
Was zieht uns in die Ferne?
Vom schlechten Wetter in der Heimat bis hin zur Lust auf ein neues Abenteuer – die Hintergründe für den Aufbruch in einen anderen Teil der Welt können ganz unterschiedlich sein. Schreiben Sie uns, was Sie an fernen Reisezielen reizt.
Wir holen Ihnen ihr Geld zurück
Die Ferne verbinden wir mit Sehnsuchtsorten. Dort suchen wir Entspannung, wollen die Seele baumeln lassen und neue Kulturen kennenlernen. Blöd nur, wenn die Reise schon mit einem verspäteten Flug beginnt oder der Erholungseffekt durch eine mehrstündige Verspätung auf dem Rückflug beeinträchtigt wird. Ab einer Flugverspätung von drei Stunden lässt sich dieser Schmerz aber ein wenig lindern – wenigstens finanziell. Denn laut EU- Fluggastrechteverordnung stehen Passagieren in solch einem Fall je nach Flugstrecke zwischen 250 und 600 Euro pro verspätetem Flug zu, sofern nicht ein so genannter außerordentlicher Umstand, wie beispielsweise ein Unwetter, zu dieser Situation geführt hat. Diesen Anspruch auf Entschädigung bei der Airline durchzusetzen, kostet allerdings Zeit und Nerven. Das erklärt, warum nur etwa ein Drittel der betroffenen Flugreisenden überhaupt versuchen, Geld zurückzubekommen. Die meisten davon wenden sich an ein Fluggastportal. Sie erhalten ihre Erstattung in der Regel abzüglich einer Gebühr von circa 20 Prozent der Entschädigungssumme bei Durchsetzung des Anspruchs auf Erfolgsbasis und etwa 30 Prozent bei sofortigem Ankauf des Tickets, jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Sonst entstehen dem Passagier keine Kosten. Bei Captain Frank läuft die Einreichung des Tickets unter www.captain-frank.com komplett online, ohne Papierkram. Wer es lieber analog mag, für den sind wir auch gerne telefonisch da unter: 08178 / 90 88 12.
Geliebte Fremde
Nur weg hier und ab in die Wärme. Diese Kälte, diese Dunkelheit sind kaum zu ertragen. Ich sehne mich mal wieder nach Licht, Farbe und Lebendigkeit. All die tristen, eingemummelten Leute. Heute habe ich die Freiheit, mit dem Flugzeug in wenigen Stunden in eine völlig andere Welt einzutauchen. Klar, das Wetter ist natürlich auch besser. Es ist sonnig und warm. Neugierig sauge ich fremde Kulturen auf, begegne fremden Menschen, erlebe sie freundlich lachend, hilfsbereit. Als Ausländer ist man in vielen Ländern gern gesehen. Kleine Abenteuer gehören dazu, um sich in einem fremden Land allein zurechtzufinden. So lasse ich mich auch mal treiben, denn wann kann ich mir das im Alltag noch leisten? Ich liebe die fremdartigen Landschaften und erfreue mich an der üppigen Pflanzenwelt. Fasziniert sammle ich ein paar Samen oder Stecklinge. Doch die Veränderungen in den Städten der Tropen sind nicht immer leicht zu ertragen. Bevölkerungswachstum und Landflucht sind die Realitäten, die wir ausblenden. Dennoch, ich sehne mich danach, auch in Zukunft zu reisen. Und nach der Reise wollen die vielen Fotos sortiert werden und vielleicht kann ich einige auch mal ein paar netten Freunden zeigen. „Sag mal, die sind doch ganz schön klimaschädlich, deine weiten Reisen, oder kompensierst du deinen zusätzlichen Ausstoß an CO2?“ Da hab ich aber nochmal Glück gehabt und verkünde kleinlaut, dass ich mithelfe, ein paar Bäume zu pflanzen, irgendwo auf der Welt.
