
Wie digital ist Deutschland?
Sind Sie noch analog oder schon digital? Wo befindet sich Deutschland im weltweiten Vergleich? Diskutieren Sie mit uns die Vor- und Nachteile eines zunehmend digitalisierten Alltags.

Die Welt im Klassenzimmer
In Deutschland wird viel darüber geredet, wie Bildung mit digitalen Medien verändert und verbessert werden kann und sollte. Digitale Medien geben aber keineswegs eine Garantie für besseres Lernen. Vielmehr stellen sich in dem Zusammenhang Fragen, die uns seit jeher beschäftigen: „Wie wollen wir lernen?“ „Wie verstehen wir Bildung in unserer Gesellschaft?“. Die Implementierung digitaler Medien erfordert ein Umdenken hin zu einer Öffnung der Bildungseinrichtungen und veränderten Rolle der Lehrenden. Wenn Ziel sein soll, dass junge Menschen zu emanzipierten und mündigen Bürgerinnen und Bürgern heranwachsen, dann gelingt das nur, wenn digitale Medien auch und noch viel mehr in ihren Bildungskontexten eine Rolle spielen. Denn Medien sind Teil unserer Welt, sie sind Weltlieferanten. Die Emanzipation gelingt nicht, wenn wir junge Menschen in ein Vakuum stecken, das sich außerhalb unserer Welt befindet und nur aus Vorgedachtem, bereits Bekanntem und Verboten besteht. Im Mittelpunkt steht letztlich das Sichtbarmachen und Begreifen unserer Welt. Eine kritische Haltung gegenüber Technologien und ein kompetenter Umgang damit erreicht man nur, wenn man sich aktiv damit auseinandersetzt. Junge Menschen müssen lernen, mit den Ressourcen und Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, umzugehen – letztlich um diese Welt ein Stück mehr zu verstehen, an der Gesellschaft teilzuhaben und diese mitgestalten zu können.

Es ist doch so: Generell gilt, dass sich gerade neue Technologien, die als Erleichterung und Bereicherung empfunden werden, rasch ausbreiten. Die Dynamik der Entwicklung hängt grundlegend davon ab, welchen Zusatznutzen innovative Technologien stiften. In Bezug auf die mobile Kommunikation oder das Internet hat die überwältigende Mehrheit unserer Bürger keinen Zweifel, dass diese in ihrem Alltag einen erheblichen Vorteil mit sich bringen. Das Empfinden dominiert, dass vieles einfacher, transparenter und besser zugänglich geworden ist. Die Bürger schätzen vor allem die Möglichkeiten, jederzeit Informationen abrufen zu können und sie sind von der Breite und Aktualität des Informationsangebotes beeindruckt. Die Mehrheit sieht das Internet als Möglichkeit, viel Zeit, Mühe und Geld zu sparen.

Nicht alle deutschen Sparfüchse machen jeden digitale Hype mit. Mir macht es aber einen Riesenspaß, Neues zu entdecken und Verbesserungen zu nutzen.

Digitale Albernheiten
Ich bin seit 1982 digital – und angewidert von der Smartphonisierung des World Wide Web. Wenn der digitale Fortschritt darin bestehen soll, die Nutzer zu einem unergonomischen Gerät zu nötigen, um sie dort besser überwachen, verfolgen und ökonomisch ausbeuten zu können, findet er ohne mich statt. Desgleichen die Albernheiten des Smart Home einschließlich des „intelligenten“ Stromzählers, der digitalen Selbstvermessung, des Internets der Dinge, der Cloud, des mobilen Bezahlens und so weiter. Mit digitaler Selbstbestimmung hat das in der Regel nichts zu tun. Und Deutschland? Ist seit 1941 digital: Zuse Z 3. Danach die übliche deutsche Misere, wirtschaftlich damit auf keinen grünen Zweig gekommen. Kleiner Tipp: Es ist unter anderem die Haltung, das heißt die Einstellung zur Wirtschaft. Früher kaufte der deutsche Revolutionär bekanntermaßen eine Bahnsteigkarte, wenn er mit dem Zug zur Revolution fahren wollte. Jetzt hätte man gern Disruption mit Bestandsschutz und Innovation mit Rechtssicherheit. Und die Politik? Agiert angesichts des „Neulands“ wahlweise ignorant, borniert unfähig oder schlicht destruktiv.

