber, damit gemütlich und selbstbewusst in der Gegend zu cruisen ist der bessere Beweis, um zu zeigen, dass man auch sich selbst beherrschen kann. Andererseits ist der kurzzeitige Nervenkitzel auch was Tolles und Erregendes: der Adrenalinausstoß, die Grenzerfahrung, das persönliche „High“.

Die Webbeschleuniger
Geschwindigkeit bedeutet für uns 11.000 km/h! Mit dieser unvorstellbaren Geschwindigkeit schwebt ein geostationärer Satellit durch das Weltall und stellt uns Internetzugänge mit Datenübertragungsraten von bis zu 20 Mbit/s und mehr zur Verfügung. Geschwindigkeit im Internet ist der Schlüssel für technischen und unternehmerischen Erfolg. Wer schneller ist, hat einen Vorsprung vor anderen. Dieser Vorsprung verschafft Vorteile, er macht handlungs- fähig und eröffnet die Möglichkeit zur Initiative. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben vor allem zwei Dinge immer wieder gezeigt: Wer schneller Informationen erhält, hat einen Wissens- und Bildungsvorsprung und kann somit schneller agieren. Wer schneller agieren kann, ist in der Regel erfolgreicher als der Wettbewerber. Erst das Internet hat für viele Unternehmer das Geschäft beschleunigt und neue Geschäftsfelder eröffnet. Das Internet wurde für sie zum Antriebsmotor. Je schneller der Internetzugang, desto einfacher die Kommunikation, desto mehr Daten können übertragen werden, desto größer der wirtschaftliche Vorsprung. Mit hoher Geschwindigkeit lösen wir Standortnachteile in unterversorgten Regionen mit Satelliteninternet. Wir beschleunigen Haushalte und Unternehmen im Web. Jeder kann es nutzen. Heute schon, egal wo. Per Satellit ist schnelles und stabiles Inter- net immer und überall verfügbar. Daher fasziniert uns Geschwindigkeit.

Einen Wimpernschlag voraus
Geschwindigkeit spielt auf Finanzmärkten seit jeher eine maßgebliche Rolle. Wer Information zuerst erhält und nutzen kann, gewinnt auf Kosten der Langsameren. Das ist entscheidend für alle Marktteilnehmer, deren primäres Ziel es ist, Positionen zu kaufen und innerhalb kurzer Zeit teurer weiterzuverkaufen. Vollautomatisierter Handel, schnelle Leitungen und der Einsatz computerisierter Algorithmen haben den Kampf um Geschwindigkeitsvorteile jüngst extrem befeuert. Insbesondere der Aktien- und Derivatehandel wird heutzutage von Hochfrequenzhändlern dominiert. Diese investieren in Hochgeschwindigkeitsverbindungen zwischen Finanzplätzen und in sogenannte CoLocations ihrer Server in Nähe zum Server der Börse. Damit erkaufen sie sich Geschwindigkeitsvorteile im Millisekundbereich, um die Zeit zwischen Eingabe und Ausführung einer Order auf ein Minimum zu reduzieren und Preisineffizienzen blitzschnell ausnützen zu können. Offen ist, ob langsamere Händler systematisch von Hochfrequenzhändlern übervorteilt werden oder im Gegenzug von erhöhter Liquidität und Markteffizienz auch profitieren können. Auch die Frage, ob hohe Handelsgeschwindigkeiten Risiken für die Marktstabilität induzieren, ist nach wie vor ungeklärt. Im Kontext regulatorischer Maßnahmen gibt es bereits Überlegungen für Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Finanzmärkten. Bislang gilt als einzige natürliche Grenze die Lichtgeschwindigkeit.

Schnelles fahren erfordert volle Konzentration und erzeugt ein gefühl wie im 3-D Kino. Wunderbar!

Freiheitsgefühl

In den USA haben sie ihre Waffen - wir haben unsere unbeschränkte Geschwindigkeit; so hat jedes Volk seine Verrückheiten.

Geschwindigkeit ist der Wahn unserer Zeit.