Ein Impuls, der jeden inspiriert
Für die meisten ist das Reisen eine Zeit, um die Seele baumeln zu lassen und die Batterien aufzuladen. Es kann aber auch die Möglichkeit bieten, neue Perspektiven einzunehmen und durch neue Erfahrungen etwas zu lernen. Für andere wiederum ist es eine Zeit, die Welt um sie herum zu schätzen und an die unterschiedlichen Typen von Menschen erinnert zu werden. Wir alle entdecken gern Neues, aber zu oft werden wir dabei faul – wir bevorzugen breite, ausgetrampelte Pfade, die bereits von anderen geschlagen wurde. Im Jahr 2019 heißt das, digitalen Routen zu folgen, die auf den sozialen Medien angelegt sind. Natürlich ist es keine Schande, einem anderen an einen schönen Ort zu folgen. In der einen oder anderen Form war das schon immer der Weg der Welt. Am Anfang schlägt sich ein mutiger Pionier mit einer Machete durchs Gestrüpp, auf der Suche nach der unberührten Schönheit, und am Ende genießen wir von unseren Hotelzimmern aus den Blick auf den tropischen Garten und beschweren uns über das instabile WLAN. Was bedeutet es, in einer solchen Welt zu reisen, in die Ideen, Kulturen und Bräuche in Echtzeit über Grenzen und Ozeane hinweg getragen und augenblicklich global werden? Es gibt dafür keinen Kodex oder vorgegebene Regeln, nur einen gemeinsamen Impuls, unsere eigenen Wege zu suchen, unser eigenes Leben zu „buchen“ und die Geschichten von Außenstehenden und Einheimischen zu hinterfragen. Und andere zu inspirieren, dasselbe zu tun.
Vom Wind getrieben
Die Welt erleben, die Zusammenhänge aus der Luft erkennen. Alles ist schwer, bevor es leicht wird, und dann startet der Ballon. Am 21. März 1999 landete der Schweizer Psychiater und Abenteurer Bertrand Piccard in der Wüste Ägyptens. In 19 Tagen, 21 Stunden und 47 Minuten schaffte er die erste Weltumrundung mit einem Ballon ohne Zwischenlandung, ohne Motor, ohne Steuer, nur vom Wind getrieben. Damit hat er den längsten Flug in Dauer und in Entfernung der gesamten Luftfahrtgeschichte realisiert und gleichzeitig sieben Weltrekorde aufgestellt. Noch heute ein Faszinosum. Während sich Flugzeuge lenken lassen, ist ein Heißluftballon nur begrenzt steuerbar. Der Pilot kann nur steigen und sinken, den Rest erledigt der Wind. Nicht ganz so weit wie Piccard, aber immerhin, brachte mich meine längste Ballonfahrt vom Chiemsee bis nach Zarki-Letnisko in Polen kurz vor der ukrainischen Grenze. Warum ich dort hingefahren bin? Keine Ahnung. Weil der Wind mich dort hingetragen hat. Aber eines ist klar: Eine Ballonfahrt bringt mich in die Ferne. Dorthin wo ich gewiss noch nicht war und dort wo das Unbekannte mich erwartet. Dort warten neue Erfahrungen, Bekanntschaften, Herausforderungen sowie Kultur und Natur in ihrer Vielfalt. Manchmal ist der Weg das Ziel und die einmaligen Erlebnisse meiner Ballonfahrt werde ich niemals vergessen. Einmal die Welt von oben zu erleben und dem Alltag zu entfliehen. Das treibt mich in die Ferne.