Nicht überdrehen
Bei manchen fragt man sich eher: Sind sie physisch noch da? Wenn mein Partner ständig auf sein Smartphone schaut anstatt auf mich und ich ihm aus dem gleichen Raum eine SMS schicken muss, damit er mich wahrnimmt, dann sind wir zu digital.

Mehr Interneteffizienz, bitte
Deutschland ist sicher kein digitales Neuland, aber auch nicht Spitze. Gerne wird über den künftigen Netzausbau geredet, ungern über Risiken. Sie passen nicht so gut ins Bild. Aber ausgerechnet in der Alles-ist-möglich-Welt des Internets gibt es Grenzen: die Bandbreite. Das Datenvolumen wächst immer schneller. Vor allem Videos verstopfen die Leitungen. Wer Fernsehen in Ultra HD erleben will, sollte einen stabilen 20-Megabit-Zugang haben. Und wenn Millionen eine TV-Show oder ein Fußballspiel gleichzeitig in HD – inzwischen die gewünschte Standardqualität – oder UHD übers Internet schauen wollten, hätten wir einen Daten-GAU, schwarze Bildschirme. Also weniger Spaß? Nicht nötig. Manchmal reicht ein Perspektivwechsel, wie bei der Energiewende. Dort setzt man auf mehr Effizienz. Jede Kilowattstunde, die nicht transportiert werden muss, entlastet das Stromnetz. Übertragen heißt das: Jedes Bit, das nicht durchs Netz rauscht, entlastet das Netz. Aber woher mit der Interneteffizienz? Die Lösung des Problems steht nicht in den Sternen, sie existiert im All. Streaming-Anbieter nutzen schon heute TV-Satelliten, um ihre Verteilstellen mit Videos zu versorgen. Auch für Ottonormal-Datenverbraucher ist das ein interessanter Weg. HD und UHD über Satellit. Ohne Breitbandanschluss, ohne Sorge vor dem noch teureren Datenpaket. Dank neuer Technik kann das Satellitensignal zuhause sogar auf Smartphone, Tablet oder PC genutzt werden. So macht Effizienz Spaß.

Nimmt man als Vergleichsobjekt das Silicon Valley lautet die Antwort: Deutschland ist nicht so richtig digital. Hauptgrund dafür ist die unterschiedliche Aufgeschlossenheit des Einzelnen und der Gesellschaft. Dem deutschen Perfektionismus und akribischem Planen steht die individuelle proaktive Experimentierfreude des Valleys gegenüber: Lernen passiert während Prototyp, Beta-Version, Produkt 2.0 – ohne absehbares Ende. Das gilt für Start-ups, die nach Moonshots greifen, aber auch für die generelle Leitkultur des Silicon Valley, in der Traditionen, Hierarchien und Titel keine Rolle spielen; alles kann neu erfunden werden. Diese elementare Aufgeschlossenheit resultiert nicht nur in einer frühen Adoption von Technologien, sondern im Willen verschiedene auszuprobieren, bis die optimale gefunden ist. Während in Deutschland der vornehm zugeknöpfte Individualismus dominiert, wird die Shareconomy hier innig gelebt: In Kooperationen teilen Menschen Haus, Auto und Haustier und die eigene Arbeit wird als Open Source freigegeben. Das Prinzip des Teilens beflügelt den Digitalismus: Das Lebensumfeld strotzt nur so vor Events, in denen Tech-Interessierte zusammenkommen, um ihr Wissen zu teilen, was den Schneeballeffekt verstärkt, der Technologien „viral“ gehen lässt. Von den Eigenschaften, die das Valley zum digitalen Spitzenreiter machen, könnte man sich mindestens zwei Scheiben abschneiden: mehr experimentieren und mehr teilen!

