
Wer hat noch Zeit?
Die Zeit ist DAS Trendthema der Medienlandschaft. Anlass für uns, Sie danach zu fragen, in welchen Berufen, Situationen oder Lebensphasen dem Menschen noch Zeit zur Verfügung steht?

Aphorismen über mehr Lebensqualität “Mein Atem fließt in feinem rhythmischem Strom er füllt meine Glieder mit göttlicher Macht ich trank das Unendliche wie eines Riesen Wein Zeit ist mein Drama - oder mein Festzugstraum” (Auszug aus der deutschen Übersetzung des Gedichtes “Transformation” des indischen Philosophen und spirituellen Lehrers Aurobindo Ghose) “Zeit ist mein Drama - oder mein Festzugstraum”- das sage ich mir, wenn ich glaube, dass meine Zeit zu schnell verrinnt – und es hilft! Verbringe ich meine Tage, Stunden mit Grübeln? Mit Sich- sorgen oder Sich-ärgern (das alles tue ich mir ja selber an...)? Lieber meinem Bauchgefühl folgen, als auf der Suche nach einer Lösung allzu lange herumzudenken, abzuwägen... Und positiv denken, wenn einmal etwas nicht klappt – die Situation als Lernprozess sehen und abhaken. Mit jedem Atemzug werde ich älter – wie kostbar ist mir mein Leben? Und Atem ist Leben! Genieße ich wärmende Sonnenstrahlen – aber wirklich!? Schmecke ich genüsslich mein tägliches Frühstück - immer wieder neu? Oder schlinge ich hastig mein Mittagessen hinunter, in Gedanken bereits mit meinem nächsten Projekt beschäftigt? Während Geschäftsessen bin ich, soweit wie möglich, die Fragende, damit ich meine eigene Mahlzeit genießen kann... Zeitmanagement bedeutet: Loslassen – immer wieder neu, wenn ungeplante Prioritäten auftauchen: das kranke Kind, ein dringender zu bearbeitender Auftrag, der unaufschiebbare Zahnarztbesuch... Lieber Experten bezahlen für Arbeiten, für die ich selber bedeutend mehr Zeit benötigen würde um damit “Zeit für das Wesentliche” zu schaffen, für das, was ich gut kann und tun möchte - (Zeit = Geld, und muss erst einmal verdient werden - Frage: nutzen Reiche Ihre Zeit besser??) Auf jeden Fall: NIE, nie, nie drängen lassen- und vor allem: weiteratmen ...! PS: Schon einmal aufgefallen? Vor Weihnachten sprechen die meisten Menschen schneller...

Zeit, die hat eigentlich Jeder und immer - man muss sich diese nur nehmen. Macht man sich das bewusst, so liegt das Zeit-Management heutiger Zeit Jedem selbst in der Hand. \"Pausen zu machen ist ein absolutes \"Muss\" - nur so kommt man weiter, man mag es kaum glauben. Doch sich auch selbst genügend Zeit beim Pausieren zu geben, das bringt Einen noch viel, viel weiter, wie ich es heute beobachten durfte.\"

Zeit haben wir doch alle gleich viel: 24 Stunden am Tag. Es muss an was anderem liegen. Vielleicht fehlt manch einem der Mut, nein zu sagen zu dieser oder jener Zumutung. Oder man genießt das Lamentieren, weil es in fremden Ohren so schön nach Tatkraft klingt. Oder man plant schlecht. Andererseits: Wer den lieben Gott zum Lachen bringen will, macht einen Plan. Zeit hat also der mutig planlose, selbstbejahende Neinsager, dem die Anderen wurscht sind. Soweit die Theorie. Praktische Umsetzung folgt im nächsten Leben.

