
Wohin mit dem Fernweh?
„Zuhause ist es doch am schönsten“ – dieser Ausspruch dürfte spätestens seit Beginn des zweiten Lockdowns vom Aussterben bedroht sein. Dabei geht es ja nicht darum, direkt in den nächsten Flieger zu steigen: Ein ausgelassener Abend mit Freunden, ein Theaterbesuch, eine durchtanzte Nacht, mehr wünschen wir uns doch gar nicht. Weil wir das alles aber gerade nicht haben können, braucht es einen Plan B. Verraten Sie uns Ihren.

Literarische Reisen
Wirklich unter Fernweh gelitten habe ich vor allem während der Schulzeit. Als Jugendlicher fühlt man sich schnell eingesperrt. In den Jahren danach stellte sich die Frage gar nicht, weil ich durch das Segeln so viel unterwegs war. Allein für die Vorbereitung auf die Vendée Globe mussten wir in die verschiedensten Ecken der Welt reisen. So gesehen ist das eigentliche Rennen derjenige Teil, bei dem man am wenigsten von der Welt erlebt: Man sieht nur den Ozean. Problematisch war da eher das Heimweh. Ich fand es wirklich schwierig, so lange alleine zu sein, die Sehnsucht nach der Familie war extrem. Generell glaube ich, dass Fernweh auch ein gutes Zeichen sein kann, weil es einem deutlich macht, wie verwurzelt man ist. Spüren kann man es nur, wenn man nicht völlig heimatlos durch die Gegend vagabundiert. Aufgrund der aktuellen Situation verbringe ich momentan viel Zeit in Hamburg, und ich bin vermutlich weniger unterwegs als ein durchschnittlicher Vertreter oder Unternehmensberater. Mein Tipp gegen Fernweh: Lesen. Es gibt nichts Schöneres, als mit einem guten Buch auf dem Sofa dem Fernweh nachzufühlen. Jack London oder Bruce Chatwin kann ich empfehlen, da kann man wirklich in andere Welten und andere Zeiten eintauchen. Erst kürzlich habe ich Stefan Zweigs biografischen Roman über Magellan gelesen. Total faszinierend, wie die damals das erste Mal um die Welt gesegelt sind. So eine Leseerfahrung ist für mich pures Fernweh.

Fast wie in Spanien
Fandango, Sardana, Paso Doble und natürlich Flamenco. Am liebsten an einem lauen Sommerabend in einer engen, verwinkelten Altstadtgasse bei einem samtig-aromatischen Tempranillo als Zuschauer genießen. Entspannt und erfüllt von den Erlebnissen des Tages. Wo? In Barcelona, laut Global Wealth and Lifestyle Report 2020 einer der weltweit beliebtesten Städte. Dorthin auswandern möchte meine Mutter mit fast 80 Jahren zwar nicht mehr, aber als Städtereiseziel möchte sie sie seit langer Zeit unbedingt erleben. Und nun hat ihr die Pandemie einen Strich durch ihre (Reiseplan-)Rechnung gemacht. Wohin also mit dem Fernweh am 80. Geburtstag? Wann wird fliegen wieder möglich sein? Wie viel Zeit bleibt noch? Also planen wir kurzerhand eine Geburtstagsüberraschungsparty mit dem Motto: Wir holen Spanien an den Niederrhein. In unserem Garten wird es eine Sandfläche mit Liegestühlen geben, Palmen, eine lange Tafel mit weißen Tischdecken, Kerzen und kleinen Schälchen mit Köstlichkeiten wie Oliven, Garnelen, Aioli, Chorizo – eben den typischen spanischen Tapas inklusive eines guten Tempranillos. Aber das Beste kommt dann als Überraschungsevent: ein Paar, dass zu einem Medley aus spanischen Hits verschiedene Tänze vorführt. Professionell, mit viel Lebensfreude und guter Laune. So, dass wir hoffentlich am Ende mit der ganzen Familie gemeinsam im Garten tanzen und das Leben genießen können.

