
Was wollen wir für unsere Kinder?
Ein Kind auf die vielen Möglichkeiten und Herausforderungen der heutigen Zeit vorzubereiten, ist eine große Aufgabe. Berichten Sie uns davon, wie Sie Ihrem Nachwuchs dabei helfen, selbstbewusst seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, und ob sie auch das brauchen, was wir uns darunter vorstellen.

Freude am Lernen, ein Leben lang
Niemand weiß heute, was unsere Kinder brauchen, um sich als Erwachsene in einer zunehmend komplexer werdenden Lebenswelt zurechtzufinden. Nur eines ist sicher: Wenn sich die Welt so schnell verändert, sollten unsere Kinder zu Hause, im Kindergarten und in der Schule vor allem diese eine Erfahrung machen können: dass es Freude macht, etwas Neues lernen zu dürfen, und dass es nichts Beglückenderes gibt, als sich gemeinsam mit anderen auf den Weg zu machen, um diese zukünftige Welt menschenwürdig zu gestalten. Diese Entdeckerfreude und Gestaltungslust ist den Kindern angeboren. Oft geht sie ihnen aber bereits im Elternhaus verloren. Aber sie lässt sich wiederentdecken. Das zu ermöglichen, müsste zum zentralen Anliegen aller pädagogischen Bemühungen werden. An diesem Kriterium müsste sich alles ausrichten, was zu Hause, in Kindergärten und in Schulen geschieht. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass sich jedes Kind als Subjekt, als Gestalter seines eigenen Lernprozesses erlebt. Und das ist nur dann möglich, wenn Kinder und Heranwachsende von uns Erwachsenen künftig nicht mehr zu Objekten unserer Erwartungen und Bewertungen, unserer Belehrungen und Maßnahmen, unserer Belohnungen oder Bestrafungen gemacht werden. Jedes Kind müsste also spüren, dass es um seiner selbst willen bedeutsam genug ist. Oder einfacher: dass es bedingungslos geliebt wird. So einfach ist es, wir müssten es nur wollen.

Vorleben und Vertrauen
„Du sollst es einmal besser haben“ – mit diesem gut gemeinten, ehrenwerten Leitspruch wurden und werden leider auch viele Kinder gegängelt und in völlig falsche Richtungen gedrängt. Ziel ist es, unseren Kindern den Weg zu ebnen, eigenständige und selbstständig denkende und entscheidende Individuen zu werden. Mitläufer gibt es schon genug. Die wichtigste Frage ist, wie wir sie auf diesem Weg unterstützen können. In einer Welt der immer schnelleren Veränderungen, des kulturellen Wandels und der politischen Unsicherheit kann man leicht die Orientierung verlieren. Das wirkliche Vorleben – nicht Vorspielen – einer ethisch-moralischen Haltung ist ein Grundpfeiler. Ein anderer ist es, den Gesprächskanal offen zu halten. Zu viele Einschränkungen, Verbote und Ermahnungen blockieren diesen Kanal. Die Kinder werden trotzdem einen Weg finden, das zu tun, was sie wollen. Aber dann sind die Eltern außen vor. Wenn Kinder zu Hause alles erzählen können, wenn sie eine vertrauensvolle Anteilnahme vorfinden und nicht gleich Verurteilung und Maßregelung, dann ist das die beste Voraussetzung, sie auf ihrem Weg wirklich begleiten zu können. Erziehung ist immer eine Gratwanderung zwischen Leitplanken, die wir setzen, und Freiheiten, die wir zulassen. Freiheiten verursachen bei Eltern Ängste, Leitplanken schränken unter Umständen die Kinder ein. Vorleben und Vertrauen sind die beiden Eckpfeiler, auf denen das Aufwachsen unserer Kinder ruhen sollte.

