
Wo bleibt der Genuss?
Selten geben wir und mit allen Sinne etwas hin. Dagegen wird ein Genussmittel allzu schnell zum Rauschmittel. Ist es die Muße, die uns so oft fehlt? Wie genießen Sie?

Verkauftes Gewissen
Der Genuss bleibt innerhalb der ambitionierten Restaurants. Deutsche Gäste haben in fast 15 Jahren permanenter Berieselung omnipräsenter Kochshows gelernt, dass es durchaus gute und schmackhafte Lebensmittel gibt. Diese werden aber den Profiköchen überlassen und in diesen Kreisen gibt man auch gerne sein angelerntes Fachwissen zum Besten. „Der Aceto ist viel zu dünn, der ist bestimmt noch keine zwölf Jahre alt.“ Oder: „Ist der Steinbutt geangelt oder mit dem Schleppnetz gefischt? Was, aus der Zucht? Nein, so was esse ich nicht.“ Außerhalb des Restaurants sieht es da ganz anders aus. Es gibt bei uns quasi nur noch fünf Anbieter von Lebensmitteln. Zwei Discounter, zwei Supermarktketten und einen, der sich nicht so recht entscheiden kann. Diese fünf liefern 85 Prozent aller Lebensmittel. Gebildet hat sich dieses Monopol aufgrund eines Preiskampfes, der seit über 50 Jahren andauert. Und das sind nun mal die Gewinner. Tief in unserem Inneren wissen wir, dass billig und gut nicht zusammenpassen. Aber die penetrante Manipulation über Streichpreise und Sonderangebote haben sich so fest in unseren Gedanken etabliert, dass der Genuss nur noch in Form von 40 verschiedenen Artikeln im Einkaufswagen für zusammen gerade mal 50 Euro, zustande kommt. Man genießt die Menge und den günstigen Preis, und satt macht es ja auch. Der Genuss aller Sinne, der Geruch, der Geschmack, die Textur und das Aussehen bleiben da außen vor.

Oxytocin statt Tatort
Alles hat zwei Seiten, von denen aus man die Dinge betrachten kann. Das bekannte halbleere oder halbvolle Glas. Ein tiefsinniger, intellektueller Mann? Der kann doch nicht mal einen Witz erzählen! Was hat das mit Genießen zu tun? Es ist Abend und meine Kinder liegen im Ehebett rechts und links neben mir. Die Vorlesezeit ist gerade vorbei und es beginnt unser Einschlafritual. Wie jeden Abend vergräbt mein Sohn seine Hand in meinen Haaren, zieht an einer Strähne, die er sich um den Finger gewickelt hat. Meine Tochter greift mein Ohrläppchen und knubbelt sich so in den Schlaf. Das kann schon mal dauern. Ich könnte jetzt mit der Tagesschau etwas für meine Bildung tun. „Mein Abend ist mir heilig. Es ist der einzige Moment am Tag, an dem ich für mich Zeit habe.“ Ich habe auch lange so gedacht. Mittlerweile bin ich ganz in diesem Moment. Ich konzentriere mich mit allen Sinnen auf die Nähe zu meinen Kindern, auf die weichen Haarstoppeln meines Sohnes, den Geruch, das Schmatzen meiner Tochter. Ich mag es, zu hören, wie ihr Atem gleichmäßiger wird und die Kinder in den Schlaf gleiten. Wie der Griff sich vom Ohrläppchen und aus meinen Haaren löst. Den Beginn des Tatorts habe ich auch verpasst, reinschauen lohnt jetzt nicht mehr. Doch der Tatort läuft auch noch in zehn Jahren und die Tagesschau hole ich morgen früh im Auto mit der Presseschau nach. Die Zeit mit den Kindern ist kostbar. Oxytocin ist mein Rauschmittel.