Selten versprüht ein bei uns gängiges Wort weltweit so viel Faszination wie die \"Autobahn\". Touristen, Tuningfans, Testosterongesteuerte - jeder liebt die linke Spur aus einem Grund: legal dem Geschwindigkeitsrausch erliegen. Was bei uns selbstverständlich ist, gilt anderorts als verrückt. Wobei die meisten, meist Einheimischen, den praktischen Nutzen der aufgehobenen Geschwindigkeitsbegrenzung verstehen. Firmenvertreter und Familienväter werden wohl kaum einsehen ihre komfortable Reisegeschwindigkeit von 200 km/h zu reduzieren. Für mich ist es logisch, dass Fahrzeuge, die mit viel Leistung gebaut werden dürfen, auch ausgefahren werden. Man möchte wissen was möglich ist, wo die Grenzen liegen. Natürlich ist es ein Reiz, ein Rausch. Als Motorradfahrer sauge ich die Landschaft unter mir auf, es existiert nur das Hier und Jetzt. Es ist ein ungemeines Gefühl von Freiheit den Gashahn aufzudrehen. Das Deutschland im Verhältnis zu der Anzahl an Verkehrsteilnehmern wenig Verkehrstote verzeichnet spricht für den verantwortungsvollen Umgang mit diesem Gesetz. Letztendlich liegt es an jedem selbst wie schnell er fahren will, Hauptsache das KFZ ist \"Autobahn-proofed\"!

Geschwindigkeit fasziniert, weil sie wie eine externe biochemische Droge wirkt, nur dass das Adrenalin im eigenen Körper erzeugt wird.

Weil Geschwindigkeit die Illusion vermittelt, geschwind viel Neues zu erleben.

Nervenkitzel, Macht, zeigen wer man(n) ist und kann. Ein schnelles, oft teures Auto oder Motorrad und damit angeben. Dabei finde ich aber, damit gemütlich und selbstbewusst in der Gegend zu cruisen ist der besserer Beweis um zu zeigen, dass man auch sich selbst beherrschen kann. Andererseits ist der kurzzeitige Nervenkitzel auch was Tolles und Erregendes; der Adrenalinausstoß, die Grenzerfahrung, das persönliche “High”. Dann aber bitte möglichst ohne Andere zu gefährden. Also schon gar nicht mit dem Bike auf der Landstraße rasen und ins Internet (Nachahmer!) stellen.

...fahren so schnell man will.\" Hier wird \"fahren\" offensichtlich schon mal fälschlich mit \"Auto fahren\" gleich gesetzt. Eher peinlich. Aber ganz davon abgesehen: Als Radfahrer fahre ich gerne schnell. Zum einen ist es ein gutes Gefühl, sich mal richtig auszupumpen, sich mal richtig anzustrengen, den Fahrtwind in den Ohren unterm Helm laut wehen zu hören (habe mit meinen 70 seit langem Hörgeräte, die das Rauschen herrlich verstärken). Schnell fahren heißt auch andere zu überholen, also noch etwas schneller = fitter zu sein. Besonders bei dem leichten Gefälle von mir zu Hause in die Stadt ist das leicht berauschend - setzt Endorphine frei. Und zurück? Naja, ich bin noch ganz gut für mein Alter. Und Auto fahren? Mache ich auch gerne, auch gerne zügig, habe aber keine Probleme mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen hierzulande. Halte die Autobahn- und Ampel-Raser für bekloppt. Fahre auch weder Porsche noch BMW.

Reiz der Geschwindigkeit,was macht ihn aus? Vermutlich sehr stark die Illusion,man könne durch schnelles Fahren verlorene oder falsch geplante Zeit zurückholen- das ginge aber nur mit Lichtgeschwindigkeit . Machtgefühl (ich bin der/die stärkere/bessere etc.) Nervenkitzel…

Ich glaube, dass die Gründe ganz unterschiedlich sind: Für die Einen ist es die Notwendigkeit schnell von A nach B zu kommen, für die Anderen eine Möglichkeit das eigene Ego auszuleben und schneller und besser sein zu können als die Anderen und so ein Erfolgserlebnis zu haben, das sonst nicht gelingt.

Dies frage ich mich auch immer wieder, ich verstehe es nicht. Mich reizt ein Spaziergang mit dem Hund durch den Wald viel mehr, als das ich mit 200 km/h über die A$ brettern kann.
Thomas Reiter, ESA-Direktor