Frei entfaltet
Eltern, Schule und Gesellschaft wollen die Kinder möglichst fit für die Wirtschaft machen. Die Eltern haben existenzielle Ängste und machen sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Sie wollen, dass es ihre Kinder einmal genauso gut oder noch besser haben werden als sie. Die Schule steht unter einem enormen Druck, der sowohl von der Bil-dungspolitik als auch aus der Leistungsgesellschaft heraus ausgeübt wird. Die Kinder werden durch die schulischen Anforderungen überfor-dert und fühlen sich weitgehend fremdbestimmt – mit gravierenden ne-gativen Auswirkungen. Ein Drittel der Schulkinder leiden an psychi-schen und körperlichen Störungen wie depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen. Das Burnout-Syndrom, in der Vergangenheit nur bei Erwachsenen diagnostiziert, kommt im-mer häufiger bei Jugendlichen und neuerdings auch bei Kindern vor. Die betroffenen Kinder stehen buchstäblich still. Was wollen die Kinder? Sie wollen alle ihre Fähigkeiten entfalten und nicht nur die, die von der Wirtschaft verlangt werden. Sie wollen ihre Stärken entwickeln und ler-nen, ihre Schwächen zu akzeptieren und damit umzugehen. Sie wollen selbstbestimmt lernen und zumeist Erfolg haben. Nur so werden sie zu kompetenten Erwachsenen, dereinst über ein gutes Selbstwertgefühl und eine gute Selbstwirksamkeit verfügen und zu sich selbst sagen können: „Ich fühle mich gut, so wie ich bin, ich weiß, dass ich in dieser Welt bestehen kann.“

Guter Start
Wir haben vier Kinder mit allen Höhen und Tiefen durch Schul- und Ausbildungszeit begleitet. All die Jahre hindurch haben wir dabei viel Wert auf gemeinsame Mahlzeiten gelegt, bei denen viel erzählt und diskutiert wurde. Im Sportverein haben sie gelernt, Teamgeist zu entwickeln. Auch erwähnen möchte ich die Pfadfindergruppe, in der sie gelernt haben, Aufgaben zu übernehmen, Verantwortung zu tragen und Rücksicht zu nehmen. Es ist ganz wichtig, dass die Eltern sich engagieren und die Arbeit der Lehrer, Trainer und Jugendbetreuer mit unterstützen. Wir haben im Elternhaus den Grundstock gelegt und die Kinder in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entlassen. Doch bei entscheidenden Fragen sind unser Rat und unsere Meinung immer noch gefragt.

Meine Mutter sagte früher zu mir: „Mach dir um mich keine Sorgen! Ich habe mich nicht dazu entschlossen Kinder zu bekommen, damit sie sich irgendwann einmal um mich kümmern. Ich habe euch bekommen, weil ich mich um euch kümmern wollte.“

Wettlauf mit der Realität
Ich wünsche meinen Kindern ein gelungenes Leben, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft finden und ein geselliges, zufriedenes Dasein genießen können. Zum einen bin ich davon überzeugt, dass wir als Eltern Werte vermitteln sollten – Werte, die der Gesellschaft förderlich sind, wie Integrität, Fleiß und Respekt. Zum anderen glaube ich an die enorme Kraft des Vorlebens: Wenn ich mir und anderen gegenüber achtsam bin, die Natur achte und auch den Unwägbarkeiten des Lebens noch etwas abgewinnen kann, dann bin ich lebendes Beispiel dafür, dass die vermittelten Werte und Einstellungen förderlich sind. Älterwerdend frage ich mich, wie ich es schaffen kann, dass ich „dran bleibe“ an den Entwicklungen, wie ich im Hier und Jetzt verbleibe, also nicht meinen Kindern Universalgültiges vorbete, während sich ihre Wirklichkeit in eine von mir nicht begriffene Richtung bewegt. Menschen, die ein solches Unvermögen und Nichtbegreifen an den Tag legen, würde ich heute als alt bezeichnen. Darum wünsche ich meinen Kindern Geduld und Liebe, mich immer wieder in „ihre“ Welt mitzunehmen.