Auf der Suche nach unserem Paradies
Der marokkanische Reisende Ibn Battuta, der im 14. Jahrhundert bis nach China und Mali reiste, schrieb darüber, dass das Reisen ihn zunächst sprachlos machte, bevor es ihn in einen Geschichtenerzähler verwandelte. Auch ich bin ein Reisender, der über seine Reisen erzählen darf. Meine Erinnerung führt mich dabei zu meinen ersten Reisen, auf denen die Reise selbst das Erlebnis war – der Fensterplatz im Flugzeug, die Vorstellung des fremden Landes und die Angst vor dem Ankommen. Vielleicht die Angst enttäuscht zu werden, doch mehr noch die Angst vor dem Unbekannten, vor der Herausforderung, sich im Nicht-Alltäglichen zu bewegen und zu scheitern. Aber eben meistens das Gelingen mit all seinen Erzählungen, seinen Bildern und Menschen. In den Jahren meines Reisens erlebte ich all die Motivationen, die Menschen in die Ferne zieht. Wir reisen, um uns zu erholen, um die innere Ruhe zu finden, die wir zu Hause vermissen, oder wir reisen, um neue Erfahrungen zu machen, fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen, um Stimulation zu finden, die der Alltag nicht bietet. Es ist die Zeit des Jahres, das im Alltag vergessene wiederzufinden und zu erleben. Wir reisen, um zu entdecken, andere und uns selbst. Kurt Tucholsky beschrieb das Reisen als die Sehnsucht nach dem Leben. Mehr und mehr ist diese Sehnsucht auch davon erfüllt, die heile Welt zu schützen und wiederherzustellen, damit auch zukünftige Generationen sich an ihr erfreuen können.

Auf bald
Ich habe fünf Kinder. Aufgewachsen sind sie auf dem Land. Doch nach und nach sind sie, wie es das Leben nun mal so will, alle ausgeflogen. Erst für das Studium in andere Städte und danach sogar wegen der Arbeit gar teils in andere Länder. Ich hätte sie gerne näher, als sie es derzeit sind, bei mir. Sie haben ihre eigenen Familien gegründet, mir Enkelkinder geschenkt. Und so bleibt mir jetzt, wo mein Mann verstorben ist, nichts weiter übrig, als ihnen in die Ferne zu folgen. Was mich zunächst bedrückte, gibt mir nun einen Sinn und ich bin froh, im Alter mehr von der Welt zu sehen, als ich mir jemals vorgestellt hätte.
Die Reise zum Ich
Uff, was für eine schwierige Frage. Und gleichzeitig so einfach. Sie findet nicht selten ihren Weg in die anfänglichen Gesprächsfetzen mit anderen Reisenden. Ich beantworte sie oft und dennoch meist eher oberflächlich. Aber was zieht mich wirklich in die Ferne? Ich versuche, meine Gefühle zu ergründen. Und ich habe viele Gesichter, viele Wahrheiten, viele Realitäten. Aber alle haben etwas gemeinsam: Sie finden in meinem Herzen zusammen. Ich liebe einfach das Gefühl, frei zu sein, mich zu bewegen und unterwegs auf der Suche nach inspirierenden Orten zu sein. Zum Glück ist unser Globus immer noch voller unberührter Paradiese. Doch geschieht das Reisen nicht nur im Außen. Es bedeutet auch, neue Orte der Schönheit in meiner Seele zu entdecken. Sie zieht Orte dieser magischen energetischen Vibrationen an. Ich liebe mein Zuhause und trotzdem gab es dieses immer wiederkehrende Aber in meiner Seele, das aufbegehrte. Es bedrohte mich, die still wachsende Wahrheit in mir langsam zu ersticken. Die Ferne und die Meditation in einem buddhistischen Tempel lehrten mich, nicht mehr über Dinge zu urteilen, die ich nicht weiß. Jedes Mal atme ich extrem langsam tief ein und aus. Jedes Atemanhalten verbindet mich mit dieser tiefen Weisheit, die ich auf meinen Reisen wiederentdeckt habe. Ich gebe alle Aufmerksamkeit nach außen auf und schaue tief in mich und mein Herz hinein. Plötzlich findet mich dann ein Ort, der sich wie zu Hause fühlt.

