
Warum heizen wir den Planeten?
Industrie und Gewerbe haben ihren Energieverbrauch seit 1990 um jeweils mehr als 10 Prozent gesenkt. Der der Haushalte ist im gleichen Zeitraum wiederum weiter angestiegen. Wir wollen wissen: Warum sanieren deutsche Hauseigentümer ihren Besitz nicht?

Ein Kraftwerk namens Energieeffizienz
Nicht Kohlekraftwerke, Schwerindustrie, Haushalte oder Massenverkehr sind per se schuld am Klimawandel. Es ist vor allem unsere immense Energieverschwendung. Zwischen Ölquelle, Gasfeld oder Kohlemine über Pipelines, Meiler und Netze bis zum Verbraucher werden bis zu 80 Prozent der Energie vergeudet. Dabei könnte dies weitgehend ohne Komfortverluste geändert werden. Durch effizientere Stromerzeugung, bei der Abwärme zur Beheizung von Gebäuden genutzt wird, moderne Elektromotoren, LED- Technik, Gebäude, die fast keine Energie mehr zum Heizen brauchen oder intelligente Verkehrssysteme und Energiemanagement in Haushalten, Bürogebäuden und Fabriken. Dass wir den Planeten „verheizen“ liegt vor allem darin begründet, dass alle Welt über neue Kraftwerke, ob erneuerbar oder konventionell, Flüssiggasterminals und Stromtrassen spricht, kaum jemand aber über ihre Vermeidung. Fossile Energieträger allein durch Solar, Wind und Co. zu ersetzen wird langwierig, teuer, stößt zunehmend auf Akzeptanzprobleme und wird darum unmöglich sein. Es wird darum Zeit, Energieeffizienz endlich als Energiequelle zu verstehen. Tatsächlich ist sie laut der Internationalen Energieagentur IEA bereits jetzt unsere wichtigste: Ohne bisherige Erfolge wäre unser Verbrauch heute 65 Prozent höher! Klimapolitik bedeutet für mich darum zuallererst Energieeffizienzpolitik. Deutschland und die EU sollten hierbei eine Führungsrolle einnehmen.

Neue Heizkessel braucht das Land
Die klimafreundlichste Energie ist die Energie, die gar nicht erst verbraucht wird. Wärmeerzeugung macht immer noch 40 Prozent unseres Energieverbrauchs aus. Eine erfolgreiche Energiewende muss auch eine „Wärmewende“ sein und den Energieverbrauch von Gebäuden deutlich verringern. Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen sind schlafende Riesen, die wir dringend wecken müssen. Allein bei den privaten Heizungen ist das Potenzial riesig. Nicht einmal ein Viertel der rund 18 Millionen Feuerungsanlagen in Deutschland ist auch nur ansatzweise auf dem Stand der Technik. Würden alle alten Heizkessel durch aktuell auf dem Markt befindliche Modelle ersetzt, ließe sich eine Energiemenge einsparen, die in etwa dem gesamten Erdgasimport Deutschlands aus Russland entspricht. Dadurch ließen sind etwa 70 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Aber die bisherigen Anreize zur Gebäudesanierung reichen offenbar nicht aus. Es gibt einen fatalen Sanierungsstau. Die gute Haushaltslage auf Bundesebene würde mehr staatliche Förderungen und bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten ermöglichen. Wann, wenn nicht jetzt? Die „Wärmewende“ hat auch handfeste ökonomische Vorteile: Jeder eingesetzte Euro würde etwa sechs Euro zusätzliche Investitionen auslösen, die unmittelbar bei vielen Herstellern aus Deutschland und beim Handwerk ankämen. Und auch für Hausbesitzer hat sich die Modernisierung meist nach fünf bis acht Jahren bereits gelohnt.