Kindheit prägt
Wenn wir darüber sprechen, was wir für unsere Kinder wollen, reden wir gleichzeitig darüber, was wir uns für die Gesellschaft wünschen. Ich orientiere mich dabei an den Erfahrungen, die Pädagogen, Kinderdorfmütter und Erzieher bei SOS-Kinderdorf in den vergangenen 60 Jahren gemacht haben. Wenn wir jungen Menschen dabei helfen wollen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, ist die Grundlage ein sicheres Zuhause, Geborgenheit, verlässliche und liebevolle Beziehungen. Wenn Kinder sich von Anfang an angenommen und geschützt fühlen, können sie sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln, die diese Wertschätzung später weitergeben. Ich wünsche mir, dass junge Menschen vielfältige und individuelle Möglichkeiten haben, um ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ihren Interessen nachzugehen. Ohne eine faire Chance auf Bildung ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nur schwer möglich. Um das eigene Leben zu gestalten, müssen Kinder erfahren, zu was sie fähig sind und welches Potenzial sie haben. Diese Befähigung ist entscheidend, damit junge Menschen selbstständig handeln und ihren Teil zur Gesellschaft beitragen. Letztendlich kann all dies nur gelingen, wenn Kinder und Jugendliche auch beteiligt werden. Ich bin davon überzeugt, dass sie ihrem Leben nur einen Sinn geben und zu aktiven Mitgliedern der Gesellschaft werden können, wenn sie in ihren Belangen eine Stimme haben und durch ihren Einsatz etwas bewirken.

Entwicklungsraum Schule
Wir leben heute beschleunigt: in einer Welt der blitzschnellen digitalen Likes und Dislikes, einer Welt, in der Schnelligkeit mit Oberflächlichkeit einhergeht und Demokratisierung mithilfe des Internets auch Popularisierung bedeutet. In dieser Welt brauchen wir als geschützten Entwicklungsraum für unsere Kinder die Schule und den Unterricht als Ort der Ruhe, der Vertiefung, der Gründlichkeit und der personalen Begegnung. Unterricht ermöglicht und erfordert den direkten Dialog zwischen Kindern und Jugendlichen untereinander und mit ihren Lehrkräften. Im Unterricht erhalten Schülerinnen und Schüler das Angebot, in der Auseinandersetzung mit wichtigen Inhalten persönlich zu reifen, sich mit neuen Dingen und ihren Klassenkameraden auseinanderzusetzen und zu gestalten. Die Vermittlung der deutschen Sprache als „Bildungssprache“, die zwischen der Alltagssprache und der Fachsprache in den verschiedenen Fächern vermittelt, ist ein wesentliches Ziel des Unterrichts. Genauso sollte aber auch die Fähigkeit im Fokus stehen, sich aktuell und zukünftig in der analogen und der digitalen Welt zurechtfinden zu können. Unterricht muss deshalb auch ein Ort der Unterscheidung sein, in dem Kinder und Jugendliche sich selbst als unersetzbare, kluge und kreative Menschen erfahren, die analoge und digitale Hilfsmittel zur Erschließung ihrer Welt gebrauchen, nicht aber sich von ihnen bestimmen lassen.

Natur wiederentdecken
In Paragraph eins des Bundesnaturschutzgesetzes steht geschrieben, dass Natur und Landschaft in Verantwortung für die künftigen Generationen zu schützen sind. Ich fühle mich dem verpflichtet, auch mit dem Gedanken, in welche Welt wir unsere Kinder entlassen wollen. Wir leben im digitalen Zeitalter, aber wir haben auch noch eine analoge Welt, die uns Nahrung liefert und unsere Lebensgrundlage bildet. Wenn ich die Kinder frage „Wann backt eure Oma Erdbeerkuchen?“, dann antworten alle: „Wenn ich mir das wünsche.“ Dass es eine Saison für Erdbeeren gibt, die Natur Kreisläufen unterliegt und alles in einem Zusammenhang funktioniert, ist den meisten gar nicht bewusst. Viele Kinder im urbanen Raum haben überhaupt keinen Zugang mehr zur Natur. Das wird immer abstrakter. Ich möchte in den Kindern Verständnis wecken für die Zusammenhänge und die Vielfalt der Natur mit Vögeln, Pflanzen, Insekten und anderen Arten. Man kann nur schützen, was man selber kennt, und so können sie ihren Lebensraum selbst bewahren. Im grünen Klassenzimmer machen sie Naturerfahrungen und in meinem Junior-Ranger-Projekt beziehe ich Kinder aktiv ein. Sie lernen Biotoppflege und Artenerfassung und wir feiern auch Erntefeste. Ich will die Kinder für ihr regionales Umfeld im positiven Miteinander begeistern. Die zukünftige Generation muss die Möglichkeit besitzen, gemachte Fehler noch zu korrigieren, damit sie die Chance haben, ihre Lebensgrundlage zu bewahren.

