
Wie bleibt unser Planet lebenswert?
Wer die Kohlekraftwerke bis 2038 laufen lässt, muss sich nicht wundern, wenn die Klimaziele krachend verfehlt werden. Dass Deutschland bei der Energiewende nicht alleine hinterherhinkt, macht die Sache nicht besser. Neue Ideen braucht das Land – und zwar schnell. Machen Sie den Anfang und schicken Sie uns Ihre.

Neue Perspektive
Gott sei Dank hat man trotz der vielen Arbeiten an Bord der Raumstation ein wenig Zeit, die Schönheit unserer Erde und des Weltalls zu genießen. Gerade bei Außenbordarbeiten wäre es natürlich schön gewesen, noch mehr Zeit zu haben, um diesen Anblick länger aufzunehmen. Näher als im Raumanzug kann man dem Weltall nicht sein. Wenn ich daran zurückdenke, dass ich 400 Kilometer über der Erde mit fast 28.000 Kilometern pro Stunde die Kontinente überquert habe, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Als vor meinem ersten Außenbordeinsatz der Druck in der Luftschleuse abgesenkt wurde, bildete sich Kondensat, welches sich schnell zu Eiskristallen verwandelte. Nach Öffnen der Luke flogen die Eiskristalle ins All und verschmolzen mit dem Sternenhimmel. Nach Verlassen der Luftschleuse drehte ich mich um und erblickte ich unsere Raumstation vor dem Hintergrund der langsam aufgehenden Sonne. Leider hatte ich nur ein paar Sekunden Zeit, aber diesen Anblick werde ich nie vergessen. Natürlich hat sich auch der Blick auf unsere Erde bei mir eingeprägt. Alle 90 Minuten geht die Sonne auf und unter, aber das zu beobachten, wurde nie langweilig. Dass all das Leben auf unserem Planet nur durch diese dünne Schicht der Atmosphäre geschützt wird, erschließt sich bei diesem Anblick auf dramatische Weise. Trotz seiner Schönheit wirkt er in der schwarzen Unendlichkeit des Weltalls einsam. Dieser Planet ist alles, was wir haben, und muss beschützt werden.

Grün ist möglich
Die Bedrohung unserer Erde durch die globale Erwärmung wird immer greifbarer. Bilder der Brände im Amazonas und Australien gehen um die Welt – und sie sind nur zwei Beispiele für die Zerstörung unseres Planeten. Statistisch gesehen haben wir noch genau zehn Jahre Zeit, die Klimakrise in den Griff zu bekommen. Während Australien brennt, treffe ich mich in Berlin mit einem befreundeten Unternehmer zum Mittagessen. Es dauert nicht lange, bis wir auf die Klimakrise zu sprechen kommen. Für uns beide ist klar, dass es die größte Herausforderung ist, der sich die Menschheit je gestellt hat. Bereits im Sommer 2019 habe ich mich den „Leaders for Climate Action“ angeschlossen, einer Klimaschutzinitiative, die von mehr als 100 digitalen Unternehmern in Deutschland ins Leben gerufen wurde. Immer mehr Unternehmen, Einzelpersonen, Länder und Städte, bemühen sich, CO2-neutral zu werden. Der erste Schritt dahin ist, ihre Emissionen auszugleichen, sprich, sie investieren in Projekte, die woanders auf der Welt Kohlendioxid einsparen oder Wälder aufforsten. Allerdings ist dies nur ein erster Schritt – Ziel ist die Reduktion von CO2. Ich habe für mich erkannt, dass zwei fehlende Elemente im Kampf gegen die Klimakrise fehlende Transparenz und fehlende Instrumente in den Unternehmen sind. Darüber haben wir beim Mittagessen gesprochen. Als Unternehmer ist unsere natürliche Reaktion auf ein Problem nicht, Geld zu spenden. Wir gründen ein Unternehmen.