Nicht ohne soziale Gerechtigkeit
In Deutschlands Gebäuden werden 40 Prozent der gesamten Endenergie verbraucht. Der Gebäudebestand soll bis spätestens 2050 klimaneutral werden. Doch der Erfolg der Bundesregierung bei mehr Energieeffizienz in Gebäuden ist bescheiden. Die Sanierungsrate dümpelt bei unter einem Prozent. Es fehlt ein vernünftiges Konzept aus Fordern, Fördern und Informieren. In Ballungsgebieten klagen immer mehr Haushalte über die Verdrängung durch energetische Gebäudesanierung, weil das Mietrecht geschäftstüchtigen Vermietern attraktive Renditen verspricht. Je teurer gebaut wird, desto höher steigt die Miete. Der Möglichkeit, elf Prozent der Investitionskosten auf die Miete draufzuschlagen, stehen Zins und Tilgungslasten von unter fünf Prozent gegenüber. Einspruchsrechte für Mieter stehen nur auf dem Papier, in der Praxis müssen viele weichen. Bitter auch für die verbleibenden Mieter.

Diskrete Alleskönner
Wohnqualität und Komfort stehen ganz oben auf der Wunschliste privater Bauherren, die sanieren möchten. Wohnbehaglichkeit ist also ein Stück Lebensqualität. Fest steht auch: Ältere Häuser, die nicht nachträglich gedämmt wurden, haben feuchte, kalte Wände und Decken. Sie sind regelrechte Energiefresser. Ich beobachte, dass keine Baustoffgruppe so oft unterschätzt oder kritisiert wird wie die Dämmstoffe; und doch ist das Dämmen ein wichtiger Bestandteil der Energieeffizienz im Gebäude. Dämmstoffe erfüllen ihre Funktionen meist im Verborgenen: unter dem Dach, auf dem Fußboden oder an der Wand. Ihre Aufgabe ist es, den Wärmefluss von der wärmeren zur kälteren Seite eines Bauteils einzudämmen. Sie senken unseren Heizenergieverbrauch. Heute bedeutet „besser dämmen“ nicht unbedingt „dicker dämmen“. Es gibt Dämmstoffinnovationen, herkömmliche Dämmstoffe werden weiterentwickelt und Dämmsysteme können mehrere Funktionen übernehmen wie Regensicherheit oder mechanische Beanspruchung. Es braucht lediglich Planer und Architekten, die dieses Potenzial nutzen. Es gibt also gute Gründe, nachträglich in das Eigenheim zu investieren: mehr Wohnkomfort, höherer Immobilienwert, bessere Vermietbarkeit und – passend zu den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen – mehr Lebensqualität.

Energie plus Haus
Ein nicht unerheblicher Teil des Gases Kohlendioxid entsteht in Deutschland bei der Wärme- und Stromversorgung von Gebäuden. Besonders bei der Beheizung von Gebäuden liegt ein großes Potenzial, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken, denn aktuell werden knapp 40 Prozent des Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser in Gebäuden aufgewendet. Über 500.000 Gebäude müssten in Deutschland jährlich energetisch umfassend saniert werden, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Tatsächlich ist die Sanierungsquote derzeit nicht einmal halb so groß. Dabei könnten Dämmmaßnahmen und Umweltenergie nutzende Heizungsanlagen erheblich Energie einsparen, damit die CO2-Emissionen senken und darüber hinaus das Raumklima und die Beleuchtung ressourcenschonend, nutzer- und nutzungsorientiert gestalten. Wie unsere Forschungsprojekte zeigen, können Gebäude bereits heute als Plusenergiehäuser ausgeführt werden, die in der Jahressumme mehr Energie produzieren, als sie im Betrieb benötigen. Dies ist sowohl beim Neubau als auch bei Sanierungen möglich. Diese Gebäude können dank smarter Vernetzung auch noch umliegende Gebäude oder das eigene Elektroauto mit Energie versorgen. Durch deutlich gesteigerte und ambitionierte Sanierungsaktivitäten sowie erhöhte Anforderungen an den Neubau können so bis 2020 die Klimaschutzziele doch noch avisiert und das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 erreicht werden.