Camping ist der Urlaub unserer Zeit
Genau vor neunzig Jahren machte die Liebe erfinderisch: Zusammen mit seiner Verlobten Fridel entwickelte Arist Dethleffs den allerersten Caravan, damit die beiden auch auf seinen Geschäftsreisen zusammen sein konnten. Fridel notierte 1931 in ihr Tagebuch: „Es ist wunderschön, so zu reisen. Uns fehlt nichts, wir haben ein komfortables Haus mit auswechselbarem Garten und stets neuem Blick aus dem Fenster.“ Und genau dieses Lebensgefühl, gepaart mit dem Gefühl des Freiseins, ist es, was unsere Reiseform ausmacht. Gerade jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie, in der Planen kaum möglich ist, bieten wir komfortable, sichere und spontane Möglichkeiten, um Fernweh unabhängig und individuell stillen zu können. In die Reisemobile und Wohnwagen von Dethleffs steigt man ein und fährt los – genau dorthin, wo es die Pandemie gerade zulässt. Wir bieten Fahrzeuge in allen Größen und für jeden Geschmack. Von einfach bis luxuriös. Und für diejenigen, die es lieber kompakt wollen, bieten wir seit 2019 unter der Marke Crosscamp alltagstaugliche Urban Camper an. Aktuell interessieren sich viele Neukunden für die von Dethleffs entwickelte Urlaubsform, mit der man so spontan sein kann wie mit keiner anderen Form des Reisens. Das gilt insbesondere für Familien. Deshalb steht unsere Marke seit vielen Jahren als Freund der Familie an der Seite seiner Kunden, die mit unseren Fahrzeugen ihr Fernweh stillen können.

Sehnsuchtsorte
Weiße, scheinbar ewige erhabene Flächen. Umrahmt von spitzen, dunklen Felsen, Geröll und Gipfeln. Ich war 14, als mich das Fernweh nach einem Skiurlaub in die alpine Gletscherwelt zu einem bestimmten Berg unerwartet traf. Seitdem träumte ich mich von Deutschland aus in die Berge, las unter der Schulbank alle Abenteuer von Reinhold Messner und Co. sowie von der Grönland-Durchquerung von Arved Fuchs. Sehnsucht nach dem ewigen Eis. Aber was ich suchte, waren nicht die großen Abenteuer oder prestigeträchtige Gipfel. Es ist etwas anderes dort oben, was mir einfach guttut. Mit 25 stillte ich meine Sehnsucht zu „meinem“ Berg und verbrachte einen Sommer lang als Praktikantin im Nationalpark Hohe Tauern in Kärnten. Ich war einfach nur da, lebte dort oben und erfuhr, wie ich mich in der Nähe meines Berges endgültig von einem jahrelangen Burnout erholte. Ich bin gerne als Bergsteigerin im steilen Eis aktiv, aber auch als Fotografin und Filmemacherin zieht es mich ins nicht mehr ewige Eis. Immer wieder bleiben meine Augen an den grauweißen Flächen hängen. Ich möchte die letzten Reste des Eises dokumentieren und für die Nachwelt festhalten. Um meine Sehnsucht zu stillen, habe ich Kärnten zu meinem Lebensmittelpunkt gemacht. Von dort aus kann ich relativ einfach einen Blick auf meinen Sehnsuchtsberg werfen oder einfach einen Tagesausflug hinauf machen. Aber ich träume immer noch von Grönland. Irgendwann werde ich mit meinen Kameras dort sein.

Fernweh auf Festplatte
Man kennt es. Die Bilder aus dem wenige Tage zurückliegenden Urlaub werden routiniert auf den Laptop rübergezogen und in einem Ordner abgelegt. Mit jedem Monat mehr in Richtung Weihnachten geraten die selbst geschossenen Andenken in Vergessenheit, denn der Alltag überschüttet die gewonnene Erholung schneller als erwartet. Mal wieder, wie eigentlich jedes Jahr. Keine Reise war je genug, um nach deren Ende die Bilder liebevoll zu archivieren und für einen selbst oder seine Mitmenschen zu kuratieren. Man wollte sie nur sicher wissen, auf irgendeiner externen Festplatte oder in einer Cloud. Alle Bilder wurden in der „Vor-Corona-Zeit“ kopflos in einem Ordner mit dem Versprechen an sich selbst archiviert, diesen Ordner mal an einem verregneten Sonntagnachmittag endlich zu sortieren. Nichts ist seitdem passiert. Was also tun gegen das Fernweh in der Pandemie, welches einen nun wieder schweren Herzens plagt: Räume deine Urlaubsbilder auf, es wirkt Wunder. Wer sich einmal die Mühe und gleichzeitige Freude macht, seine digitalen Fotodateien zu sortieren, wird viele wunderbare Schätze aus vergangenen Tagen ganz ohne Maske und Abstandsregeln heben können, welche einem das Fernweh mindern werden.