Runter von der Bremse
Digitalisierung ist in aller Munde. Seit über zehn Jahren revolutioniert das Smartphone unsere Kommunikation. Das beeinflusst maßgeblich auch die Lebensrealität von Kindern. In der Schule wollen wir sie auf das Leben vorbereiten. Dazu gehört auch, kompetent im Umgang mit Medien zu werden. Allerdings investiert die Politik deutlich zu wenig Geld, um dieses Ziel an den Schulen umzusetzen. Bereits vor zwei Jahren wurde von der damaligen Bundesbildungsministerin vollmundig der Digitalpakt Schule angekündigt. Er hätte fünf Milliarden Euro beinhaltet. Die Ankündigung schürte Erwartungen bei Eltern und Schülern. Diese können bis heute nicht eingelöst werden, da kein einziger Cent geflossen ist. Die Bemühungen der aktuellen Bundesbildungsministerin wiederum werden von einzelnen Kräften konterkariert. Knackpunkt ist die Aufhebung des Kooperationsverbots, damit der Bund die Länder finanziell bei der Herstellung der digitalen Infrastruktur unterstützen kann. Denn nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommunen kann es gelingen, die Schulen mit Hard- und Software auszustatten, Fachkräfte für die Wartung anzustellen und die Lehrkräfte durch Aus-, Fort- und Weiterbildung angemessen vorzubereiten. Die Vorteile liegen auf der Hand: Lehrinhalte können um aktuelle Informationen ergänzt, Inhalte und Zusammenhänge besser dargestellt werden – und die Schüler lernen, verantwortungsvoll mit Medien umzugehen.

Unbekanntes Terrain
Durch das Internet und die modernen Kommunikationstechnologien wächst unsere Welt immer stärker zusammen. Kinder und Jugendliche tauschen über Whatsapp, Instagram, Snapchat und andere Dienste Fotos aus, stellen eigene Videos ins Netz und gucken Filme auf dem Tablet oder Smartphone. Um sich unabhängig, frei und kompetent im Netz bewegen zu können, ist es wichtig, dass sie ihre Rechte und Pflichten kennen. Gerade beim Streamen von Filmen oder beim Herunter- und Hochladen von Videos ist es notwendig, über das Urheberrecht Bescheid zu wissen. Denn nicht alles, was geht, ist auch erlaubt. Was ist eigentlich ein Urheber und wann bin ich selber einer? Warum ist das Urheberrecht für Filmschaffende und andere Künstler wichtig? Wie komme ich an freie Musik, um mein Video zu unterlegen? Was dürfen meine Kinder auf Videoplattformen hochladen? Warum dauert es so lange, bis ein Kinofilm in Video-on-Demand-Portalen geschaut werden kann? Darf ich im Klassenzimmer Filme zeigen? Das Webportal wer-hat-urheberrecht.de von VISION KINO gibt als Informations- und Materialpool für Grund- und Oberschulen Antworten auf relevante Fragen, die auch für Eltern und Kinder interessant sind. Durch Hintergrundtexte, Unterrichtsmodule, Filmausschnitte und Interviews mit Experten und Filmschaffenden vermittelt wer-hat-urheberrecht.de urheberrechtliche Grundlagen sowie Film- und Medienwissen und unterstützt so den Bildungsauftrag in der digitalen Welt.