Wärme, die bleibt
Sage und schreibe 40 Prozent der Energie eines Gebäudes gehen über die Fenster verloren, obwohl sie nur 8 Prozent der Fassade ausmachen. Wer diesen drastischen Energieverlust vermeiden will, hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: die Fassade komplett zumauern oder Energiesparfenster einbauen. Generell ist schon bei 15 Jahre alten Fenstern ein Austausch durch Kunststofffenster nach den aktuellen Standards der EnEV sinnvoll, da hier die Einsparpotentiale überwiegen. Wobei Fenster nicht gleich Fenster ist, vor allem in Hinblick auf die künftigen Bestimmungen der EnEV: Mit Hilfe neuer Werkstoffe, zum Beispiel glasfaserverstärkter Kunststoffstege, die die unnötige Wärmebrücke Stahl zur Versteifung des Fensters eliminieren, und anderer neuer Technologien, wie der Klebetechnik, die neue Bestwerte in der Wärmedämmung ermöglichen und bereits heute die Anforderungen der Zukunft übertreffen. Die Energieersparnis, die sich mit hochwärmedämmenden, glasfaserverstärkten Fenstern erzielen lässt, macht sich natürlich deutlich im Geldbeutel bemerkbar. Aber auch für die Umwelt ergibt sich ein spürbar positiver Effekt: Der CO2-Ausstoß reduziert sich so bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus in 25 Jahren tatsächlich um bis zu 77.000 Kilogramm. Bei diesen enorm hohen Zahlen kann eigentlich niemand mehr mit der Ausrede kommen, der Einzelne könne für die Umwelt nichts ausrichten. Klimaschutz lohnt sich. Und er beginnt in den eigenen vier Wänden.

Das grünere Sparbuch
Alle zehn Jahre eine neue Einbauküche, alle fünf Jahre ein neues Auto, das Badezimmer gleicht einer Wellness-Oase: Und die 30 Jahre alte Heizung im Keller? Aus den Augen, aus dem Sinn. Das ist entweder sehr kurzsichtig gedacht, unaufrichtig oder beides. Warum kurzsichtig? Die energetische Qualität eines Hauses und dabei insbesondere der Heizung entscheidet über den Wert einer Immobilie. Rustikale Betonwaschbecken oder filigrane Badewannen: Geschmäcker sind verschieden und unterliegen aktuellen Moden. Das Ende der fossilen Energien Öl und Gas jedoch wird kommen, das Heizen mit regenerativer Umweltwärme und Wärmepumpe bietet jedoch schon heute eine zukunftssichere heimische Alternative. Warum ist das unaufrichtig? Die Deutschen attestieren sich in Umfragen ein hohes Umweltbewusstsein. Dann sollten sie auch bereit sein, in umweltfreundliche Heizungen zu investieren. In anderen Bereichen funktioniert es doch auch: Für biologische Lebensmittel wird gerne etwas mehr bezahlt, Urban Gardening wird als hip gefeiert. Und eine regenerative Heizung, mit der sich Umweltenergie aus dem Garten ernten lässt – das erzeugt keine Euphorie? Seit es auf das so beliebte Sparbuch kaum noch Zinsen gibt, bietet sich so eine Investition doch förmlich an.

Perspektivwechsel
Der Fokus der Energiewende liegt bislang auf dem Strommarkt. Dort konnte der Anteil an erneuerbaren Energien auf rund 27 Prozent gesteigert werden. Allerdings passt es nicht zusammen, Ökostrom selbst zu erzeugen oder aus dem Netz zu beziehen und dann fossile Energien wie Öl oder Gas für die Heizung zu verwenden. Heizenergie hat im Haushalt einen höheren Anteil als die elektrische Energie. Daher muss auch im Gebäudesektor mehr getan werden für den Klimaschutz. Erneuerbare Energien im Wärmemarkt liegen gerade einmal bei knapp 10 Prozent. Ein Schritt, um mehr erneuerbare Energien im Wärmemarkt zu ermöglichen, ist die Verringerung des Heizenergiebedarfs. Bei einem geringeren Wärmebedarf muss weniger Energie zwischengespeichert werden. Das Passivhaus, bei dem man theoretisch auf die Heizung verzichten kann, hat sich leider nicht in der Praxis durchsetzen können. Daher geht die Entwicklung heute in Richtung Plusenergie- oder Aktivhaus. Das sind Häuser, die selbst Energie erzeugen. Im Idealfall produzieren sie in einer Jahresbilanz mehr Energie als sie verbrauchen. Gebäude übernehmen somit in der Verknüpfung der Energiebereiche Strom, Wärme und Mobilität eine wichtige Aufgabe. Sie erzeugen einen Teil der selbst benötigten Energie, speichern Energie, bieten Energie im Netz an wie auch Speicherdienstleistungen und beziehen Energie aus dem Netz. Die Energie wird für Anwendungen in Strom, Wärme und Mobilität gleichermaßen genutzt.