Die große Freiheit
Vor einigen Jahren haben meine Frau und ich die Kreuzschifffahrt für uns entdeckt und lieben es seither, tagelang scheinbar ziellos in die Ferne zu treiben. Die Reise mit dem Schiff entspricht unserem Bedürfnis, nichts großartig organisieren zu müssen. Nur dem Animationsprogramm, worin für den typischen Kreuzfahrer der besondere Reiz zu liegen scheint, gehen wir aus dem Weg. Dafür verbringen wir unseren Urlaub nicht auf hoher See. Es ist nicht die Gesellschaft der Fremden, auf die wir wertlegen, dementsprechend haben wir uns auf kleineren Schiffen immer wohler gefühlt. Ich genieße vor allem die gesunde Meeresluft, die kalten Böen, die unablässig über die Außendecks blasen, und den endlosen Ausblick. Meine Frau hingegen frönt lieber der Behaglichkeit unserer Kabine und dem Komfort solch schwimmender Hotels. Die Landgänge sind für uns zweitrangig. Wenn wir überhaupt an Land gehen, dann auf eigene Faust und ohne aufwendige Planung. In der Vergangenheit konnten wir die Zielgebiete unserer bevorzugten Routen schon zur Genüge auskundschaften und haben ausreichend Erfahrung. So können wir uns auf Kreuzfahrten wunderbar freimachen.
Ich reise, also bin ich
Jedenfalls kein Fernweh. Dieser Begriff assoziiert eine womöglich unstillbare Sehnsucht nach der Ferne, einen schon fast krankhaften Gemütszustand oder eine dem Treiben der Zugvögel ähnliche Regelmäßigkeit des Reisens, in jedem Fall ein Reisen-müssen. Das ist Unsinn. Das heutige Reisen aus Lust, also das freiwillige touristische Reisen, ist schlicht Gewohnheitshandeln in ökonomisch entwickelten Ländern. Weil es für viele Menschen kein Luxus mehr ist, zu verreisen. Weil es so einfach geworden ist, größere Strecken relativ bequem zurücklegen zu können. Weil uns Touristikindustrie und Medien immer wieder einhämmern, wir würden regelmäßig vom „Reisefieber gepackt“, dem wir nur durch eine Buchung irgendwohin entgehen könnten. Dabei gibt es Millionen von Menschen, die nicht reisen können oder wollen. Selbst hier in Deutschland sind es je nach Definition 25 bis 40 Prozent. In anderen Kulturen steht man der Idee, aus Jux und Dollerei wegzufahren, verständnislos gegenüber. Vielschichtig sind unsere Motive für das Reisen: Neugier, Unterhaltungsbedürfnis, Risikosuche, Wunsch nach sozialer Abgrenzung, das „Sammeln“ von Destinationen, manchmal die temporäre Flucht vor dem Alltag, vor allem aber Konsumismus. Reisen ist eine gesellschaftliche Norm, eine kulturelle Selbstverständlichkeit geworden. Es gibt nicht das alles erklärende Motiv, häufig sind es mehrere Motive. Trotzdem reisen wir, weil wir es können, nicht weil wir es müssen.
Wenn das Herz lacht
Acht Uhr an einem lauwarmen Sommermorgen. Langsam werde ich wach. Die Sonne lacht und es ist ein klarer Himmel durch das offene Fenster zu erkennen. Die angenehme warme Luft füllt meine Lungen. Ich fühle mich bereit, herauszufinden, was dort draußen heute auf mich wartet, und auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Neugier wächst in mir und die Glückseligkeit klingelt schon an der imaginären Tür, um mich aus meinem Kopf abzuholen. Rein ins Gefühl, schreit sie. Sie möchte mit mir aus dem Fenster springen, in die bunte Welt der Kulturen. Jeden Tag warten sie auf mich, auf unserem wundervollen Planeten. Nur Mut, es gibt nichts zu verlieren. Das Abenteuer ist es wert, glaubt es mir. Ins Ungewisse zu schreiten, ohne doppelten Fallschirm zu springen. Ohne zu wissen, was hinter der nächsten Ecke auf mich wartet. Die Hoffnung keimt auf und es macht sich in mir die Lebendigkeit breit. Auf in die Vielfalt. Auf in die Abwechslung. Sollte so das Leben sich nicht täglich anfüllen? Wie ist es bei dir, wenn du deine Augen morgens aufmachst? Ich folge der Sonne, um mir dieses Gefühl jeden Tag zu erhalten. Aus dem Grund zieht es mich in die Ferne und das schon seit knapp vier Jahren. Ich kann euch eins sagen: Am Ende des Tunnels der Ungewissheit leuchtet in der Tat irgendwann ein grell leuchtendes, goldenes Licht. Alles fängt an, Sinn zu machen und sich komplex anzufühlen. Alles verbindet sich. Es hat sich gelohnt aus dem Fenster zu springen.