Der Planet verarmt
Weltweit sind in den nächsten Jahrzehnten bis zu eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Allein in Deutschland gelten mehr als 6.000 Arten als gefährdet oder sind dabei, zu verschwinden. Der Klimawandel, die industrielle Landwirtschaft mit ihrem massiven Pestizideinsatz und die stetig voranschreitende Zersiedelung vernichten die Lebensräume. Unsere Wirtschafts- und Lebensweise und unsere unersättliche Wachstumsgier sind für das Artensterben verantwortlich. Dabei ist längst wissenschaftlicher Konsens, dass Klima- und Artenkrise eng miteinander verbunden sind. So spielen intakte Moore, Wälder, Flüsse, artenreiche Grasländer und Meere eine zentrale Rolle für den Klimaschutz. Nur ein grundlegender Wandel kann die Umwelt schützen. Jede und jeder kann dazu einen Beitrag leisten: mehr mit der Bahn fahren, weniger fliegen, weniger Fleisch essen und mehr im Bio-Laden einkaufen. In Zukunft müssen wir eine hohe Lebensqualität erreichen, ohne einen weiteren Raubbau an den Ressourcen. Die Politik muss dafür Rahmenbedingungen setzen und den Weg dorthin eröffnen. Es ist auch für Unternehmen an der Zeit, die Grenzen des Wachstums anzuerkennen. Ich arbeite für eine Gesellschaft, die solidarisch und fürsorglich mit Mensch und Natur umgeht.

Blaupause für mehr Menschlichkeit
„Der Klimawandel könnte zum Hauptfluchtgrund werden“, prognostizierte schon 2009 der damalige UN-Flüchtlingskommissar António Guterres auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen. Der Klimawandel verstärke den Wettstreit um die Ressourcen Wasser, Nahrungsmittel und Weideland und daraus könnten sich Konflikte entwickeln. So leiden etwa in Somalia die Menschen nicht nur aufgrund bewaffneter Konflikte. Dürren belasten die Menschen zusätzlich und verschärfen die Lage vor Ort. Rund 900.000 Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar leben derzeit in Bangladesch, geflohen vor Verfolgung und Gewalt und angesiedelt in einer anfälligen Region. Überschwemmungen, Erdrutsche und Erosion gehören zum Alltag. Doch viele Rohingya versuchen, durch innovative ökologische Anbauprojekte Erosion und Abholzung zu vermindern. Eine solarbetriebene Wasserversorgung soll Energie einsparen und Emissionen verringern. Bei der UNO-Flüchtlingshilfe erreichen uns oft Vorurteile und Beschimpfungen. Wir wollen dagegenhalten, wenn Falschmeldungen und Vorurteile gegen Toleranz, Menschlichkeit und Weltoffenheit stehen. Deswegen haben wir den Blog „Blaupause“ gestartet, um mit Fakten und Geschichten von Menschen auf der Flucht und von Menschen, die sich engagieren, ein Zeichen gegen ein Klima der Hetze zu setzen. Der der Planet braucht ein meteorologisch wie gesellschaftlich gesundes Klima. Für beides lohnt sich das persönliche Engagement. Mehr Infos unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de

Bedrohtes Herz Europas
Absolute Stille, raue Felswände, frische Luft und grenzenlos erscheinende Natur. Es ist ein absolut überwältigendes Gefühl, frühmorgens auf einem Berggipfel zu stehen und auf den Sonnenaufgang zu warten. Das macht unseren Planeten lebenswert. Die Alpen als Naturraum sind das grüne Herz Europas – mit acht Anrainerstaaten, 13.000 Pflanzenarten und 30.000 Tierarten. Doch dieser Natur- und Kulturraum ist gleichzeitig massiv bedroht. Kein Hochgebirge der Welt ist so stark mit der modernen Zivilisation verwoben wie die Alpen. Sie liegen im Zentrum Europas, umzingelt von Großstädten, und werden in jeder denkbaren Weise intensiv genutzt. Die Alpen sind auch ein emotionaler und kultureller Bezugspunkt für sehr viele Menschen auf unserem Kontinent. Ihre fortschreitende Zerstörung setzt auch uns zu. Die alpinen Vereine aus Deutschland, Österreich und Südtirol haben deshalb die Kampagne #unserealpen ins Leben gerufen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass es sich lohnt, für die Bewahrung der Alpen, wie wir sie kennen, und deren Ursprünglichkeit zu kämpfen. Damit unser Planet auch in Zukunft lebenswert bleibt.