Warme Worte
Mit der Effizienzwende verhält es sich wie mit der Bildung: Alle wollen sie. Keine politische Sonntagsrede, ohne dass ihre Potenziale, vor allem im Gebäudebereich, betont werden. Für Arbeitsplätze, faire Wohnkosten, eine naturverträgliche Energiewende. Aber weder will ein(Politik)er etwas für sie tun noch für sie bezahlen. Gehoben werden die Potenziale so nicht. Noch im Juni hat die angebliche Klimakanzlerin auf dem G7-Gipfel die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft zum Ziel aller Ziele erklärt. Nur mit einer Abkehr von Erdöl, Kohle und auch Erdgas wird das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, Erfolg haben, werden die Lebensbedingungen erträglich bleiben, werden bis zu zehn Milliarden Menschen auf der Erde existenzfähig sein. Dazu braucht es auch einen klimaneutralen Gebäudebestand! Nicht ein paar neu gebaute Häuschen auf Niedrig- oder Plusenergiehaus-Standard, sondern über alle vorhandenen 20 Millionen Gebäude in Deutschland hinweg. Die Wärmewende ist nur zu schaffen, wenn weniger endlich mehr wird: Ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien für Heizung und Warmwasser, die Nutzung von EE-Strom im Wärmemarkt und mehr Energieeffizienz. Das Zeitfenster für den Klimaschutz schließt sich. Wer mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen will, muss jetzt handeln. Sonst geht es irgendwann nur noch um die Bewältigung der Folgen, ums Überleben. But: How long is now?

Milchmädchenrechnung
Bei der Diskussion um die Sinnhaftigkeit von energetischen Gebäudesanierungen werden Amortisationsrechnungen durchgeführt, um den Erfolg einer Investition zu berechnen. Die Kosten der Sanierung, die aufgrund der Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs wie der Dämmung oder der Erneuerung von Heizungsanlagen anfallen, werden mit den längerfristigen Kosteneinsparungen verglichen. Die eingesparten Energiekosten werden jedoch nur langfristig realisiert und daher bei den Berechnungen abgezinst berücksichtigt. Bei diesen Rechnungen finden aber häufig die übergeordneten gesellschaftlichen Ziele der Maßnahmen, wenn überhaupt, nur unzureichend Beachtung. Energetische Gebäudesanierungen sind vor dem Hintergrund der drohenden Klimakatastrophe zu beurteilen. Der Klimawandel wird durch die Emission von treibhausrelevanten Gasen wie CO2 verursacht, die unter anderem durch die Nutzung fossiler Energieträger für das Heizen von Wohnungen entstehen. Die Folgen der Klimaveränderungen wie Tornados in Deutschland oder weltweite Überschwemmungen und Hitzewellen sind schon heute vermehrt festzustellen. Die dadurch verursachten globalen volkswirtschaftlichen Kosten werden jedoch bei den Amortisationsrechnungen, die nur die Kosten und Kosteneinsparungen der einzelnen Maßnahmen einschließen, nicht berücksichtigt. Maßnahmen zur Verhinderung einer zu starken Klimaerwärmung wie der Wärmedämmung sind nicht ohne vermehrte Kosten zu erreichen.

Wichtig ist, die Grundwärme einer Wohnung niedrig zu halten – keine 21 Grad Innenraumtemperatur.

Weil uns die Achtsamkeit ihm gegenüber abhanden gekommen ist und die Einstellung \"alles nicht so schlimm\" überwiegt.

Für jeden Neubau gibt es eine Wärmeschutzverordnung und in diesem Jahr wird es eine neue geben. Sie schreibt auf komplizierte Art den Endverbrauch an Energie für Gebäude anhand eines Musterhauses fest. Mit anderen Worten, wie viel Energie wird pro qm verbraucht. Und hier wird es spannend, denn keiner weiß, wohin die Reise geht. Früher wurde für jedes Bauteil ein Wärmedurchgangswert berechnet. Jetzt gilt dieser Wert für das gesamte Haus und man kann beliebig umschichten, wo Energie gespart wird oder ob man das Mindestmaß von 20 % an erneuerbaren Energien weit übertrifft. Eine schlechte Isolierung kann durch einen Mehrwert an erneuerbaren Energien ausgeglichen werden. Aber so können auch Innovationen entstehen, die Systeme können untereinander konkurrieren und kreative Lösungen umgesetzt werden. Vielleicht werden sogar eines Tages die großen Windanlagen überflüssig, wenn es von zu Hause gelingt, den Anteil an erneuerbaren Energien zu generieren.