Leben ist Genuss
Ich habe das große Glück, einen Beruf auszuüben, der nicht nur anderen Menschen Genuss vermittelt, sondern auch mir selbst. Mein Orchester und ich geben pro Jahr rund 100 Konzerte, Anfang des Jahres immer in Deutschland und danach auf der ganzen Welt. Aber ich arbeite nicht, ich habe Spaß. Gleichzeitig bedeutet Genuss für mich, in einer Stadt zu leben, in der ich mich wohlfühle und die eine große Lebensqualität bietet. Ich bin in Maastricht geboren und habe es nie verlassen. Hier habe ich vor einigen Jahren ein kleines Schloss gekauft und renoviert, eine Orangerie gebaut und einen wunderbaren Garten angelegt. Dort erhole ich mich von Tourneen, sammle neue Energie, genieße die Ruhe. Einmal im Jahr fahren wir mit Familie und Freunden für ein paar Tage nach Rom. Meine Frau und ich lieben die italienische Lebensart, genießen das italienische Dolce Vita, das Essen, die Menschen, die Architektur und die Musik, Melodien wie „Felicità“, „Azzurro“, „Arrivederci Roma“. Gerade die kleinen Momente genießen zu können, gehört für mich zu den wichtigsten Dingen im Leben. Genuss ist für mich gleich Glück. Ich übertreibe es aber nie. Ich trinke gerne ein Glas Rotwein, aber zum letzten Mal betrunken war ich vor 30 Jahren. Geld verschafft mir keinen Genuss. Es bedeutet für mich Freiheit, meine Träume zu verwirklichen, mit meinem Orchester um die Welt zu reisen und viele Menschen glücklich zu machen. Aber das wiederum genieße ich dann!

Zusammen allein
Ich genieße, wenn ich mit mir nahestehenden Menschen etwas genießen kann: Das Baden in einem stillen, menschenleeren Moorsee, der Besuch von Museen, wenn sich so gut wie keine Besucher in den Ausstellungen befinden, die drängeln und laut kommentieren, oder wandern in den Bergen und die Gipfel und die Fernsicht genießen, ein gutes Essen mit Freunden und Freundinnen mit raffinierten Zutaten, deren Aromen nachgespürt werden kann, und noch vieles mehr.

Das richtige Maß
Mein eigener Stil wird durch innere Haltung geprägt. Da ist kein Platz für Klischees.

Der Bauch kennt den Weg
In Zeiten, in denen das schlechte Gewissen und Verzicht, Lebensmittelskandale, schmale Hüften und Massentierhaltung weit populärer sind als liebevolle Kuchennachmittage, Kohlenhydrate und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung, haben wir verlernt, zu genießen. Man kauft aufwendig hergestellte Ersatzprodukte, die Kopf und Industrie, nicht aber die Zunge glücklich machen. Grünkohlsorten werden verändert, sodass sie dem Lifestyle-Esser auch im Sommer schmecken. Man erfreut sich an Samen, die tausende Kilometer Transportweg hinter sich haben. Ich möchte dazu ermutigen, sich selbst ständig kleine, simple und vor allem heimische Genussmomente zu schaffen. Dabei ist es nicht wichtig, hunderte Euro für Restaurantbesuche oder seltene Produkte auszugeben. Es geht darum, den kulinarischen Alltag zu entschleunigen und sich selbst etwas Gutes wert zu sein. Genießen Sie bereits den Einkauf, durch Marktbesuche, bei denen Sie saisonale, reife Gemüse sehen und kosten können. Machen Sie schon das Frühstück zum Geschmackserlebnis, indem Sie echtes Bäckerbrot mit Rohmilchbutter, glücklichem Schinken, gutem Käse, Sprossen oder Trockenobst verfeinern. Gönnen Sie sich eine handgemachte Praline am Nachmittag, schmecken Sie, wie köstlich heimische Äpfel sind und zelebrieren Sie ein Dinner mit Freunden, bei dem sie hochwertigen statt literweise Rotwein trinken. Es ist ganz einfach!