Die Uhr tickt unaufhaltsam. Allerdings verliert Zeit für mich zunehmend ihre Bedeutung je mehr es mir gelingt, Erfüllung in meinen beruflichen und privaten Lebensbereichen zu finden, je häufiger ich mich daran erinnere den Augenblick wahrzunehmen und Gleichmut zu entwickeln wenn das Leben stressig wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Zeit, die ich in mich investiere, sei es für Meditation, Yoga, Sport oder ähnliches mir ein Gefühl von viel Zeit gibt, auch wenn es objektiv betrachtet nicht so ist.

Die Peitschen der modernen Sklaven sind Uhren und Terminkalender. Dies mündet in dem verbreiteten Gefühl in der heutigen Arbeits- und Freizeitwelt, keine Zeit zu haben. Wir haben zudem ein reichhaltiges und verführerisches Angebot an Zeitfressern, wie Fernseher, Smartphone-Apps usw. Allerdings leben wir nicht mehr im 19ten Jahrhundert, als viele Menschen von den „Industriellen“ noch in 14-Stunden-Schichten ihrem baldigen Ende zugetrieben wurden. Es bleibt daher auch jedem selbst überlassen, ob er sich dem Gefühl, keine Zeit zu haben, hingeben will – oder eben nicht.

Zeit hat, wer Zukunft als freien Gestaltungsraum ansieht und sie nicht mit technischem Fortschritt verwechselt, wer keine Angst vor Langsamkeit hat, wer Ruhe und Bewegung in ein freies Gleichgewicht bringen und den Moment achten kann. Zitat - \"Hätte die Welt eine Bremse, ich würde sie ziehen\". Rocko Schamoni in \"Tag der geschlossenen Tür\".

Wer hat noch Zeit? bei dieser Frage musste ich augenblicklich an den Klassiker \"Momo\" von Michael Ende denken und die grauen Männer die die Zeit stehlen, da ist nur noch das kleine Mädchen Momo welches noch Zeit hat. Ich denke dieser Roman ist eine wunderbare Metapher für den heutigen Umgang mit der Zeit. Geht man nun in ein Schulzentrum, sieht man wie die Kinder bei schönen Wetter in der Pause fröhlich auf dem Schulhof spielen, betrachtet man jetzt aber die Mittelstufe fällt auf, dass kaum welche auf dem Schulhof sind, viele sind im Gebäude, reden oder machen Hausaufgaben. Doch wo ist die Oberstufe? Die sind allesamt im Gebäude, machen Hausaufgaben, lernen, nur um noch ein wenig Zeit zuhause zu haben wenn sie am späten Nachmittag nachhause kommen. Mit zunehmendem Alter verlässt nicht nur die Energie unseren Körper sondern auch die Zeit, erst schnell und dann immer langsamer. Wieso kann sich nicht jede Person auf dieser Welt etwas von den Kindern abschauen? Wir leben in einer solch ernsten Welt ohne Zeit nur weil wir uns vormachen, dass wenn wir älter werden und mehr auf die Arbeit konzentrieren müssen, Spaß? Nur wenn man Zeit hat! Ich sage nur: Versucht ein Kind zu sein! Geht hinaus und seid Momo! Die grauen Männer, der Alltag, soll euch nicht davon abhalten mal etwas anderes zu tun, etwas was vielleicht Spaß machen könnte! Denn die einzigen die heute noch Zeit haben sind Kinder und deshalb sollte man das kindliche, sei es auch noch so klein, immer in sich bewahren.

So wie es aussieht, hat heutzutage niemand mehr Zeit: Rentner drängeln an der Kasse vor, weil sie es eilig haben. Studenten müssen studieren und jobben. Wer kleine Kinder hat, hetzt der Zeit ständig hinterher. Ein Vollzeitjob beschäftigt einen eben voll. Dann bleibt niemand mehr übrig. Das kann doch nicht wahr sein! Der Tag ist lang! Da kann man viel hineinpacken nach dem Motto „Carpe diem“. Wenn man also keine Zeit hat, dann ist das nur eine etwas nettere Art zu sagen, dass man sich keine Zeit nehmen will. Es gibt immer die Möglichkeit, sich Zeit frei zu schaufeln, für Dinge, die einem wichtig sind. Aber auch für unwichtige Dinge sollte man sich manchmal Zeit nehmen. Das entschleunigt, man ändert die Richtung und plötzlich tun sich einem ganz neue Zeiträume auf!