Das echte Leben sehen
Was zieht uns in die Ferne? Angst und Bange könnte mir werden. Verrückte Terroristen wollen mir an den Kragen. Das Klima geht den Bach runter. Und meinen Job macht bestimmt bald ein Roboter. Und zwar besser. Warum sollen wir da noch wegfahren? In der Ferne treffe ich Menschen wie Reza. Er ist Soldat an der Grenze zum Iran und trotz der Kalaschnikow über der Schulter ein ausnehmend herzlicher Mensch. „Welcome to Iran!“, ruft er. Er notiert die Adresse seiner Familie, falls ich in seinem Heimatort vorbeikomme. Ich begegne Menschen in Bangladesch, die mir stolz ihr Land zeigen und sich freuen, dass jemand sie nicht nur als Synonym für Ausbeutung wahrnimmt. Ich sehe Naturspektakel, die mich ehrfürchtig machen vor der Kraft und Schönheit der Erde. Noch nie war es so einfach zu reisen. Und niemals war es leichter, einen Beitrag zu erbringen, dass es auch den Menschen, die weniger Glück haben als wir, in Zukunft besser geht. Auch das ist unsere Verantwortung. Die Welt ist heute nicht schlechter als vor fünfzig oder tausend Jahren. Ich würde sogar behaupten: ganz im Gegenteil. Den meisten Menschen geht es besser, sie leben länger, sind freier, haben mehr Möglichkeiten. Es ist leicht, sich in Paranoia zu verlieren. Doch mit einem offenen Blick sieht man: Wir leben in einer faszinierenden Welt und es ist ein großes Privileg, sie selbst entdecken zu können. Keine Fernsehdoku, kein Reiseblog und kein Buch kann das ersetzen.

Flucht in die Ferne
Es gibt viele sehr gute Gründe, die uns in die Ferne ziehen, viele schöne Motive wie Wissensdurst und Neugier. Doch ich beschäftige mich bei Ihrer Fragestellung vor allem mit den Motiven, die Menschen dazu veranlassen, mit ihrer ganzen Familie ihre gewohnte Umgebung hinter sich zu lassen und ihre Heimat aufzugeben. Wieso zieht es ganze Familien weg in die Fremde? In entfernte Länder, in denen eine ganz andere Sprache gesprochen wird? Wer so viel Mut aufbringt und so viel Risiko eingeht, der würde sich mit diesem Mut doch viel lieber etwas in seiner Heimat aufbauen, oder? Ich glaube, in solchen Fällen werden Menschen hauptsächlich von ihrer Angst in die Ferne getrieben.