Langeweile zulassen
Der erste und der letzte Eindruck seien entscheidend, heißt es. Der erste ist wahrscheinlich optisch – da zähle ich auf den kleinen, feinen Stilbruch in der Gesamterscheinung. Und der letzte? Zum Stil gehören auch Manieren, Takt und Ton. Die nehmen Bezug auf das Gegenüber.

Abstoßend und anziehend zugleich
Alles, wofür es sich zu leben lohnt, ist rund um eine zwiespältige Eigenschaft gebaut: Es ist teuer wie Partykleidung, ungesund wie Alkohol, unanständig oder unappetitlich wie Sex, unvernünftig wie Fantasie, Spiel, Müßiggang oder Verausgabung etc. Menschen sind darum nicht von sich aus dem Glück zugewandt. Spontan verabscheuen sie es vielmehr. Als großartig können sie das Zwiespältige nur dann erleben, wenn sie es feiern. Dann folgen sie einem Gebot der Gesellschaft, das sie ermutigt, ihre üblichen Beschränkungen und Hemmungen hinter sich zu lassen: „Sei kein Spaßverderber, stoß mit uns an.“ Nur als gesellige Wesen sind die Menschen darum glücksfähig, nicht aber auf sich alleine gestellt, als lediglich ihren Eigeninteressen folgende Individuen. Die neoliberale Postmoderne hat die Menschen an die Idee gewöhnt, sie würden sich befreien, wenn sie die Gebote der Geselligkeit und Solidarität abschütteln. Der zum Genuss einladende Andere wurde nun wirksam als Gesundheitsgefährdung, Sicherheitsbedrohung, sexueller Belästiger oder Sozialschmarotzer wahrgenommen. Die gesamte politische Kraft, die sich nicht mehr auf die Regulierung der irrationalen Aktionen auf den Finanzmärkten richtete, wurde nun auf den vermeintlichen Schutz der Individuen vor Belästigung gerichtet. Befreit wurden sie damit aber vor allem von ihrer Glücksfähigkeit – und damit letztlich auch von ihrer Freiheit.

Meditativer Genuss
Man kann Schokolade sehr langsam essen, sozusagen in Zeitlupe. Man lässt ein Stück auf der Zunge zergehen, wartet ab, wie es langsam schmilzt, schmeckt immer wieder hin und versucht, möglichst genau den Geschmack zu bestimmen. Blumig, nussig, karamellig, würzig? Wie hoch ist der Kakaogehalt? Probiert man erst ein Stück mit 35 und danach eines mit 75 Prozent Kakao, ist das wie Wechselduschen: Der Unterschied ist krass. Die Spanne zwischen süß und bitter erweist sich als immens. Man könnte sogar über den Geschmack von Schokolade meditieren, ganz fokussiert, ohne währenddessen andere Reize aufzunehmen. Dabei verstreichen die Minuten, die Schokolade gibt den Takt vor, man braucht eben so lange, bis sie geschmolzen ist. In dieser Zeit hätte man auch eine ganze Tafel Schokolade essen können oder sogar zwei. Aber warum? So ist es doch viel schöner und der Magen ist kaum gestört in seiner meditativen Ruhe.

Zucker – Genuss aus der Natur
Essen ist mehr als nur die reine Aufnahme von Nahrung. Essen ist Genuss und lädt dazu ein, Zeit miteinander zu verbringen. Wir verbinden Essen – nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit – auch mit ganz individuellen Traditionen. Die gute Nachricht für alle Genießer: Ein schlechtes Gewissen braucht keiner dabei zu haben, denn es gibt keine „gesunden“ oder „ungesunden“ Lebensmittel. Alle haben ihren Platz in einer ausgewogenen Ernährung – von der Avocado bis zum Zucker. Auf das richtige Maß kommt es an. Und dafür gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Auch auf einzelne Lebensmittel braucht man nicht zu verzichten, solange die Gesamtbilanz von Kalorienaufnahme und -verbrauch stimmt. Die Energiebilanz ergibt sich aus dem Vergleich der Energiemenge, die man über die Nahrung aufnimmt, mit der Energiemenge, die man verbraucht. Mit dem ganz individuellen Mix aus Ernährung, Bewegung, Genuss und Lebensstil kann man alles genießen, was einem schmeckt. Denn gerade das Naturprodukt Zucker erweist sich in der Küche als wahrer Allrounder: Er verbessert den Geschmack, ist beim Backen einfach unersetzlich und setzt optische Akzente. Und was wären so manche traditionellen Speisen und Bräuche ohne die vielen guten Eigenschaften des Zuckers? www.schmecktrichtig.de