Das Fremde erkennen
Fernweh scheint das Gegenteil von Heimweh. Beim Heimweh sehnen wir uns nach dem Vertrauten, dem Zuhause, der Geborgenheit. Die Ferne lockt mit etwas anderem: dem Unvertrauten, Fremden, Neuen. Ob es mit einem Schmerz verbunden ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Jedoch verspricht die Ferne etwas, das in uns zumindest eine Unruhe auslöst, die uns dazu motiviert, zu reisen. Das Reisen in andere, fremde oder zumindest nicht mit dem Zuhause deckungsgleiche Gebiete eröffnet uns neue Perspektiven, erweitert unseren Horizont. Das lässt uns Neues sehen oder zumindest vieles in einem neuen Lichte betrachten: Andere Lebensformen, anderen Sitten ermöglichen uns, uns selbst infrage zu stellen und zu sehen, dass das Leben so, aber auch ganz anders sein kann. Das schult uns in den Ideen der Toleranz und des Pluralismus. Um das zu erlangen, muss die Reise in das Fremde, Unvertraute aber nicht zugleich eine Reise in die Ferne sein: Selbst nahestehende Menschen sind uns manchmal sehr fern und sollten es auch sein dürfen – mit ihren Gedanken, Gefühlen, Zielen, Werten. Sich dem Fernen und Fremden zu öffnen, gehört mithin zu einer auch generellen Ethik des guten Lebens und zu einer umfassenden Selbst- und Welterkenntnis: Wir sind stets aufgefordert, über den Tellerrand zu schauen und es uns nicht allzu gemütlich zu machen im Heimischen. Das Fremde und dessen Akzeptanz sind die Regel, nicht die Ausnahme. Das gehört zum menschlichen Dasein.

Plan B
„Zu Hause ist es doch am schönsten“ oder „Warum in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah?“ klingt old fashioned – und trotzdem ist was Wahres dran. Die oberste Maxime sollte doch sein, den Fokus darauf zu richten, was geht, anstatt im Sehnen nach dem zurzeit Unmöglichen zu verharren. Und es geht so viel auch im Moment. Das Glas ist definitiv halbvoll. Der Frühling und die sonnigen und zum Teil sehr warmen Tage locken geradezu raus ins Freie. Zu zweit oder alleine die Sonne, die lauen Lüfte zu genießen, ist einfach herrlich. Und soziale Kontakte lassen sich – regelkonform – auch im Freien pflegen. So gab es selbst im Winterzauber bei Schnee und Minusgraden Kaffee aus der Thermoskanne und Gebackenes auf einer Bank mit Blick auf den See. Dazu übrigens kubanische Musik vom Smartphone. Letzteres muss aber nicht, denn auch die Stille lässt sich genießen. Und ansonsten heißt es derzeit: entschleunigen. Ein Termin jagt mal nicht den nächsten. Zeit, inne zu halten, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und vielleicht auch gelegentlich an Plan A zu denken für die Zeit danach.

Luftloch im Leben
26 Jahre sind vergangen, seitdem ich das erste Mal als Flugbegleiterin in die Luft gegangen bin. 26 Jahre voller bereichernder Eindrücke, interessanter Begegnungen, interkultureller Erfahrungen und herausfordernder Situationen. Flugbegleiterin zu sein, ist nicht nur eine Entscheidung für einen Beruf, es ist vielmehr die Wahl einer Lebensform. 2020 hat ein Virus mir und vielen anderen die Flügel gestutzt. Zum ersten Mal wurde der großen globalen Reisegemeinde ein Stoppschild vorgehalten, ganz plötzlich wurde die eben noch so kleine Welt auf einmal ganz groß, unerreichbar groß. Familien sind über die ganze Welt verteilt und finden nicht zueinander, Vielflieger sammeln statt Flugmeilen Punkte im heimatlichen Supermarkt und ich schlafe jede Nacht in meinem eigenen Bett. Es sind die kleinen Dinge, die mir den Verlust meines Fliegeralltags aufzeigen: der staubige Koffer im Kellerregal, die letzte Flasche meiner amerikanischen Lieblingsseife oder der letzte Rest des indischen Currypulvers, das ich in die Soße rühre. Die Welt verschwindet immer weiter aus meinem Leben. Sorgen und Gedanken über das, was kommt, treten an ihre Stelle. Menschen werden wieder reisen, sie werden wieder fliegen, aber es wird anders, es gibt kein Zurück in der Geschichte. Ich habe Hoffnung und mache aus der Not eine Tugend: Ich genieße das tägliche Zusammensein mit meiner Familie und nutze die freie Zeit für ein Studium. Aber ich vermisse die Welt.