Transparenter werden
Derzeit lässt sich ein regelrechter Hype in der Unternehmenskommunikation erkennen. Denn sehr viele kleine, mittelständische und große Unternehmen wollen klimaneutral werden – und so auch wahrgenommen werden. Dieser Überbietungswettbewerb zeigt auf der einen Seite ein Engagement der Unternehmen für den Klimaschutz. Auf der anderen Seite liegt der Verdacht der Grünfärberei nahe. Das bedeutet, dass ein Unternehmen nur den Anschein erweckt, als würde es viel für das Klima tun. Damit sich ein Unternehmen also dem Verdacht des sogenannten Greenwashing entziehen und glaubwürdig aufzeigen kann, dass es klimaneutral arbeitet, braucht es ein konkretes klimafreundliches Geschäftsmodell. Bei dessen Umsetzung sollte der Grundsatz gelten: Erst vermeiden und verringern, dann kompensieren. Konkret bedeutet das: Lässt sich eine Dienstreise nicht vermeiden, zum Beispiel durch eine Videokonferenz, sollte zumindest die Bahn genutzt werden. Unvermeidbare Emissionen lassen sich durch CO2-mindernde Maßnahmen kompensieren. Da derzeit alle Maßnahmen in Sachen Klimaneutralität freiwillig sind, sollten Unternehmen transparent und mit überprüfbaren Fakten über ihr internes Klimamanagement berichten und von unabhängigen Umweltgutachtern überprüft werden. Denn ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz ist für Unternehmen nicht nur imagefördernd, sondern spart auch auf lange Sicht Kosten – für das Unternehmen und für die Gesellschaft.

Ja, es geht
Es gibt wohl niemanden, der die Natur nicht liebt. Auch mich berührt die Frage, wie wir unseren Planeten besser schützen können. Dass dafür Milliarden Menschen rund um den Globus auf Wohlstand und Mobilität verzichten sollen, ist darauf keine Antwort. Meine Antwort ist eine andere: Unser Planet lässt sich am besten schützen mit klugen Ideen und neuen Technologien, wobei dies das Nachdenken über Konsumverhalten einschließt. Klingt einfach, ist in der Umsetzung jedoch schwierig. Es geht um nicht weniger als den Komplettumbau von Industrie, Verkehr und Wohnen. Die massiven Veränderungen, die heute im Stromsektor zu beobachten sind, zeigen: Ja, es geht. Mit Windkraftanlagen an Land und auf See sowie Photovoltaik können wir Strom sauber, sicher und bezahlbar herstellen. So lassen sich schon heute große Mengen CO2 vermeiden. Mein Unternehmen RWE hat zwischen 2012 und 2018 bereits ein Drittel aller CO2-Emissionen eingespart. Gleichzeitig investieren wir weltweit in den Ausbau der erneuerbaren Energien und von Speichern. Bis 2040 wird RWE klimaneutral sein. Das ist ein riesiger Einschnitt für unser Unternehmen. Aber wir setzen das um. Ich bin sicher, das lässt sich auf andere Bereiche übertragen, wenn die Rahmenbedingungen für Innovationen und Investoren stimmen. Wichtig ist, jetzt keine Zeit zu verlieren, sondern das Machbare zu tun. Darüber hinaus wird in Zukunft noch vieles möglich werden: mit klugen Köpfen, innovativen Ideen und Lust auf Neues.

Jeder Einzelne muss sich seiner Verantwortung bewusst werden und bereit sein, sich am Klimaschutz zu beteiligen. Sätze wie „Wenn XY das nicht macht, mache ich das auch nicht.“ sind widerlich.

Quelle des Lebens
Wasser ist Leben. Wir alle wissen das, wir alle sagen das. Doch verstehen wir auch, was das eigentlich bedeutet? Jedes Lebewesen benötigt Wasser zum täglichen Überleben wie Luft und Tageslicht. Wasser ist elementare Lebensgrundlage und somit eine kostbare, aber auch endliche Ressource. Der Zugang zu Wasser hat Einfluss auf den Verlauf eines jeden Lebens. Nur dort, wo er gesichert ist, sind die Grundlagen für ein würdevolles Leben und die Chance auf Bildung gegeben. Unser Planet bleibt also nur dann lebenswert, wenn wir Wasser – als elementare Lebensgrundlage jeden Lebens – erhalten und bewahren. Für traditionelle Industriestaaten besteht die Herausforderung in erster Linie darin, einen verantwortlichen und nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser sicherzustellen. Für Millionen Menschen in anderen Ländern wiederum geht es jedoch zunächst einmal darum, den direkten Zugang zu sauberem Trinkwasser überhaupt herzustellen. Für rund 785 Millionen Menschen ist ein einfacher Zugang zu sauberem Wasser Stand heute nicht gesichert. Die Projekte meiner Stiftung sorgen seit 2012 dafür, dass jeden Tag mehr Menschen die Möglichkeit erhalten, täglich frisches, sauberes Wasser trinken zu können.