Natürlich können wir alles auf den neusten Stand bringen, aber wir können auch darüber nachdenken, ob wir wirklich alles ständig beheizen müssen. Muss das Gäste-WC wirklich so warm sein? Oder das Schlafzimmer geheizt? Warum nicht mal aufstehen und ein paar Liegestütze machen, wenn man friert? In mollige Hausschuhe investieren? Die gute alte Thermoskanne mit heißem Tee? Es ist eben so einfach, durch einen kleinen Dreh die Temperatur hochzufahren. Erst wenn die Jahresabrechnung kommt, ärgert man sich, warum man vor dem Urlaub nicht wirklich alle Heizkörper auf Aus gestellt hatte.

Geblenden von den unschlagbar günstigen Mietpreisen bis in die Nullerjahre in einigen Berliner Vierteln, hatte wohl kaum ein Student daran gedacht, wie stark die Kohleofenwohnungen die Umwelt verpesten. Und gerade für Menschen mit wenig Geld sind unsanierte Wohnungen immer noch attraktiv. Welcher Mieter fragt schon freiwillig, ob einem die Miete erhöht werden kann, damit eine Wärmedämmung oder ein neues Heizsystem eingebaut werden kann. Hier müsste noch viel im Kopf passieren. Vielleicht würde eine Kampagne von Bundesumweltamt etwas bringen?

Guten Tag, in allen Antworten vermisse ich einen Hinweis auf die effektivste Methode, Treibhausgase schnell und umfassend einzusparen. Diese Lösung präsentieren Sie netterweise in einer ganzseitigen Anzeige auf Seite 5 der SZ, der »+3« diesen Freitag beigefügt war: »Unglaublich, aber fleischfrei« Jeder Klimaforscher kennt die Zahlen und wird bestätigen können: Mit der Nutztierhaltung wird gegenüber dem Verbrennen fossiler Stoffe ein Vielfaches an klimawirksamen Gasen erzeugt. Hier (auch) anzusetzen, würde bei erheblich geringerem Aufwand viel mehr Ergebnis bringen! Wenn man denn will.... Und ich weiß, dass genau das der Knackpunkt an der Sache ist ... leider! Im privaten Kreis provoziere ich schon mal ganz gerne mit dem ketzerischen Spruch, dass mir ein Vegetarier, der im 300-PS-SUV die 100 Meter zum Briefkasten fährt, lieber ist, als der »radfahrende Öko«, der aber dafür jeden Tag seine Wurst und Schnitzel benötigt... aber im Grunde trifft dieser Vergleich ja sogar zu ;-) Dies nur mal als Gedankenanstoß zur Ergänzung der im Grundsatz sicherlich zu befürwortenden Maßnahmen der energetischen Sanierung. MfG Roland Lange

Wichtig ist, die Grundwärme einer Wohnung niedrig zu halten – keine 21 Grad Innenraumtemperatur.

Mit der Effizienzwende verhält es sich wie mit der Bildung: Alle wollen sie. Keine politische Sonntagsrede, ohne dass ihre Potenziale, vor allem im Gebäudebereich, betont werden. Für Arbeitsplätze, faire Wohnkosten, eine naturverträgliche Energiewende. Aber weder will ein(Politik)er etwas für sie tun noch für sie bezahlen. Gehoben werden die Potenziale so nicht. Noch im Juni hat die angebliche Klimakanzlerin auf dem G7-Gipfel die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft zum Ziel aller Ziele erklärt. Nur mit einer Abkehr von Erdöl, Kohle und auch Erdgas wird das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, Erfolg haben, werden die Lebensbedingungen erträglich bleiben, werden bis zu zehn Milliarden Menschen auf der Erde existenzfähig sein. Dazu braucht es auch einen klimaneutralen Gebäudebestand! Nicht ein paar neu gebaute Häuschen auf Niedrig- oder Plusener- giehaus-Standard, sondern über alle vorhandenen 20 Millionen Gebäude in Deutschland hinweg. Die Wärmewende ist nur zu schaffen, wenn weniger endlich mehr wird: Ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien für Heizung und Warmwasser, die Nutzung von EE-Strom im Wärmemarkt und mehr Energieeffizienz. Das Zeitfenster für den Klimaschutz schließt sich. Wer mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen will, muss jetzt handeln. Sonst geht es irgendwann nur noch um die Bewältigung der Folgen, ums Überleben. But: How long is now?