Wenn in Deutschland über den Stand der Digitalisierung diskutiert wird, stehen zumeist die Risiken im Mittelpunkt. Wir sprechen viel zu selten über die Chancen – etwa darüber, wie wir dank 3-D-Druck Produktion aus Billiglohnländern zurückholen oder über digitale Vertriebskanäle neue Märkte für unseren Mittelstand erschließen können. Um diese Chancen besser nutzen zu können, hat sich die Bundesregierung 2014 die Digitale Agenda vorgenommen. Von deren 121 Einzelmaßnahmen sind beachtliche 66 bereits umgesetzt und 46 in Arbeit. Darauf darf sich die Politik nicht ausruhen, sondern muss nachlegen. Wir müssen unsere Verwaltung ins digitale Zeitalter überführen. Wir müssen digitale Hubs schaffen, an denen wir große und mittlere Unternehmen unserer Leitbranchen mit Start-ups und Forschungseinrichtungen zusammenbringen. Und wir müssen das Digitale in der Aus- und Weiterbildung stärken, um die Menschen an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Aber auch jeder einzelne ist gefordert. Entscheidend ist nicht, wie digital Deutschland heute ist, sondern wie offen wir digitalen Technologien gegenüber sind, wenn es um die Lösung unserer alltäglichen Herausforderungen und die Bereicherung unseres Lebens geht. Digitalisierung ist weder ein Zustand noch ein Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess, der die rasanten Innovationen der IT aufnimmt. Wollen wir unseren Wohlstand erhalten, so müssen wir diesen Prozess mit aller Konsequenz vorantreiben.

Verschlafen hat Deutschland das Internet nicht. Deutsche Internetseiten können durchweg mit qualitativen Inhalten aufwarten. Doch kann man sagen, dass Deutschland fast zu arrogant für eine digitale Infrastruktur scheint. Hier ist man stolz auf analoge Strukturen wie die Autobahnen, aber in vielen Regionen hinkt die digitale Infrastruktur stark hinterher. Leider gibt es hierzulande immer noch weiße Flecken auf der digitalen Landkarte, ganz zu schweigen von der schneckenartigen Datenrate. Eine Benachteiligung entsteht zudem durch die Sprachbarriere. Durch sie wird die Geschwindigkeit der Digitalisierung gebremst, gerade bei mittelständigen Unternehmen. Dafür kommt die Medienlandschaft hierzulande langsam im Netz an: Nimmt man das Beispiel Youtube, so gibt es zuhauf junge Leute, die mit einem Video mehr Menschen erreichen als alteingesessene Medien, etwa die Tagesschau. Auch auf neuen Feldern wie Smart Homes und Virtual Reality kann Deutschland mit spannenden Entwicklungen punkten. Was Deutschland vor allem auszeichnet, ist seine hochwertige Produktkultur: Hier kommt ein Erzeugnis erst auf den Markt, wenn es lange getestet wurde. Das sehen wir besonders bei der Mobilität und der Herausforderung, wie wir die Zeit nutzen, die wir im Auto verbringen. Und nicht zu vergessen: Deutschland ist die Heimat der weltweit führenden Messe für Consumer-Elektronik – der IFA Berlin.

Zahlreiche Expertenkommissionen kommen alle einvernehmlich zu dem Schluss, dass Deutschland im Rennen um die Digitalisierung den Anschluss verpasst. Unbestritten ist, dass die USA beim „Internet der Dinge“ eine Führungsrolle einnimmt. Bei der digitalen Transformation der Prozesse habe ich allerdings lange Zeit Deutschland als Vorreiter gesehen. Das liegt zum Teil an selbstentwickelten Industrie-4.0-Lösungen vor allem mittelständischer Unternehmen, die die intelligente Vernetzung von Fertigungsdaten ermöglichen. Die Fertigungen werden damit zu Hochleistungsfertigungen, Produzieren im Hochlohnland Deutschland bleibt wettbewerbsfähig. Man kann sich diese Fertigungen von morgen schon heute live ansehen, viele Produktionsverantwortliche tun das. Am Ende des Tages sind alle voll des Lobes über die gesehene Digitale Produktion. Allerdings fehlt es den allermeisten Unternehmern am Mut, diese Mammutaufgabe im eigenen Betrieb anzugehen. Es gibt jedoch keinen einzigen Grund dafür, auch nur noch einen weiteren Tag zu warten. Wenn sich dieses Verharren in der Zuschauerrolle der deutschen Unternehmer nicht rasch ändert, dann werden wir auch beim „Internet der Prozesse“ abgehängt. Wo ist der Spirit geblieben, der die deutschen Ingenieure einmal auszeichnete? Rein kennzahlengetriebene Manager verspielen unsere Marke „Made in Germany“. Industrie 4.0 gibt es nicht mit Bestellnummer, sondern nur mit Leidenschaft, Mut und Schweiß.