Vor die Haustür, aber richtig
Die Reiseeinschränkungen haben dazu geführt, dass viele ihre Heimat besser kennen- und schätzen gelernt haben, zum Beispiel beim Sport in der Natur vor der Haustür, in den Alpen oder Mittelgebirgen. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Das ist prinzipiell eine positive Entwicklung – Stichwort CO2-Emissionen – bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich: Autokolonnen und Parkplatz-Chaos belasten Anwohner, dauerhafte Besuchermengen stören Wildtiere, es entstehen neue Steige inklusive Erosionen im Gelände. Damit die Reise- und Abenteuerlust nicht zulasten von Mensch und Natur geht, gilt es, nach dem FUN-Prinzip – freundlich, umsichtig und naturverträglich – unterwegs zu sein. Wie das am besten geht? Mach dir Gedanken zur Anreise. Wenn möglich fahr öffentlich, zum Beispiel mit dem Bergbus. Wer mit dem Auto kommt, parkt bitte nur auf öffentlichen Parkplätzen, nicht in Vorgärten, auf Privatgrund oder auf dem Feld. Nimm bitte deinen Müll wieder mit – auch „Biomüll“ wie Bananenschalen oder Apfelbutzen. Probier’s mit nachhaltigen Zielen. Die Bergsteigerdörfer sind öffentlich erreichbar und haben Naturschutz und Nachhaltigkeit oben auf ihrer Agenda. Weitere Tipps findest du unter: alpenverein.de/Natur/Naturvertraeglicher-Bergsport

Dem Himmel so nah
Der Abend ist angebrochen und der Lift fährt ein letztes Mal den Berg hinauf. Die Wolkendecke durchbrochen, blickt man auf ein Meer aus Federn, so scheint es. Oben angekommen die restlichen Meter zu Fuß zum Gipfel gestapft. Den Blick gen Horizont gerichtet. Unendliche Weiten, dem Himmel so nah wie selten zuvor. Der Watzmann, wie sehr ich ihn doch vermisse.

Reich aus Fantasie
Welche Strategie habe ich, wenn nicht einmal bei Netflix eine Ablenkung auf mich wartet und die durchstöberten Filme allesamt nicht einmal als Zusatzprogramm zum Bügeln tauglich sind? Job erledigt, halbherzig Yoga gemacht, Freunde kontaktiert, schon wieder gesund gekocht – und dann? Neue Abenteuer, aber wie? Wenn jede Planung der Zukunft sinnlos ist und egal, wie vernünftig das Üben der Ambiguitätstoleranz erscheint, dreht man völlig durch. Aber jeder, der überleben will, sucht intuitiv Wege, um der Ödnis zu entkommen. Meine Rettung sind die Dinge, die ich schon immer begreifen wollte. Gerade ist es die Astrophysik. Als Laie suche ich beim Recherchieren den Zusammenhang mit dem Leben, das Übergeordnete, das Existenzielle. Schwarze Löcher und Raumzeit, Gleichgewicht in fernen Galaxien. Eintauchen – ferner kann eine Reise nicht sein. Am besten noch eine eigene Geschichte über die Expedition zum Schwarzen Loch ausdenken – bitte ein ganz großes aussuchen, die kleinen zermalmen einen. Wem das zu fern ist, kann sich mit sich selbst beschäftigen und eigene Gedanken sortieren. Hat schon jemand ernsthaft versucht, einen eigenen Gedächtnispalast anzulegen? Es geht! Erst überlegen, wie es dort aussehen kann, dann Behälter mit Erinnerungen anlegen und immer wieder weitermachen. Je visueller, desto schöner.