Genuss kennt keine Rente
Ich frag mich selbst des Öfteren, was denn mein Stil ist. Eine Stilikone bin ich ganz sicher nicht, zumindest wüsste ich nicht, für was oder wen. Allenfalls für Gleichaltrige um die 70 Jahre, die es ebenfalls als etwas daneben erachten, sich als „Berufsjugendliche“ zu gebärden. Nein, aber sicher keine Ikone! Das bedeutet für mich andererseits nicht, dass ich mein Alter überbetone. Ich lege Wert auf gepflegtes Aussehen, eher zeitlose, klassische Kleidung. In Gesprächen etwas „weise“ wirken (Lebenserfahrung!) und mich ruhig zu beteiligen. Sicher Understatement, was meine materiellen Attribute wie Auto, Wohnsituation und Einrichtung betrifft. Meine narzisstischen Stilmerkmale, die ich gerne bei Gelegenheit anbringe, beziehen sich auf Gebiete wie Internationalität, Literaturkenntnisse, zumindest Basisfakten bürgerlicher und politischer Bildung. Damit will ich punkten. Ob es mir gelingt, nicht angeberisch zu wirken? Darauf achte ich zumindest und hoffe auf Selbstkontrolle. Zusammengefasst: Stil äußerlich eher unauffällig, also kein besonderer. Im Auftreten der Versuch, weltmännisch, gebildet, vielseitig interessiert zu wirken. Und (noch) nicht zum Alten Eisen zu gehören, auch körperlich entsprechend noch konfiguriert. Halt ein typischer neuer 70er, der wie ein früherer 50er wirken möchte. Kann man das als Stil bezeichnen?

Körper und Geist
Auch an kalten Tagen, wenn keine Sonne auf meine Haut scheinen kann, braucht mein Körper Balsam. Ich genieße dann die Zeiten in Thermen oder in der Sauna. Noch mehr kann ich bei einer Massage entspannen, wenn selbst meine Füße so durchgeknetet werden, dass eine wohlige Wärme sie durchsteigt. Dann fallen alle Sorgen von mir und eine innere Ruhe kehrt ein. Das ist wahrer Genuss.

Genuss setzt die Kenntnis der Grenze zwischen Großzügigkeit und Verschwendung voraus.

Auf der Strecke der Jagd nach viel und billig.

Der Genuss bleibt nicht auf der Strecke: er ist nah und gehört zum Alltag: Selber kochen, viele Gemüse, frische Zutaten und ich weiß, was drin ist! Dazu ein leckeres Glas Wein, Genuss im Alltag!

Man kann Schokolade sehr langsam essen, sozusagen in Zeitlupe. Man lässt ein Stück auf der Zunge zergehen, wartet ab, wie es langsam schmilzt, schmeckt immer wieder hin und versucht, möglichst genau den Geschmack zu bestimmen. Blumig, nussig, karamellig, würzig? Wie hoch ist der Kakaogehalt? Probiert man erst ein Stück mit 35 und danach eines mit 75 Prozent Kakao, ist das wie Wechselduschen: Der Unterschied ist krass. Die Spanne zwischen süß und bitter erweist sich als immens. Man könnte sogar über den Geschmack von Schokolade meditieren, ganz fokussiert, ohne währenddessen andere Reize aufzunehmen. Dabei verstreichen die Minuten, die Schokolade gibt den Takt vor, man braucht eben so lange, bis sie geschmolzen ist. In dieser Zeit hätte man auch eine ganze Tafel Schokolade essen können oder sogar zwei. Aber warum? So ist es doch viel schöner, und der Magen ist kaum gestört in seiner meditativen Ruhe.