Bildung für die Zukunft
Der Grundschulverband tritt mit seinen Mitgliedern aus Schulpraxis, Hochschulen und der Weiterbildung dafür ein, Schulen zu freundlichen und zukunftsfähigen Lern- und Lebensräumen zu entwickeln. Kinder stehen im Mittelpunkt mit dem Ziel, dass die Bildungsansprüche aller Kinder Haltungen, Orientierungen und Werte für die Gestaltung von Schule und Unterricht prägen. Kinder sollen einen Ort der Geborgenheit, Sicherheit und Lebensfreude finden, mit Lernangeboten in guter Qualität und einer respektvollen Haltung im Umgang miteinander. Sie sollen Schule als Raum für Selbst- und Welterfahrung erleben und mit ihren individuellen Könnenserfahrungen angenommen und gefördert werden. Der Wunsch ist, dass in einer anregenden Lernumgebung Kindern Mitsprache und Mitverantwortung für ihr Lernen zugestanden und abverlangt werden. Die Anerkennung von Leistungen und Lernfortschritten stärkt ihr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen und bereitet damit ganzheitlich auf zukünftige Anforderungen vor. Schule soll die Kinder selbstständig werden lassen, aber auch ein Ort sein, in dem sie im Unterricht und in der Gemeinschaft demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten erfahren und verinnerlichen können, wo sie Umgangsformen, Werte und Solidarität erlernen. Schule soll Kinder stark machen und ihnen Orientierung geben, um in einer konsumorientierten, digitalisierten und global ausgerichteten Welt für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit einzutreten.

Gesund und lecker
Für uns als Erwachsene, egal ob als Wissenschaftler oder als Eltern, hat der Aspekt Gesundheit bei der Kinderernährung Vorrang. Denn eine gesunde Ernährung beeinflusst von Anfang an Wachstum, Entwicklung und Leistungsfähigkeit der Kinder ganz wesentlich und trägt längerfristig zur Prävention weitverbreiteter Krankheiten im Erwachsenenalter wie Herzkreislaufkrankheiten und Diabetes bei. Für Kinder sind rationale Argumente bei Essensentscheidungen und erst recht die Zukunftsperspektive der Prävention aber nicht einsichtig. Für sie ist der Geschmack das Wichtigste beim Essen. Und dabei rangieren kalorienreiche, süße und fettreiche Produkte wie Limonade, Schokolade und Pommes frites in der Präferenzskala weit vor gesunden Sachen wie Wasser, Gemüse und Vollkorn. Auflösen lässt sich dieser vermeintliche Widerspruch durch Gewöhnung an „Gesundes“ in kleinen Schritten und durch Kompromisse und Berücksichtigung der kindlichen Vorlieben. Orientierung bietet das von uns entwickelte Präventionskonzept der optimierten Mischkost mit drei einfachen Botschaften: reichlich Getränke und pflanzliche Lebensmittel, mäßig tierische Lebensmittel und sparsam fett- und zuckerreiche Lebensmittel. Am wirkungsvollsten ist aber wohl ein vorbildhaftes Ernährungsverhalten der Erwachsenen im Umfeld der Kinder. Essen und Trinken sind nicht nur eine physiologische Notwendigkeit, sondern ein kulturelles Gut, das Entspannung und Freude bereiten soll, gerade bei Kindern.

Mutig gegen den Trend
Ehrlich gesagt: eine natürliche Welt abseits der Kollektivhypnose, fernab vom Hauen und Stechen ums Geld, gezügelte Wirtschaftskreisläufe, Verstand durch Bildung und Selbstentfaltung, Selbst- und Kollektivbewusstsein. Die Möglichkeit, analoge Weisheit schon in den eigenen Zwanzigern zu erreichen – nicht erst mit 50 plus. Ihnen den Mut einzuimpfen, einfach den Stecker zu ziehen, um dem Wettrüsten der Vernichtungsstrategen entgegenzutreten. Der Saft der Männer hat der Menschheit genug Probleme bereitet und so ist es an der Zeit, einen oder mehrere Gänge zurückzuschalten, bevor Allmachtsfantasien einiger Weniger eine Matrix erschaffen, in der es zwar teilweise schön bequem ist, aber unlebhaft.