Reisen im Kopf
Einmal ging ich zum Hauptbahnhof und setzte mich eine Viertelstunde auf den Bahnsteig, um die Passagiere zu beobachten und auch zu beneiden. Wie gerne würde ich verreisen, Freunde besuchen, etwas Neues entdecken oder einfach unterwegs sein. Verregnete Wochenenden verbringen wir, wenigstens in Gedanken, auf Reisen. Mit Streaming-Angeboten von Theatern und Opernhäuser, virtuellen Touren durch Museen, Dokus und landesüblichen Rezepte bringen wir die Welt zu uns nach Hause. Seit dem zweiten Lockdown sind wir so regelmäßig unterwegs. In Wien, Berlin, New York und Paris – wenn auch nur virtuell. Das alles kann eine Reisen nicht ersetzen, aber es verkürzt die Wartezeit.

Warum in die Ferne schweifen?
Natürlich ist Urlaubmachen ein starkes Bedürfnis – mal die Seele baumeln lassen, die Landschaft einer fremden Gegend genießen, die dort heimische Kulinarik erleben und mit vielen Eindrücken nach Hause zurückkehren. Heute ist es jedoch an der Zeit, den Vorzug der näheren Umgebung zu beleuchten. Kulinarisch gesehen ist man, wenn man in Wien lebt und weinaffin ist, im Vorteil auch wegen des Wiener Weins. Doch egal welche Himmelsrichtung man einschlägt, man kommt sofort in weitere gute Weingegenden. Ein Kleinod, die Thermenregion, liegt direkt im Süden der Hauptstadt. Das sogenannte Burgund Österreichs ist begünstigt durch Klima und besondere Böden. Vor allem die autochtonen Rebsorten Zierfandler und Rotgipfler ergeben großartige Weißweine, die ihren Platz in jedem gut sortierten Weinkeller verdienen. Diese gibt es nur in den nördlichen Orten dieses Gebiets. Die Winzer der südlicher gelegenen Orte hingegen haben sich den feinen Rotweinen verschrieben, neben dem heimischen St. Laurent erreicht auch der internationale Pinot Noir hier Spitzenqualität. Mit einer Flasche eines solchen Tropfens kann man sich die sonnenverwöhnte Stimmung der Heurigen in der Thermenregion nach Hause holen. Man spürt eine Tradition, die ins 12. Jahrhundert zurückreicht, ebenso viel Innovation, die von der jungen Winzergeneration ausgeht. Ein Stück Österreich im Glas. In diesem Sinne: Das Gute liegt oft näher, als man glaubt.

Mit Sicherheit reisen
Die Menschen sind in Reiselaune – das zeigen derzeit viele Umfragen unter der Bevölkerung. Viele haben im vergangenen Jahr Corona-bedingt komplett auf ihren Urlaub verzichtet, daher gehen wir von einen Nachholeffekt in diesem Jahr aus. Weiter voranschreitende Impfungen und kluge Sicherheitskonzepte werden dazu beitragen, dass wieder mehr gereist werden kann. Hotels, Reiseveranstalter, Urlaubsländer und Fluggesellschaften haben Hygiene- und Sicherheitskonzepte umgesetzt, um sicheres und verantwortungsvolles Reisen zu ermöglichen. Bei der Buchung empfiehlt sich mit Blick auf die Absicherung eine Pauschalreise. Das ist die sicherste Reiseform für die Urlauber, denn sie haben rund um die Uhr einen Ansprechpartner an ihrer Seite, der sich kümmert und auch proaktiv informiert, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll. Auch für den Fall, dass eine vorzeitige Rückreise erforderlich sein sollte, sind Pauschalreisende abgesichert: Der Reiseveranstalter kümmert sich und organisiert alles. Wenn die Reisewilligen sich dann auch noch für die Buchung im Reisebüro beraten lassen, sind sie wirklich auf der sicheren Seite, denn die Experten im Reisebüro kennen sich auch mit den jeweiligen Reisebedingungen aus, was Stornierungen und Umbuchungen betrifft. Derzeit gibt es preislich attraktive Frühbucherangebote der Veranstalter, die meist auch bis kurz vor Reiseantritt eine kostenfreie Umbuchung oder Stornierung erlauben.