Der Genuss bleibt da, wo ich genieße, mit der Familie Ruhe und Zeit zu haben.

Alles hat zwei Seiten, von denen aus man die Dinge betrachten kann. Das bekannte halb leere oder halb volle Glas. Ein tiefsinniger, intellektueller Mann? – Der kann doch nicht mal einen Witz erzählen! Was hat das mit Genießen zu tun? Es ist Abend und meine Kinder liegen im Ehebett rechts und links neben mir, ich in der Besucherritze. Die Vorlesezeit ist gerade vorbei und es beginnt unser Einschlafritual. Wie jeden Abend vergräbt mein Sohn seine Hand in meinen Haaren, zieht an einer Strähne, die er sich um den Finger gewickelt hat. Meine Tochter greift mein Ohrläppchen und knubbelt sich so in den Schlaf. Das kann schon mal dauern. Ich könnte jetzt mit der Tagesschau etwas für meine Bildung tun. „Mein Abend ist mir heilig. Es ist der einzige Moment am Tag, an dem ich für mich Zeit habe.“ Ich habe auch lange so gedacht. Mittlerweile bin ich ganz in diesem Moment, im Hier und Jetzt. Ich konzentriere mich mit allen Sinnen auf die Nähe zu meinen Kindern, auf die weichen Haarstoppeln meines Sohnes, den Geruch, das Schmatzen meiner Tochter. Ich mag es, zu hören, wie ihr Atem gleichmäßiger wird und die Kinder in den Schlaf gleiten. Wie der Griff sich vom Ohrläppchen und aus meinen Haaren löst. Den Beginn des Tatorts habe ich auch verpasst, reinschauen lohnt jetzt nicht mehr. Doch der Tatort läuft auch noch in 10 Jahren und die Tagesschau hole ich morgen früh im Auto mit der Presseschau nach. Die Zeit mit den Kindern ist kostbar. Oxytocin ist mein Rauschmittel.

Wo bleibt der Genuss? Der höchste Genuss ist das, was auf das Ausschalten von permanenter Anregung folgt. Letztere nämlich macht die Sinne stumpf. Langeweile ist der Auslöser von Kreativität. Und die zulassen zu können ist Genuss.

Ich genieße, wenn ich mit nahe stehenden Menschen etwas ganz alleine genießen kann: Das Baden in einem stillen menschenleeren Moorsee, der Besuch von Museen, wenn wenn so gut wie keine Besucher sich in den Ausstellungen befinden, die drängeln laut kommentieren und einfach nur stören, oder Wanderrn in den Bergen und die Gipfel und Fernsicht genießen, ein gutes Essen mit Freunden und Freundinnen mit raffinierten Zutaten, deren Aromen nachgespürt werden kann, etc.

Schon Paracelsius sprach von der richtigen Ration der Dinge. Genussmittel...? Heute nur noch in extremen Sprachwendungen zu finden: Saufen, Quarzen und eh alles Sucht!

Der Genuss bleibt meistens versagt und er wird gesellschaftlich gerade abgeschafft. Es gibt nur noch Arbeit, Karriere,Fitness und Gesundheitswahn und das Altern wird verzögert, solange, bis der Tod heilbar ist. Darüber wird das LEBEN und der Genuss dessen und aller Dinge, die das LLEBEN ausmacht völlig vergessen. Schade, aber auch gut, dass ich der Generation angehöre, die noch genießen kann!