Was wir vergessen
Zu viel Nähe zieht mich in die Ferne. Zu viel Sicherheit ins Abenteuer. Zu viel Sofa in die Schlaglöcher. Und manchmal sind es auch die Sterne, die mir den Weg weisen. Aus dem Wissen ins Ungewisse. Aus der Alltagshölle in die Urlaubsparadiese. Ferien vom Schicksal. Raus aus dem Karma. Beziehungsauszeit. Die Gnade der Einzelzimmer. Sex mit Fremden. Die heilige Hängematte. Sand statt Stein, Ruhe statt Lärm, Reggae statt modern. Hüfttücher, Freizeithosen, Hemden aus Hawaii. Vollmond in den Tropen. Pina Colada. Auf der anderen Seite des Äquators sind die Cocktails immer süßer und die Palmen immer grüner, die Frauen schöner, die Männer selbstsicherer, die Leute leutseliger, das Schwere leichter, die Liebe freier, das Verbünden unverbindlicher. Beachlife statt Leben. Streetlife statt Rattenrennen. Bezahlbare Bambushütten im Südchinesischen Meer, im Golf von Thailand, an den Karibikküsten. Billige Ferne, billiges Bier, billige Züge, billige Moral. If you can’t be with the one you love, love the one you with, Honey. Die Urlaubsabschnittsbeziehung, die Etappenaffäre, die Wellness-Orgasmen, der ewige Moment statt die ewige Liebe, die Reise in den Rausch. Legal, illegal, scheißegal. All das und noch viel mehr, unendlich viel mehr, als das bereits Gesagte, zieht uns immer wieder gerne in die weite Ferne und immer wieder fallen wir darauf rein. Erst bei der Ankunft fällt es uns ein. Wir haben schon wieder die Mosquitos vergessen.
Die Welt erleben
Ich packe regelmäßig meinen Rucksack und fahre ganz allein weit weg. Nichts bringt mich näher zu mir selbst, als mit fremdem Menschen zu reden, meine Komfortzone zu verlassen und sprichwörtlich zu erfahren, wie es in der Welt zugeht. Es relativiert die Blase, in der ich lebe. Ich reise allein, damit ich im Moment leben kann, mit den Leuten, die mir begegnen in dieser Sekunde. Durch die Ferne bin ich geduldiger, toleranter und dankbarer geworden. Die Ferne ist Inspiration, Lernen, Sehnsucht, Abenteuer und gleichzeitig die Sicherheit, dass es zu Hause doch am schönsten ist.
Mit allen Wassern gewaschen
Als Kapitän bin ich auf einem Frachtschiff in 86 Tagen um die ganze Welt gefahren – von Nordeuropa nach Amerika, über die Karibik, Panama und Tahiti nach Neuseeland, Australien und Asien, danach durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer und zurück nach Hamburg. Auch wenn der nautische Reiseplan sehr getaktet war und wir keine langen Stopps in den Häfen machen konnten, war es mir doch immer wichtig, Land und Leute kennenzulernen. Und das ist es auch, was mich in die Ferne zieht: Wenn ich schon auf der Welt bin, will ich auch die Welt wirklich kennenlernen. Und damit meine ich keine All-inclusive-Reisen nach Mallorca, wo die Deutschen noch deutscher sind als in Deutschland. Nein, ich will ein Land so wahrnehmen, wie es Einheimische tun. Einmal machte ich Halt im Hafen von Rio de Janeiro. Ich hatte ein paar Stunden Zeit, also ging ich in die Favelas. In die Gegenden, wo keine Touristenbusse halten, sondern das normale Volk lebt, das in Brasilien nun mal arm ist. Als ich später davon einem Bekannten erzählte, schaute er mich fassungslos an. „Bist du verrückt“, sagte er, „das ist doch viel zu gefährlich“. Ich machte ihm klar, dass mich das wahre Leben in den Favelas mehr interessiert als das Brasilien der Hochglanzbroschüren. Schon als Kind in der DDR träumte ich von der Welt hinter dem eisernen Vorgang. Für mich habe ich ihn durchtrennt, indem ich als 16-jähriger Junge vom Binnenland begann, als Lehrling auf einem Schiff anzuheuern.