In Deutschland wird viel darüber geredet, wie Bildung mit digitalen Medien verändert und verbessert werden kann und sollte. Digitale Medien geben aber keineswegs eine Garantie für besseres Lernen. Vielmehr stellen sich in dem Zusammenhang Fragen, die uns seit jeher beschäftigen: „Wie wollen wir lernen?“ „Wie verstehen wir Bildung in unserer Gesellschaft?“. Die Implementierung digitaler Medien erfordert ein Umdenken hin zu einer Öffnung der Bildungseinrichtungen und veränderten Rolle der Lehrenden. Wenn Ziel sein soll, dass junge Menschen zu emanzipierten und mündigen Bürgerinnen und Bürgern heranwachsen, dann gelingt das nur, wenn digitale Medien auch und noch viel mehr in ihren Bildungskontexten eine Rolle spielen. Denn Medien sind Teil unserer Welt, sie sind Weltlieferanten. Die Emanzipation gelingt nicht, wenn wir junge Menschen in ein Vakuum stecken, das sich außerhalb unserer Welt befindet und nur aus Vorgedachtem, bereits Bekanntem und Verboten besteht. Im Mittelpunkt steht letztlich das Sichtbarmachen und Begreifen unserer Welt. Eine kritische Haltung gegenüber Technologien und ein kompetenter Umgang damit erreicht man nur, wenn man sich aktiv damit auseinandersetzt. Junge Menschen müssen lernen, mit den Ressourcen und Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, umzugehen – letztlich um diese Welt ein Stück mehr zu verstehen, an der Gesellschaft teilzuhaben und diese mitgestalten zu können.

Diese Frage stellen wir uns jedes Jahr. Aber auch wie digital die anderen EU-Länder sind und wie gut sie sich im Vergleich zum Vorjahr entwickelt haben. In unserem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, der jedes Jahr von meinen Experten erstellt wird, schauen wir uns verschiedene Identifikatoren an: Breitbandausbau, Internetnutzung oder digitale Kompetenzen. Danach steht Deutschland insgesamt sehr gut da. Unter den 28 EU-Ländern nimmt es Platz neun ein und hat sich auch im Vergleich zum Vorjahr in vielen Bereichen verbessert. Beispiel Internetnutzung. Während im europäischen Durchschnitt nur 76 Prozent das Internet regelmäßig nutzen, sind es in Deutschland immerhin 84 Prozent. Die Deutschen sind dabei immer stärker in sozialen Netzen aktiv und kaufen auch häufiger im Netz ein, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. Auch bei den digitalen Kompetenzen steht Deutschland überdurchschnittlich gut da. Anders sieht es allerdings bei der öffentlichen Verwaltung aus. Online-Dienste ihrer Kommune oder anderer Verwaltungen nehmen nur 19 Prozent der deutschen Internetnutzer in Anspruch. Auch beim schnellen Internet gibt es noch Aufholbedarf – einen schnellen Breitbandanschluss haben weniger Haushalte als im EU-Durchschnitt. Die Bundesregierung plant hier allerdings den Ausbau schneller Breitbandinfrastrukturen von 50 Mbit pro Sekunde zur Versorgung aller ländlichen und städtischen Gebiete bis 2018. Und sie hat darüber hinaus in diesem Bereich bereits anspruchsvollere Ziele für das kommende Jahrzehnt definiert, die mit unseren Ambitionen auf der europäischen Ebene im Einklang stehen. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die deutschen Unternehmen immer stärker die Möglichkeiten nutzen, die ihnen das Internet bietet. Entscheidende digitale Entwicklungen wie Industrie 4.0 oder das Autonome Fahren werden maßgeblich von der deutschen Wirtschaft und Politik mitgetragen, womit Deutschland eine wichtige Rolle für die digitale Zukunft Europas übernimmt.