Innovationen für den Klimaschutz
36 Prozent aller Startups in Deutschland sind grün. Hinter dieser Zahl verbirgt sich ein wachsendes Ökosystem an Startups, die mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit adressieren. Seien es Lösungen für die Energiewende, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft oder die Vermeidung von Plastik – die Bandbreite an Ideen für mehr Klimaschutz ist groß. Ein Beispiel sind modulare E-Fahrzeuge für den Lieferverkehr in Städten. Der Clou dabei: Für viele dieser Fahrzeuge braucht man keinen Führerschein und manche sind so schmal, dass sie auf Fahrradwegen genutzt werden können. Für die Logistikbranche eine attraktive Alternative zu klassischen Verbrennern. Ein weiteres Beispiel ist essbares Besteck, das aus natürlichen Zutaten entwickelt wird. Kann man damit die Welt retten? Nein, aber theoretisch Millionen von Plastiklöffeln und -gabeln alleine in Deutschland vermeiden. Die Liste an nachhaltigen Innovationen durch Startups lässt sich lange fortsetzen. In Zeiten des Klimawandels ist das eine positive Nachricht. Allerdings: Die Hürden, insbesondere für die Finanzierung und den Vertrieb, sind für Startups in Deutschland noch zu hoch. Politik und Wirtschaft sind daher angehalten, Green Startups stärker zu unterstützen, um dieses immense Potenzial im Sinne der Klimaziele zu entfalten. Und zwar nicht aus Altruismus, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Vernunft.

Perspektivwechsel
Wir alle kennen die vielen Probleme, die durch die Verwendung von Kunststoffen verursacht werden. Wir produzieren zu viel neues Material und verbrauchen dabei zu viele natürliche Ressourcen. Auch die Art und Weise, wie der durchschnittliche Verbraucher Plastik verwendet und entsorgt, hat weitreichende ökologische Folgen. Kunststoff bleibt eine wertvolle Ressource und ist ideal für langfristige Anwendungen. Als reines Material kann er wiederverwendet und recycelt werden. Aber dazu müssen wir unser Umgang mit Kunststoffen ändern. Eine neue Kunststoffindustrie in Form einer Kreislaufwirtschaft könnte hier Möglichkeiten schaffen. Das bedeutet, dass wir Kunststoffe viel länger als bisher verwenden – indem wir etwa den bereits im Umlauf befindlichen Kunststoff entlang der Lieferkette erfassen und somit die Wertschöpfung maximieren und höhere Wiederverwendungsraten schaffen. Alternativ können Unternehmen vollständig auf Bio-Kunststoffe umsteigen, die auf Basis von nichtfossilen Brennstoffen hergestellt werden und vollständig biologisch abbaubar sind. Die Herstellung von Bio-Kunststoffen ist derzeit teurer als die von herkömmlichen Kunststoffen, hat aber einen großen Vorteil: Sie stellt kaum eine Gefahr für die Natur oder für die Gesundheit dar. Wenn wir alle unsere Ansichten über die Art und Weise, wie wir Kunststoffe herstellen und handhaben, ändern, können wir vielleicht einen Schritt nach vorn hin zu einem lebenswerteren Planeten machen.

Bürger versus Klimakrise
Die erste UN-Klimakonferenz fand 1995 in Berlin statt. Auf dem diplomatischen Parkett konnten seitdem einige Erfolge erzielt werden, ohne jedoch einen wirklichen Durchbruch zu erzielen. Seit dem Entstehen der Fridays-for-Future-Bewegung wird meines Erachtens immer deutlicher, dass der Erfolg des Klimaschutzes zuerst vom Verhalten von uns Bürgern bestimmt ist. Zum einen können wir durch die Teilnahme an Demonstrationen den Druck auf die Regierungen der Welt erhöhen und zum anderen trägt ein veränderter Konsumstil direkt zur Prävention einer drohenden Klimakatastrophe bei.