Auf der Suche nach Wahrheit
Ich stürzte in die Leere, als ich mein Leben durch das Buch sah, das ich über mich und meinen Beruf, das Bergsteigen, geschrieben habe. Auf der Suche nach Liebe und Anerkennung war ich wohl losgerannt, so wirkte es jetzt auf mich. Dieser Irrweg erschien mir so sinnlos. Was ich gesucht hatte, hätte ich auch hier finden können, dafür musste ich nicht die Welt bereisen. Am Ende ist es doch nur ein bedeutungsloser eisbedeckter Steinhaufen, den ich besteige. Ich produziere nichts, hinterlasse nichts. Alles was ich tue, spielt sich in meinem Kopf ab. Es hat gebraucht, bis ich verstand, dass es der Aufbruch ins Unbekannte ist, der mich immer wieder auf meine Expeditionen zieht. Egal wie hoch, wie schwer das Erklimmen ist – am Ende muss das Ziel den harten Weg wert sein. Ich selbst gebe diesem Aufbruch Bedeutung und nichts könnte meine Neugierde mehr befriedigen, als mich auf den Weg zu begeben, um neues Land zu entdecken. Meinen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Jede Bewegung in dieser anderen Welt ohne Menschen, ohne Kommunikation, ist Meditation. Es ist kein Urlaub, es ist eine Reise. Es ist ein Spiegel auf mich selbst. In den hohen Bergen wachse ich über mich hinaus und lasse mich dabei nicht von Gedanken limitieren. Es ist viel zu einfach, etwas als unmöglich abzustempeln. Das, was ich am meisten bereue, sind die Risiken, die ich nicht eingegangen bin, die vertanen Chancen. Auf der Suche nach Freiheit. Freiheit durch Verzicht.

Knackige Kurztrips
In die Ferne zieht es mich eigentlich gar nicht. Romantisch verklärte Weltreisen sind mir jedenfalls zu klischeehaft und überhaupt nicht mein Ding. Wenn ich verreise, dann meistens, weil ich einen meiner Freunde oder Verwandten besuchen will. Das gibt mir einen Grund, zu reisen. Auf diese Weise lerne ich auch andauernd neue Städte kennen. Und von dort aus das Umland. Oft fährt man über das Wochenende in die Natur. Es gibt hierzulande doch immer wieder etwas zu entdecken. Wenn ich irgendwo jemanden kenne, macht es mehr Spaß, als wenn man als Tourist in ein fernes Land reist und dann irgendwie isoliert ist. Mit Freunden ist es immer so, dass man etwas Besonderes macht und automatisch auch schnell neue Leute kennenlernt. Das ist genau das richtige für mich.
Das Herz füllen
Für mich sind es meine Neugierde und meine Wissbegierde, die mich immer wieder in neue Länder ziehen. Ich bin ein Zugvogel und das war ich auch schon immer. Ich liebe es, in Autos, Flugzeuge oder auf Schiffe zu steigen, die mich in neue Welten bringen. Dort angekommen sauge ich alle Eindrücke, Begegnungen und die Natur auf. Reisen soll ja bekanntlich bilden und auch ich lerne sehr viel, wenn ich unterwegs bin. Ich habe gelernt, den Menschen, egal welcher Kultur oder Religion sie angehören, auf Augenhöhe zu begegnen und konnte die Schönheit vieler Länder und Menschen dadurch erfahren. Mein Blick hat sich geöffnet, genau wie mein Herz. Für mich fühlt es sich so an, als ob ich auf jeder Reise ein paar kleine Steine sammle, die unterschiedlicher nicht sein könnten und zusammen ein Mosaik bilden, das ein Bild ergibt. Ich nehme also auf jeder Reise etwas für mich mit, dass mich formt. Meine Kinder haben auch schon sehr viel von der Welt gesehen und ich finde das auch wichtig. Dadurch bekommen sie ein Gespür für das Andere, lernen, sich dafür zu öffnen und mit neuen Gegebenheiten umzugehen. Die Welt ist so wunderschön und hat so viel zu bieten. Ich empfinde es als großes Glück, all diese Erfahrungen und Begegnungen mitzunehmen und damit wieder nach Hause zu kommen. Jedes Mal kehre ich mit einem vollen Herzen zurück und das soll auch noch lange so weitergehen. Es wird mich also noch viele weitere Jahre in die Ferne ziehen.