Fernweh trifft Heimweh
Ja, die Pandemie hat viele Menschen in Krisen und Probleme gestürzt. Aber Fernweh? Ich habe kein Fernweh. Die Menschen in den Slums von Nairobi und Sao Paulo oder in den Flüchtlingslagern in Jordanien und Bangladesch haben auch kein Fernweh. Sie haben Angst und Hunger – mit und ohne Corona. Was ist Fernweh? Mehr als 500 Meter das Haus verlassen zu dürfen, zwei Wochen zwischen Hunderten von Liegestühlen in Rimini zu liegen, eine Busfahrt in die Sahara? Ich fürchte, die Frage ist suggestiv. Ich habe fast 20 Jahre meines Lebens rund um die Erde gelebt und gearbeitet. Während ich dies schreibe, blicke ich auf die Elbe und die Menschen, die auf dem Deich spazieren gehen. Corona lässt entdecken, was auch einem Fernreisenden fast verloren zu gehen drohte: durch Wälder wandern, Bäume bewundern, an Flüssen und Seen oder der Nord- und Ostsee sitzen und gen Horizont blicken. Ja, ich freue mich, wenn es wieder möglich sein wird, einige Wochen in meiner europäischen Fernheimat zu verbringen. Auf der Iberischen Halbinsel sitze ich dann und schnacke Spanisch und Portugiesisch mit Menschen, die dort Dauerheimat haben. Es mag sein, dass Corona Fernweh weckt bei Menschen, die immer in der Heimat geblieben sind – aus welchen Gründen auch immer. Menschen wie ich, die aus verschiedenen Gründen viel in der weltweiten Ferne unterwegs waren, entdecken nun Schönheit und Besonderheiten in nächster Nachbarschaft.

Unterwegs zu Hause
Als Handelsreisende zu arbeiten, war für mich die ideale Kombination, um Reisen und unter Leuten sein zu können. Nach und nach ist man unterwegs zu Hause. Im Zug weiß man oft im Voraus, ob es eine ruhige Fahrt wird. In (fast) jeder Stadt habe ich mein Lieblingsrestaurant und einen für mich wunderbaren Flecken Erde entdeckt. Doch dann wurde es Frühling und über Nacht alles anders. Nun bin ich schon so lange am selben Ort wie lange nicht mehr. Ich darf mich nicht beschweren, mein Tagesablauf hat sich verändert, es findet alles online statt. In meinem geschäftlichen Umfeld haben sich alle daran gewöhnt. Aber doch fehlt es mir, unterwegs zu sein, Menschen zu treffen und nicht nur auf meinem Bildschirm zu sehen. Vor allem eines hat sich für mich verändert: Die Wochenenden verbringe ich ausschließlich offline.

Freude an Neuem
Beruflich, aber auch privat habe ich auf allen Kontinenten sehr viel von diesem Planeten sehen und kennenlernen können. Und dennoch: Bei jeder Rückkehr erfasste mich Traurigkeit. Ich wollte sofort wieder weg. Und das lag nicht an der Familie, Freunden oder Mitarbeitern in Deutschland. Nein, das war Fernweh, wirkliches Fernweh. Das hat mich immer unterschieden von denjenigen, die sich darüber freuten, wieder zu Hause zu sein, geprüft zu haben, ob alles noch so ist wie im Jahr zuvor. Für mich muss eine Reise verbunden sein mit Neuem. Fernweh und Neues, das gehört zusammen. Meine drei Punkte für einen Plan B sind also: Nie zweimal an denselben Ort oder in dieselbe Region fahren. Kein Pauschalurlaub, Überraschungen, auch Katastrophen sind angesagt. Mithilfe des Internets planen, aber wissen, dass es dann sowieso ganz anders kommt. Dabei kann man auch jetzt gerade auf eine kleine Gedankenreise gehen und zugleich sein Fernweh befriedigen.

Nase im Wind
Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten daran gewöhnt, in viele Ecken dieser Welt vorzudringen, von denen unsere Vorfahren noch nicht einmal zu träumen wagten. Triebfeder dieser mit Fernweh umschriebenen Erscheinung war häufig die Neugier auf die soziokulturellen Lebensumstände in anderen Ländern, Abenteuerlust, aber auch das Gefühl, sich ein wenig mit kosmopolitischem Flair zu umgeben. Sollte die Pandemie weltweit nicht wirksam und nachhaltig eingedämmt werden können, engt sich der Kreis der Möglichkeiten stark ein. Neugier und Abenteuerlust kann man aber auch stillen, ohne mit dem Flugzeug in ferne Länder reisen zu müssen. Der in den letzten Jahren zu beobachtende Trend zur Nutzung des Fahrrads auch im Freizeitbereich hat sich gerade in Zeiten der Pandemie verfestigt. Sollten Pensionen und Hotels im Sommer wieder geöffnet sein, kann man Fahrradtouren als Sternfahrt oder als Rundreise unternehmen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, wie viel mehr man bei Fahrradtouren, aber auch bei Wanderungen von einer Region mitbekommt. Positiver Nebeneffekt ist die Bewegung an der frischen Luft, die das Wohlbefinden fördert. Ein wenig mehr Bescheidenheit kann uns darüber hinaus nicht schaden.