Die Digitalisierung hat die Kommunikationsbranche wie ein Tsunami erfasst. Der Blick in den Brockhaus ist durch Google ersetzt. Der junge Youtuber LeFloid erreicht mit seinem Kanzler-Interview fünf Millionen Zuschauer – fünfmal mehr als die Auflage der FAZ. Heute gibt es weltweit mehr Smartphones als Zahnbürsten. Facebook zählt mehr Nutzer als das größte Land der Welt Einwohner. Paradigmen der Kommunikationsbranche stehen auf dem Kopf. Informationen sind zu jeder Zeit, überall und meist kostenlos verfügbar. Die Exklusivität einer Botschaft wird in der Sharing-Economy ausgehebelt. Weil das Internet der Dinge sich mit allem verbindet, wird die Vernetzung zur zentralen Stellschraube, zum Betriebssystem unseres Lebens. Wo alles mit allem verbunden ist, kann Kommunikation keine Einbahnstraße mehr sein. Statt Umwege über Medien zu nutzen, verbinden sich Marken und Unternehmen direkt mit ihren Kunden. Werbung in seiner ursprünglichen Form hat so keine Zukunft, weil sie lästig ist. Das Schicksal der Kommunikationsbranche liegt daher in der Fähigkeit umzudenken: Werbung muss berühren, statt nur zu erreichen. Sie muss aus sich heraus Service sein. „Entertain me“ oder „Help me“ ist die schlichte Erwartungshaltung. Nur in sich relevante Inhalte finden Gehör und verbreiten sich von alleine. 2008 schrieb die New York Times: „Wenn die Nachricht wichtig ist, wird sie mich finden.“ 2016 wissen wir, dass dies stimmt.

Der Nutzen des Internets erschließt sich mir in Dingen wie dem Fahrkartenkauf oder dem Buchen von Ferienwohnungen. Aber ich denke, mit allem, was das Internet oder die Digitalisierung zu bieten hat, muss ich mich nicht mehr beschäftigen. Ich komme sehr gut im Leben zurecht, auch wenn ich nur ein altes Handy besitze. Und ich empfinde es als unhöflich, wenn Menschen um mich herum ständig auf ihre kleinen digitalen Geräte starren.

Das erste, was ich jeden Morgen nach dem Weckerklingeln mache, ist auf mein Smartphone zu gucken. Und das letzte, was ich abends noch mache, ist darauf zu spielen. Dazwischen sitze ich acht Stunden bei der Arbeit am Computer und in der Mittagspause beantworte ich meine privaten E-Mails. Ich kann nicht für alle Menschen in Deutschland sprechen, aber ich selbst scheine wohl durchdigitalisiert zu sein.

Die Digitalisierung hat die Spielewelt revolutioniert. Ich sehe allerdings nicht, dass Deutschland hier eine besondere Vorreiterrolle bei der Game-Entwicklung spielt. Was aber hier, wie aber wohl überall, häufiger vorkommt, als einem lieb ist, ist das Suchtverhalten, das diese Spiele auslösen.

Bei manchen fragt man sich eher: Sind sie physisch noch da? Wenn mein Partner ständig auf sein Smartphone schaut anstatt auf mich und ich ihm aus dem gleichen Raum eine SMS schicken muss, damit er mich wahrnimmt, dann sind wir zu digital.

Nicht alle deutschen Sparfüchse machen jeden digitale Hype mit. Mir macht es aber einen Riesenspaß, Neues zu entdecken und Verbesserungen zu nutzen.

Als Konsument ist es für mich wichtig, dass ich mir hier in Deutschland die bestmögliche Hard- und Software legal kaufen und installieren kann. Außerdem muss ich sie mir auch leisten können. Viele digitale Lösungen sind kostspieliger, mit dem deutschen Durchschnittseinkommen aber sehr wohl bezahlbar.