Die Welt als Dorf
Ich habe 15 Jahre in Afrika und Lateinamerika gelebt und gearbeitet und anschließend über fünf Jahre im Auftrag der Expo 2000 Hannover Zukunftsprojekte im Sinne der UN-Agenda 21 in vielen Regionen der Welt kennengelernt. Das kann und muss nicht jeder. In einer Zeit von Flucht und Migration, aber auch der Internationalisierung von Handel, Wirtschaft, Arbeits- und Studienplätzen wünsche ich mir, dass für unsere europäischen Mitbürger das Reisen in die Ferne nicht ausschließlich von großartigen Stränden, täglichem Sonnenschein und einigen Abstechern in Klöster, Burgen und Kathedralen motiviert ist. Reisen in die Ferne ist die Chance, andere Kulturen, Wertesysteme und Lebensbedingungen kennenzulernen. Wenn wir uns zuvor um einige sprachliche Grundkenntnisse bemühen, dann können sogar Freundschaften entstehen. Auch Menschen aus der Ferne machen sich auch auf Reisen in die Ferne. Vielleicht nicht nur für Flucht und Migration oder um ohne Geschwindigkeitsbegrenzung über unsere Autobahnen zu rasen, den Eiffelturm in Paris und das Kolosseum in Rom zu bewundern. Menschen in fernen Regionen der Welt zu entdecken und zu verstehen, ist für unsere Zukunft wichtiger als ferne Strände, Sonnenschein, preiswerter Konsum oder sogenannte Abenteuer. Nichts davon ist verboten, aber Menschen in fernen Regionen und fremden Kulturen zu besuchen und zu verstehen, bietet einer gemeinsamen Zukunft in dieser Welt bessere Aussichten.
Ausgewildert
Camping-Glück zieht mich in die Ferne, für ein wildes Abenteuer an der frischen Luft. Eine Nacht im Zelt bringt uns zurück zur Natur, raus aus der Stadtverdrossenheit in die Wildnis, aus der wir stammen, die uns aber doch fremd geworden ist. Auf Tuchfühlung mit der evolutionären Heimat. Camping weckt in mir eine ganz eigene, naive Vorfreude auf all das, was Camping ausmacht. Möglichst wenig einpacken, aber nichts vergessen. Die genialen kleinen Werkzeuge, die Camper lieben – der Göffel, eine Kombination aus Löffel und Gabel, oder der Klappgrill zum Beispiel. Der richtige Platz, ohne Schlagbaum und zu viele Regeln. Und dann der prüfende Rundumblick: Steht das Zelt hier richtig? Wo geht die Sonne auf? Wo verläuft die Ameisenstraße? Dürfen sich die Heringe auf festen Halt in weicher Grasnarbe freuen oder auf feste Gegenwehr von hartem, wurzeligem Waldboden? Der Schlafsack wird ausgerollt, die Taschenlampe baumelt vorsichtshalber an der Schlaufe oben im Zeltdach. Die Dämmerung fällt, das Lagerfeuer knistert. Stockbrot, starre Blicke in die Glut. Der Kronkorken knallt, langsam wird es kalt. Es folgt eine der schönsten Nächte, eingehüllt von den Geräuschen der Nacht. Tiere rufen aus der Ferne, Pfoten tapsen durchs Laub, die Wind reibt die Blätter aneinander. Vielleicht liegt der Campingplatz nur im nächsten Dorf. Diese Nacht aber fühlt sich an wie fernes Glück – so ursprünglich, so rau und roh, so geborgen. Camping-Glück eben.
Constantin von Mutius, Geschäftsführer Fluggastportal Captain Frank