Machen statt reden
Notwendig ist zunächst mal ein radikaler Wechsel, ein ganz neues Verständnis unseres Wertesystems. Wir alle müssen uns einschränken, kolossal, heute. Sauberes Wasser, gute Luft, gesunder Boden müssen vor allen anderen Belangen der Menschheit stehen. Eine ganz andere EU-Agrarwirtschaft ist vonnöten, keine von Konzernen und Sonderinteressen gelenkte Politik. Wir reden und reden, doch nichts passiert. Wir müssen weg von Billig, hin zu schmackhaften und gesunden Produkten. Alles muss auf den Kopf gestellt werden, besser endlich auf die Füße. Wir brauchen eine ökologische Bildungsoffensive – und endlich Verbraucherschutz statt ewigem Großbauernschutz. Schichtet das Geld um, es ist genügend da. Die Kleinbauern, die die lebenswichtigen Kleinstrukturen draußen noch wenigstens halbwegs im Sinn haben und ökologisch(er) denken, müssen endlich geschützt und belohnt werden. Das Schleppen, Planieren, Umbrechen, Entwässern, diese exorbitanten Stickstoffmengen in Boden, Wasser und Luft – alles beenden, sofort. Wir brauchen Brachen, keine Maiswüsten, breite Raine, genügend Abstandsflächen, Tümpel und Magerbiotope. Wir ersticken in Nährstoffen, es wächst sich alles noch zu Tode. Und bloß kein blindes Ansäen zur Gewissensberuhigung. Die Samen im Boden sind da, von unseren Arten, die müssen wir nur zum Leben erwecken. Wer ist für all das verantwortlich? Ich habe den Eindruck, es ist nicht anders gewollt. Angekündigt wird viel, dann aber nie verfolgt.

Pioniere der sauberen Energie
Dass unser Planet lebenswert bleibt, darüber haben wir uns gemeinsam mit zehn Mitstreitern aus der Gemeinde Jemgum in Ostfriesland schon vor über 30 Jahren Gedanken gemacht. Der Aufbau der damaligen Strommixer und heutigen ProEngeno erforderte wahre Pionierarbeit. Dank des unerschütterlichen Glaubens der ehemaligen Gewerkschafter an den eingeschlagenen Weg stehen wir als Ökostrom- und Ökogasanbieter heute glänzend da und sind für die Zukunft gut gerüstet. 14 Mitarbeitende betreuen inzwischen an die 11.000 Stromkunden. Das Ökogas ist zu 100 Prozent klimaneutral, weil das CO2 durch Investitionen in Klimaschutzprojekte neutralisiert wird. Als Energiedienstleister betreuen wir über 40.000 Kunden und übernehmen für sie die gesamte Marktkommunikation – und das sogar international. Im letzten Jahr haben wir uns den Klimastreiks von Fridays for Future angeschlossen, dazu ist ProEngeno auch Teil der Entrepreneurs for Future. Elektromobilität war das Schlagwort für 2019. Am Firmensitz in Jemgum haben wir deshalb eine E-Tankstelle errichtet. Den Strom dafür liefert die eigene Photovoltaik-Anlage. Doch wir haben längst ein neues Projekt: eine Biogas-Kläranlage, die nun in die Pilotphase startet. Die erste Anlage kann jährlich 2.000 Kubikmeter Gülle verarbeiten. Das ist die Menge von etwa 100 Milchkühen. Wir sind überzeugt, dass wir damit ein Stück weit dazu beitragen, unseren Planeten lebenswert zu halten.

Einsteigen statt aussteigen
Solange sich die Diskussion immer nur um den Ausstieg aus Kohle- oder Atomstrom dreht und nicht darum, in welche Art der Stromerzeugung wir einsteigen, kann das nichts werden. Welche gesicherte Leistung stellt eine stabile Stromversorgung in Phasen wie in Kalenderwoche 4 2020 sicher? Bei einer installierten Leistung von über 110 GW bei Solar- und Windstrom in Deutschland, standen davon in dieser Woche nur gut 30 GW zur Stromproduktion zur Verfügung. Woher soll künftig der Strom kommen bei zu viel Nebel und zu wenig Wind? 50 GW Leistung aus den Nachbarländern zukaufen? Die werden sich dann jede Kilowattstunde vergolden lassen. Das wird richtig teuer! Darum sollten wir endlich einsteigen in Energiespeicher, Laststeuerung mit flexiblen Tarifen, effizientere Energienutzung und noch vieles mehr.
Thomas Reiter, Koordinator Internationale Agenturen, Europäische Weltraumorganisation (ESA) und ehemaliger Astronaut