Ganz individuell, mit anderen etwas schönes teilen, ein Erlebnis, ein Essen gemeinsam zubereiten und verzehren. Dabei spielt schon auch ein entspanntes Zeitverständnis eine große Rolle.

Slow food, vegan leben und/oder Fleisch vom Bauern deines Vertrauens, heimischen Wein geniessen, wandern vor der Haustür (wir leben an einem Mittelgebirge), kochen mit Freunden und Kindern. Aber bitte: Küssen mit der (seit 20 Jahren) Liebsten ist immer noch Rausch, und mehr…

Da ich nicht mehr berufstätig bin, genieße ich, daß ich gesund bin und sehr gut meine Grenzen wahrnehmen kann was Alkohol und Essen betrifft. Der Verzicht gibt mehr Raum für Muße.

Ich mache regelmäßig einen Termin mit mir selbst! Denke nach was gut, was schlecht läuft, setze negativen Gedanken gezielt positive entgegen und genieße diese. Einmal die Woche gönne ich mir etwas Besonderes: Lieblings-Café, Konzert, Theater oder Einkaufsbummel.

Genießen ist immer subjektiv. Ich für meinen Teil genieße es, wenn ich Zeit finde, zur Ruhe zu kommen und den Alltag Alltag sein zu lassen. Dabei kann ich mich erden und mir bewußt machen, was ich eigentlich im Leben anstrebe. Danach habe ich wieder Kraft für neue Herausforderungen. Wenn das kein Genuß ist.

Wohl dem, der eine Passion, eine Leidenschaft hat, oder sogar zwei, vielleicht sogar drei. Ich kann auch mit 70+ Jahren noch genießen, wenn ich aktiv die Augen schließe und dann passiv mich in oder von meiner Lieblingsmusik versenken lasse. Oder wenn ich mein Segelboot so getrimmt habe, dass ich - jetzt ohne in der Tiefsee zu versinken - von der Naturgewalt Wind über die Ostsee getrieben auf den Wellen ins Gleiten gerate. Da rauscht dann nicht nur das Meer, da rauscht`s auch in mir. Genuss stellt sich bei mir dann ein, wenn ich durch eine meiner Leidenshaften in eine Trance gerate, die mich für einen Zeitraum aus dem Alltag entführt und meine Genusssaiten in Schwingungen versetzen. Da hab ich ihn dann, den Genuss, der über die Trance hinaus ein wenig weiter wirkt und mich motiviert, meine Leidenschaften auch jetzt noch (im Alter) zu pflegen, sowei ich dazu in der Lage bin.

Für mich ist mein Fahrrad und seine Betätigung immer wieder ein Genuss. Selbst wenn ich mal weniger Lust und Motivation habe: Sobald ich aufgestiegen bin und die ersten Kilometer hinter mir habe, wird mir warm und auch an stressigen Tagen kommt automatisch ein Wohlgefühl auf – und die Erkenntnis: (Körperliche) Anstrengung und seelischer Genuss liegen oft nah beieinander.

Genuss ist für mich mit Zeit und Hingabe verbunden. Bin ich allein im Wald oder in der Natur, gebe ich mich mit allen Sinnen hin, sehe, höre, rieche und staune. Außer dem Genuß der Stille genieße ich aber auch immer wieder Musik, weil ich auch beim Musikhören wunderbar zur Ruhe und zum Ineehalten komme.

Die Frage macht mir bewusst: Dümmer dich um das Genießen.

Wer auch immer gesagt hat \'Wer nicht zu genießen vermag, der wird ungenießbar\', er hat definitiv recht. Genießen hat viel mit Muse, mit Innehalten, mit Konzentration, mit Abkehr vom Alltag zu tun. Dazu sind viele Menschen nicht (mehr) fähig. Ein Verlust, der mit dem Verlust von Lebensqualität einher geht...

Genuss setzt die Kenntnis der Grenze zwischen Großzügigkeit und Verschwendung voraus.
Ralf Bos, Feinkostunternehmer und Fachbuchautor