Man muss hier zwischen den Generationen unterscheiden: Die Digital Natives sind es definitiv, die 40-jährigen hängen hinterher, wollen aber von den Jüngeren noch etwas lernen, und die 70-jährigen nutzen gerade mal digitale Basics.

Ziemlich – hier können ja schon Dreijährige Tablets bedienen.

Immerhin wurde der erste frei programmierbare und funktionsfähige Digitalrechner von einem Deutschen erfunden: Der erste Computer war der Z3 von Konrad Zuse. Wie will uns da noch eine andere Nation schlagen?

Ich bin froh in dieser Zeit der Digitalisierung zu leben. Wir haben mit dem Internet ein Werkzeug in die Hand bekommen um dieses so positiv einsetzen zu können. Bei Katastrophen zum Beispiel kann viel schneller reagiert werden und dadurch auch Leben gerettet werden. Und dafür gibt es in den letzten Jahren sehr viele schöne Beispiele. Und die Entwicklung steht erst am Anfang. Ich bin gespannt was auf uns die nächsten Jahre zukommen wird.

Ich muss an dieser Stelle einmal loswerden, dass ich große Bedenken bei der Digitalisierung habe. Mein ganzes Leben lang habe ich mich gegen diese grauen Stromfresser mit den globigen Bildschirmen gesträubt, weil ich der Meinung bin, dass unser Miteinander darunter sehr leidet. Doch seit circa zehn Jahren, mit dem Aufkommen der Smartphones, wird es von Tag zu Tag schlimmer. Wenn ich durch die Stadt gehe kommen mir immer mehr Handy-Zombies entgegen und ich muss aufpassen nicht über den Haufen gelaufen zu werden. Ich schaue in der Bahn in leere Gesichter die mit Musikuntermalung auf ihr Handy schauen. Meine Frage: Wo soll das alles hinführen?

Ich finde, dass die Digitalisierung die meisten Lebensbereiche enorm verändert. Die Voraussetzungen für Information und Kommunikation, den beruflichen Alltag, die Freizeit und vor allem das Konsumverhalten. Es ist bemerkenswert, wie wenig die Menschen diese gesellschaftlichen Veränderungen reflektieren. Manchmal flackert eine Datenschutzdebatte kurzfristig auf, aber führt meist nicht zu einem nachhaltigen Ergebnis über die Schutzwürdigkeit oder Schutzmöglichkeiten persönlicher Daten in der digitalen Welt. Sofern darüber überhaupt Diskussionen geführt werden, sind sie oft von einem orwellschen Grundton geprägt, wonach die technischen Errungenschaften zuhauf verurteilt werden und mit Verschwörungstheorien untermalt, die falschen Signale setzt. Ich würde einen souveräneren Umgang miteinander im Netz befürworten.

Jahren die Leute in ihren freien Minuten auf ihren Handys nur alte SMS lesen konnten, bewegen wir uns heute mit den Smartphones in jeder freien Sekunde auf digitalen Plattformen, um zu lesen, zu kommunizieren oder Videos zu schauen. Es ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, immer online zu sein. Doch halt: Es gibt immer noch viele Orte in Deutschland, an denen man ewig auf einen Verbindungsaufbau wartet und wartet und wartet und wartet ...

Die entscheidende Frage lautet doch: Wie erlangen wir Digitale Souveränität? Um diese zu erlangen, muss uns die älteste Erkenntnis der Technikgeschichte Warnung bleiben: Jede Technologie hat zwei Seiten, eine befreiende und eine repressive. Vor diesem Hintergrund verläuft unser digitalisierter Alltag in höchstem Maße problematisch. Dass Geheimdienste auf bisher unbekannte Schwachstellen setzen, um Geräte zu knacken, hatten Edward Snowdens Enthüllungen offen gelegt. Daß solche Einfallstore auch von Kriminellen entdeckt und von ihnen genutzt werden können, ist bekannt. Unseren Staat sehe ich in der Pflicht, alles zu unternehmen, um unsere persönlichen Daten zu schützen. Daher wäre es wirklich wünschenswert und endlich an der Zeit, daß Edward Snowden sein Wissen dem NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags vortragen könnte. Die Bundesregierung hat die Fragen des Datenschutzes und einer angemessenen Netz-Sicherheit als vordringliche Aufgabe einzustufen. Daher bleibt es völlig unverständlich, wenn die Bundesregierung nicht dazu beiträgt, diesem Wunsch zu entsprechen. Und es stellt sich die Frage: Welche Erkenntnis soll uns vorenthalten bleiben?