Kinderwelten sind Medienwelten
Der französische Historiker Philippe Ariès hat 1960 in seinem Werk „Geschichte der Kindheit“ dargestellt, dass Kindheit nichts Natürliches, sondern eigentlich eine geschichtliche Erfindung ist. Im Mittelalter, so Ariès, gab es keine Vorstellung vom „Kinde“. Die entwickelte sich in Europa erst langsam ab dem 16. Jahrhundert. Ab dann stellte sich auch erst die fürsorgliche Frage „Was wollen wir für unsere Kinder?“. Aus den kleinen Erwachsenen des Mittelalters wurden in der Neuzeit Kinder, die versorgt und beschützt werden müssen. Der geschichtliche Blick lehrt aber auch, dass sich Kindheit heute weiter wandelt. Medien spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Medienwelten heutiger Kinder werden bestimmt durch Smartphones und Social Media – und die sind gerade mal so alt wie Kinder heute. Facebook wurde 2004 gegründet, Youtube 2005 und das erste I-Phone kam 2007 auf den Markt. Seitdem ändert sich die Medienwelt weiter rasant und revolutioniert auch das Generationenverhältnis. Die Weitergabe des Wissens von Erwachsenen hin zu Kindern beginnt in bestimmten Bereichen vehement zu bröckeln. Kinder überholen ihre Eltern sogar in puncto Medienkompetenz. Dabei ist die digitale Zukunft heutiger Kinder noch völlig ungewiss und muss notgedrungen von ihnen selbst bewältigt werden. Eltern können Kindern lediglich indirekt dabei helfen, stark und selbständig aufzuwachsen, um ihre Medienzukunft autonom gestalten zu können.

Teil der Gesellschaft
Ich bin Rentnerin und habe keine eigenen Kinder. Umso schärfer schaue ich auf die Kinder anderer Leute, die mich demnächst „an der Backe“ haben. Hoffentlich bekommen sie Liebe und Anerkennung, um möglichst vielfältige Bindungen eingehen und Erfahrungen über den Tellerrand der eigenen Familie hinaus machen zu können.

Mitentscheiden lassen
Wir berufen seit Beginn der Grundschulzeit unseres Sohnes bei Bedarf den Familienrat ein. Dieses Format ist eine großartige Spielwiese, um Mitbestimmung zu lernen: Jedes Familienmitglied spricht an, was es zu klären gilt. Alle anderen hören erst einmal nur zu. Im Laufe der „Sitzung“ entwickeln wir gemeinschaftlich Lösungen und Kompromisse, die für alle passen. Auf diese Weise lernte unser Sohn schon früh wichtige Kommunikationsregeln. Er fühlte sich wahrgenommen und als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert. Das führte auch dazu, dass er Vereinbarungen ernst nimmt, die uns Eltern wichtig sind. Von Jahr zu Jahr räumen wir ihm mehr Entscheidungskompetenzen ein. Dadurch lernt er, selbstständiger und verantwortungsbewusster mit alternativen Handlungsmöglichkeiten umzugehen. Doch gibt es auch Themen, die nicht verhandelbar sind, beispielsweise das Zähneputzen oder die Aufsteh- und Schlafenszeiten unter der Woche.

Gute Vorsätze
Schon vor der Geburt meiner Kinder beschäftigen mich einige Fragen: Was wünsche ich ihnen für ein Leben? Wie will ich sie auf ihre Zukunft vorbereiten? Und wie kann ich ihnen gleichzeitig möglichst viel mitgeben, ohne sie bei ihrer Entwicklung und der Entfaltung ihres individuellen Charakters einzuschränken? Ganz zentral ist für mich der Wunsch, dass meine Kinder ihr Leben selbst in die Hand nehmen und Selbstvertrauen entwickeln, ihren Vorstellungen nachzugehen. Sie sollen ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können und sich auch trauen, Probleme anzugehen. Ich bin gespannt, wie uns die konkrete Umsetzung gelingt.
Gerald Hüther, Neurobiologe