Ein nicht unerheblicher Teil des Gases Kohlendioxid entsteht in Deutschland bei der Wärme- und Stromversorgung von Gebäuden. Besonders bei der Beheizung von Gebäuden liegt ein großes Potenzial, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken, denn aktuell werden knapp 40 Prozent des Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser in Gebäuden aufgewendet. Über 500.000 Gebäude müssten in Deutschland jährlich energetisch umfassend saniert werden, um die Kli- maschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Tatsächlich ist die Sanierungsquote derzeit nicht einmal halb so groß. Dabei könnten Dämmmaßnahmen und Umweltenergie nutzende Heizungsanlagen erheblich Energie einsparen, damit die CO2-Emissionen senken und darüber hinaus das Raumklima und die Beleuchtung ressourcenschonend, nutzer- und nutzungsorientiert gestalten. Wie unsere Forschungsprojekte zeigen, können Gebäude bereits heute als Plusenergiehäuser ausgeführt werden, die in der Jahressumme mehr Energie produzieren, als sie im Betrieb benötigen. Dies ist sowohl beim Neubau als auch bei Sanierungen möglich. Diese Gebäude können dank smarter Vernetzung auch noch umliegende Gebäude oder das eigene Elektroauto mit Energie versorgen. Durch deutlich gesteigerte und ambitionierte Sanierungsaktivitäten sowie erhöhte Anforderungen an den Neubau können so bis 2020 die Klimaschutzziele doch noch avisiert und das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 erreicht werden.

In Deutschlands Gebäuden werden 40 Prozent der gesamten Endenergie verbraucht. Der Gebäudebestand soll bis spätestens 2050 klimaneutral werden. Doch der Erfolg der Bundesregierung bei mehr Energieeffizienz in Gebäuden ist bescheiden. Die Sanierungsrate dümpelt bei unter einem Prozent. Es fehlt ein vernünftiges Konzept aus Fordern, Fördern und Informieren. In Ballungsgebieten klagen immer mehr Haushalte über die Verdrängung durch energetische Gebäudesanierung, weil das Mietrecht geschäftstüchtigen Vermietern attraktive Renditen verspricht. Je teurer gebaut wird, desto höher steigt die Miete. Der Möglichkeit, elf Prozent der Investitionskosten auf die Miete draufzuschlagen, stehen Zins und Tilgungslasten von unter fünf Prozent gegenüber. Einspruchsrechte für Mieter stehen nur auf dem Papier, in der Praxis müssen viele weichen. Bitter auch für die verbleibenden Mieter. Denn mit ökologisch zumeist bedenklichen Dämmbaustoffen reduzieren sich die Heizkosten nicht mal um ein Drittel der Mietsteigerung. Statt den effizienteren Heizungstausch vorzuziehen, wird mit schlechter Bauausführung oft der Wohnwert verringert. So geht es nicht. Viele Vermieter warten daher mit Klimaschutzmaßnahmen. Doch die Mieter stehen wegen des Heizkostenanstiegs „an der Wand“. Wann endlich geht die Bundesregierung das Problem an? Ein erstes wäre die Abschaffung der renditeträchtigen Mieterhöhungsmöglichkeiten, weg mit den elf Prozent!