wer kinder hat kann leichter schritt halten, in dieser rasenden sogwirkenden digitalisierung. streichelhandy, apps, digitale präsenz und lebensorganisation lässt einen auch jenseits der 55+ an diesem digitalen gesellschaftlichen digitalisierungs und entwicklung teilhaben. in atmeberaubender geschwindigkeit kann ich mir ökogemüse bestellen, meine fahrkarte besorgen, mich bewerben und bisher unergründliche informationen, wissensanhäufungen und recherchen eruieren. die geschwindigkeit ist phänomenal, raubt mir den schlaf, ist aber mittlerweile lebenselixier und unverzichtbar. zwischen geseschaftlichem anteil oder sucht pendelnd kannorganisation, partizipation, kommunikation stattfinden, die menschen außerhalb dieser digitalen spären sind ins abseits katapultiert. nicht mehr wegzudenken, wahsinnig praktisch, lebenserleichternd, es ist die individuelle lebens-kunst sich hier den gegeigenten entschleunigungsweg zu bahnen, das weniger ist mehr zu finden, um sich muse und kreativität zu bewahren, aber ohne geht nichts mehr!

Ich bin seit 1982 digital - und angewidert/abgestoßen von der Smartphonisierung des www. Wenn der digitale Fortschritt darin bestehen soll, die Nutzer zu einem unergonomischen Gerät zu nötigen, um sie dort besser überwachen, verfolgen und ökonomisch ausbeuten zu können, findet er ohne mich statt. Desgleichen die Albernheiten des \"Smart Home\" einschl. des \"intelligenten Stromzählers\", der digitalen Selbstvermessung, des \"Internets der Dinge\", der \"Cloud\", des \"Mobilen Bezahlens\" usw. Mit digitaler Selbstbestimmung hat das in der Regel nichts zu tun. Und Deutschland? Deutschland ist seit 1941 digital: Zuse Z 3. Danach die übliche deutsche Misere, wirtschaftlich damit auf keinen grünen Zweig gekommen (wie auch Siemens, Nixdorf und all die anderen Digitalfirmen, die eben nicht hierzulande, sondern in den USA entstanden sind - warum wohl ;-). Kleiner Tipp: es ist u.a. die Haltung, d.h. die Einstellung zur Wirtschaft. Früher kaufte der deutsche Revolutionär bekanntermaßen eine Bahnsteigkarte, wenn er mit dem Zug zur Revolution fahren wollte. Jetzt hätte man gern Disruption mit Bestandsschutz und Innovation mit Rechtssicherheit. Und die Politik? Agiert angesichts des \"Neulands\" wahlweise ignorant, borniert unfähig oder schlicht destruktiv.

Im privaten Bereich scheuen viele Menschen neue Techniken. Da der Kontakt zur persönlichen Anwendung und gezielte Beratung fehlen, existiert die Meinung : Das ist nichts für mich. Haben Menschen beruflich die Vorteile und Prozesse der Digitaltechnik erfahren, werden moderne Techniken und Geräte sowie Anwendersoftware privat genutzt. Jedoch muss ich oft feststellen, dass die Features eines Gerätes oder einer Software nicht voll genutzt werden, da man keine Zeit oder Interesse hat, sich mit der Komplexität auseinander zu setzen. Die Anwendungsmöglichkeiten, die ein Autoradio, ein Navi, ein Handy oder andere Geräte bieten, bleiben für viele im Verborgenen. Beruflich wird man geschult und erlernt neue Prozesse und die Funktionen neuer Maschinen. Privat beschäftigt man sich oft nur mit dem Nötigsten. Noch bleibt der Kreis der Anwender der Digitaltechnik überschaubar.
Kristin Narr, Medienpädagogin