Studenten haben noch Zeit. Wenn sie sich nicht so von Regelstudienzeit und irgendwelchen-Wirtschafts-fuzzis ins Bockshorn jagen lassen würden. Nieder mit der \"Regelstudienzeit\" - wer macht diese Regel überhaupt? Lobbyismusgeprägte Politiker. Neo-klassische Alles-muss-Wachsen-Philosophie zwingt den Mensch zur Eile. Macht euch frei davon, dann habt ihr auch Zeit!

Wenn wir sagen: ‚Ich habe keine Zeit gehabt‘, meinen wir fast immer, dass wir sie uns nicht genommen haben. Wenn wir bewusster mit der uns verfügbaren Zeit umgehen, uns insbesondere mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge nehmen, dann werden wir auch seltener sagen müssen, dass wir keine Zeit haben.

Menschliche Lebenszeit ist begrenzte Zeit. Leben gestaltet sich zwischen Geburt und Tod. Wenn man ein Kind beim selbstvergessenen Spiel beobachtet, fällt einem auf, mit welcher Hingabe es sich einer Sache widmen kann, denn der Zeitfaktor spielt hier zumeist noch keine Rolle. Die Schulzeit bemisst sich für Schüler wie für Lehrkräfte in Lern- und Lehrstoff, der innerhalb eines Schuljahres zu Kompetenzen führen soll. Studium oder Lehrjahre werden ebenso mit zu Lernendem innerhalb einer zur Verfügung gestellten Zeitspanne verbracht. Hat man diese Zeit hinter sich gebracht und steht im Beruf, gilt es, sich dort in seiner freien Zeit weiter- und fortzubilden, denn man will ja „mit der Zeit gehen“, um nicht stehen zu bleiben… Daneben steht die Zeit, die mit dem Partner und/ oder der Familie verbracht werden will. Die Wahrnehmung verfließender Zeit beispielsweise durch Tag und Nacht, durch den Wechsel der Jahreszeiten, durch das Älterwerden geschieht durch unsere Sinne und vielleicht ist die existenziell so aufgeladene Bedeutung der Zeit erst mit der Erfindung der Uhr zu einem Stressor geworden, der uns das Gefühl gibt immer zu wenig Zeit zur Verfügung zu haben. Aber anders herum: Was wäre denn, wenn ich mich aus aller Planbarkeit „herausziehe“? Ehrlich gesagt, - mir würde das nicht gefallen. Vielleicht ist das alles nur eine Frage der Perspektive und der Reflexion, ob ich Zeit als ein „Haben“ oder als ein „Verfließen“ empfinde. Ich muss dem Trend der Schnelligkeit und Gleichzeitigkeit, den die Medien vorgeben nicht folgen, wenn ich den Wert eines strukturierten Tages erkannt und schätzen gelernt habe. Die Begrenzung der Zeit, die uns durch den Lauf der Natur vorgegeben ist, macht auch den Reiz der Lebensgestaltung aus. Auf die Frage \"Wer hat noch Zeit\" müsste also geantwortet werden, derjenige, der den Reiz der Begrenzung nicht als Makel, sondern als Möglichkeit begreift, sich selbst als Gestalter seiner Zeit zu sehen!

Wir brauchen sozusagen gesetzlich Vorgeschrieben dringend eine Abkehr von dem ganzen multimedialen Hype. Kein guter Gedanke ohne Raum und Zeit zur Besinnung und Reflexion. Der Mensch ist nur noch abgelenkt und dermaßen unter Druck geraten durch die rein an Gewinnmaximierung orientierten Maßstäbe leistungsbezogene Definition seines Daseins, dass seine Intuition kollabieren muß und langfristig relevante Orientierung ausbleiben muß.
Veronika Langguth, Leser_In