Die klimafreundlichste Energie ist die Energie, die gar nicht erst verbraucht wird. Wärmeerzeugung macht immer noch 40 Prozent unseres Energieverbrauchs aus. Eine erfolgreiche Energiewende muss auch eine „Wärmewende“ sein und den Energieverbrauch von Gebäuden deutlich verringern. Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen sind schlafende Riesen, die wir dringend wecken müssen. Allein bei den privaten Heizungen ist das Potenzial riesig. Nicht einmal ein Viertel der rund 18 Millionen Feuerungsanlagen in Deutschland ist auch nur ansatzweise auf dem Stand der Technik. Würden alle alten Heizkessel durch aktuell auf dem Markt befindliche Modelle ersetzt, ließe sich eine Energiemenge einsparen, die in etwa dem gesamten Erdgasimport Deutschlands aus Russland entspricht. Dadurch ließen sind etwa 70 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Aber die bisherigen An- reize zur Gebäudesanierung reichen offenbar nicht aus. Es gibt einen fatalen Sanierungsstau. Die gute Haushaltslage auf Bundesebene würde mehr staatliche Förderungen und bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten ermöglichen. Wann, wenn nicht jetzt? Die „Wärmewende“ hat auch handfeste ökonomische Vorteile: Jeder eingesetzte Euro würde etwa sechs Euro zusätzliche Investitionen auslösen, die unmittelbar bei vielen Herstellern aus Deutschland und beim Handwerk ankämen. Und auch für Hausbesitzer hat sich die Modernisierung meist nach fünf bis acht Jahren bereits gelohnt.

Nicht Kohlekraftwerke, Schwerindustrie, Haushalte oder Massenverkehr sind per se schuld am Klimawandel. Es ist vor allem unsere immense Energieverschwendung. Zwischen Öl- quelle, Gasfeld oder Kohlemine über Pipelines, Meiler und Netze bis zum Verbraucher werden bis zu 80 Prozent der Energie vergeudet. Dabei könte dies weitgehend ohne Komfortverluste geändert werden. Durch effizientere Stromerzeugung, bei der Abwärme zur Beheizung von Gebäuden genutzt wird, moderne Elektromotoren, LED- Technik, Gebäude, die fast keine Energie mehr zum Heizen brauchen oder intelligente Verkehrssysteme und Energiemanagement in Haushalten, Bürogebäuden und Fabriken. Dass wir den Planeten „verheizen“ liegt vor allem darin begründet, dass alle Welt über neue Kraftwerke, ob erneuerbar oder konventionell, Flüssiggasterminals und Stromtrassen spricht, kaum jemand aber über ihre Vermeidung. Fossile Energieträger allein durch Solar, Wind und Co. zu ersetzen wird langwierig, teuer, stößt zunehmend auf Akzeptanzprobleme und wird darum unmöglich sein. Es wird darum Zeit, Energieeffizienz endlich als Energiequelle zu verstehen. Tatsächlich ist sie laut der Internationalen Energieagentur IEA bereits jetzt unsere wichtigste: Ohne bisherige Erfolge wäre unser Verbrauch heute 65 Prozent höher! Klimapolitik bedeutet für mich darum zuallererst Energie- effizienzpolitik. Deutschland und die EU sollten hierbei eine Führungsrolle einnehmen.

Das klingt verlockend - Umwelt schützen und Heizkosten sparen und noch staatliche Förderung durch die KfW. Das ist der Anreiz, den viele Hauseigentümer dazu verleitet das Haus mit einer Wärmedämmung zu versehen. Die Kalkulation hat allerdings einen Haken, insbesondere dann, wenn man den Einzelfall betrachtet. Bei einem Einfamilienhaus aus den 70er Jahren muss der Eigentümer mindestens 40 Jahre warten, bis sich die 40.000,00 teure Dämmung rechnet. Wenn der Bewohner dann noch ím Rentenalter steht, wird es gänzlich uninteressant bis der Betrag wieder über die Heizkostenersparnis hereingekommen ist. Ich kann nur empfehlen, den Austausch der Heizung und der Fenster vorzunehmen. Dies rechnet sich in 15 Jahren. Auf jeden Fall sollte die obere Geschoßdecke wärmegedämmt werden. Hier ist eine Ersparnis bei den Heizkosten schon nach Fertigstellung zu verzeichnen und die Mieter sind auch bereit, dafür einen kleinen Aufschlag zur Miete zu entrichten. Weiter Sanierungsmaßnahmen sollten mit einem Energieberater besprochen werden, ob sich eine solche Maßnahme lohnt.
Carsten Müller, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V.