Erhöhtes Risiko
Ob und unter welchen Voraussetzungen das Reisen im Sommer möglich sein wird, kann derzeit niemand genau sagen. Deshalb ist eine Reisebuchung mit Risiken verbunden. Wer aktuell die Frühbucherrabatte nutzen möchte, sollte sich für eine Pauschalreise entscheiden. Bei diesen ist der gesetzliche Schutz in der Regel besser als bei Individualreisen. Sollte Ihr Reisegebiet wider Erwarten im Sommer zum Corona-Risikogebiet erklärt und eine Reisewarnung durch das Auswärtige Amt erfolgen, können Sie kostenfrei stornieren. Eine Reisewarnung ist aber nicht immer notwendig. Das Auftreten von unvermeidbaren außergewöhnlichen Umständen am Urlaubsort, die Ihre Reise erheblich beeinträchtigen, reicht aus, zum Beispiel Bewegungseinschränkungen oder Gesundheitsrisiken vor Ort. Diese Umstände müssen im Einzelfall geprüft werden. Bekommen Sie später ein ungutes Gefühl und ist die Reise noch einige Zeit entfernt, wird es schwieriger, diese kostenfrei zu stornieren. Möchten Sie Kosten vermeiden, sollten Sie abwarten und beobachten, wie sich die Situation entwickelt. Haben Sie sich nach der Buchung dazu entschieden, nicht zu reisen, sollten Sie frühzeitig stornieren, da bei frühen Stornierungen geringere Kosten anfallen. Die genaue Höhe ist den Stornobedingungen zu entnehmen. Zwar werben die Veranstalter mit großzügigen Stornomöglichkeiten, diese gelten aber oft nicht für alle Tarife und Reisearten. Lesen Sie das Kleingedruckte vor der Buchung deshalb genau.

Auf zum See
Das Fernweh hat Pause. Der Blick richtet sich in die Nähe. Das scheint überschaubar, bei aller Unsicherheit auch planbar. Der See ist jetzt das Ziel. Wenn denn die Unterkünfte und wieder beherbergen können, dann geht es auf den SeeGang von Überlingen auf Schusters Rappen nach Konstanz, immer den See im Blick. Eine Sehnsucht.

Flamenco am Niederrhein!
Fandango, Sardana, Paso doble und natürlich Flamenco! Am liebsten an einem lauen Sommerabend in einer engen, verwinkelten Altstadtgasse bei einem samtig-aromatischen Tempranillo als Zuschauer genießen. Entspannt und erfüllt von den Erlebnissen des Tages. Wo? In Barcelona – der zweitgrößten Stadt Spaniens und laut Global Wealth and Lifestyle Report 2020 einer der weltweit beliebtesten. Dorthin auswandern möchte meine Mutter mit fast 80 Jahren zwar nicht mehr, aber die Destination als Städtereiseziel möchte sie seit langer Zeit unbedingt erleben. Und nun hat ihr die Pandemie einen Strich durch ihre (Reiseplan-)Rechnung gemacht! Wohin also mit dem Fernweh am 80. Geburtstag? Wann wird fliegen wieder möglich sein? Wieviel Zeit bleibt noch? Also planen wir kurzerhand eine Geburtstags-Überraschungsparty mit dem Motto: Wir holen Spanien an den Niederrhein! In unserem Garten wird es eine Sandfläche mit Liegestühlen geben, Palmen, eine lange Tafel mit weißen Tischdecken, Kerzen und kleinen Schälchen mit Köstlichkeiten wie Oliven, Garnelen, Aioli, Chorizo – eben den typischen spanischen Tapas inklusive eines guten Tempranillos. Aber das Beste kommt dann als Überraschungsevent: Ein Paar, dass nach einem Medley aus spanischen Hits, verschiedene Tänze vorführt. Professionell, mit viel Lebensfreude und guter Laune. So, dass wir hoffentlich am Ende mit der ganzen Familie gemeinsam im Garten tanzen und das Leben genießen können.
Boris Herrmann, Professioneller Hochseesegler